Derek Long, Bürgermeister von St. Helens, Andreas Dobers, Lucca Ziegler und Stuttgarts Bürgermeister Martin Schaier (v.l.) mit der Statue für den besten Spieler. Foto: Dobers - Dobers

14 Fußballer des TSV Uhlbach und drei Begleiter reisten am Wochenende in offizieller Mission nach England: Stuttgart feiert die älteste Städtepartnerschaft.

UhlbachManche Stuttgarter fliegen für einen Musicalbesuch oder zur Shoppingtour nach England, 14 Fußballer des TSV Uhlbach und drei Begleiter reisten am Wochenende in offizieller Mission auf die Insel. Stuttgart feierte die älteste Städtepartnerschaft. Vor 70 Jahren – drei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs – boten die Stadtverantwortlichen von St. Helens der Landeshauptstadt die Partnerschaft an und der damalige Oberbürgermeister Arnulf Klett ergriff die Gelegenheit: Eine Delegation aus Stadträten flog am Freitag zu den Jubiläumsfeierlichkeiten – die Uhlbacher Kicker folgten am Samstag. „Mit gemischten Gefühlen. Schließlich traten wir mit einer durch drei Mann bestärkten Jugendauswahl gegen eine Mannschaft aus St. Helens an, die eigentlich drei Klassen höher spielt“, erinnert sich „TSV-Vice President“ Andreas Dobers. Doch der Kurztrip nach St. Helens verging wie im Flug. „Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Engländer war enorm“, sagt Trainer Chris Metzger. Bereits am Flughafen in Manchester wartet Mannschaftsbetreuer Steve Lingard mit einem Bus, der die deutschen Kicker ins 30 Kilometer entfernte St. Helens brachte. „Eine Stadt, die vor 70 Jahren das europäische Zentrum der Glasproduktion und etwa so groß wie Stuttgart war, jetzt aber den Umbruch in die Moderne angehen muss“, erzählt Dobers. Viel Zeit für eine Stadttour blieb den Uhlbachern nicht. Bereits um 15 Uhr – britischer Zeit – wurden die Fußballer zum gemeinsamen Fernsehschauen im modernen Sportcenter der Stadt erwartet. WM-Viertelfinale: England gegen Schweden. „Bei der Planung vor einigen Wochen rechneten alle damit, dass die deutsche Nationalelf gegen England antreten könnte“, sagt Thomas Ziegler, der als Trainerassistent die Truppe begleitete. Doch Jogis Jungs sind bereits im Urlaub, die Uhlbacher Kicker sollten in die Bresche springen. Um 17.30 Uhr – wenige Minuten, nachdem Englands Nationalelf das Halbfinale erreicht hatten – war Anpfiff für das groß angekündigte Freundschaftsspiel zum Jubiläum Stadtpartnerschaft im herrlichen Stadion. „Eine beeindruckende Zeremonie mit Begrüßung der Stuttgarter Delegation, Wimpeltausch von Stuttgarts Bürgermeister Martin Schairer mit dem Bürgermeister aus St. Helens sowie dem einzelnen Einlaufen inklusive Namensnennung der Spieler“, erzählt Dobers.

Die Freundlichkeiten waren nach dem Anpfiff schnell vergessen. Die Engländer traten mit der ersten Mannschaft an. „Kantige, gestandene englische Kicker, die alle rund 20 Kilogramm kräftiger waren als unsere Jungs, mit britischer Härte, aber immer fair zur Sache gingen“, analysierte Metzger. Schnell lagen die Uhlbacher 3:0 zurück. Noch vor der Pause gelang Lucca Ziegler der Anschlusstreffer und in der zweiten Spielhälfte nahmen Metzgers Jungs, die in dieser Konstellation noch nie zusammengekickt hatten, das Herz in die Hand, glichen zum 3:3 aus, gerieten zwar noch in Rückstand, konnten aber kurz vor Spielende zum 4 :4 ausgleichen. „Ihr habt die Ehre des deutschen Fußballs wiederhergestellt“, gratulierten Schairer und die Engländer der jungen Uhlbacher Elf. „Es hat das gezeigt, was der Nationalelf fehlte: Teamgeist“, war Metzger stolz. Besondere Ehre wurde Dreifach-Torschütze Lucca Ziegler zuteil. Er wurde zum „Man of the Match“ ernannt. Als Belohnung ging’s am Sonntag noch nach Liverpool, ins British Music Experience, dem modernen Museum des Pops, und in den legendären Cavern Club, der Geburtsort der Beatles. „Selbst für die Jungs, die mit den Beatles oder Stones weniger verbinden, ein Erlebnis“, sagt Ziegler. Die TSV-Verantwortlichen wollen an diesen Erfolg anknüpfen, 2019 einen Gegenbesuch organisieren und „überhaupt unseren jungen Athleten aller Sportarten mehr Möglichkeiten zum Kennenlernen anderer Nationen bieten. Die Englandreise hat unseren Jungs weit über den sportlichen Erfolg hinaus viel für ihr Bewusstsein gebracht“, sagt Dobers.