Axel Heger geht nach 43 Jahren bei der Stadtverwaltung - zuletzt als Chef der Märkte Stuttgart GmbH - in den Ruhestand. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Nach 43 Jahren in verantwortlichen Positionen in der Stadtverwaltung geht Axel Heger jetzt in den Ruhestand. Seit 2013 leitete er die Geschicke der Märkte Stuttgart GmbH. Das Markthallenjubiläum, die Neugestaltung der Tankstelle in der Neckarwiesenstraße, die Optimierung der Standorte der Großmarktpächter und den Ausbau der Wochenmärkte hebt Heger als Erfolge hervor. „Aber der Großmarkt benötigt Erweiterungsmöglichkeiten, um wettbewerbsfähig zu bleiben“.

Herr Heger, Sie sind seit 1974 bei der Stadt Stuttgart. Was waren die wichtigsten Stationen?

Axel Heger: Mir hat die Arbeit Spaß gemacht und ich konnte viel bewegen. In der Liegenschaftsverwaltung habe ich nach der Zentralisierung des Immobilienbestands der Ämter alle Immobilien der Landeshauptstadt Stuttgart gemanagt. Ich hatte mit Menschen aus Kultur, Wirtschaft sowie Bürgern aus allen Schichten der Gesellschaft zu tun. Wichtige Projekte waren der Kulturpark Berg mit der Merzakademie und dem Süddeutschen Rundfunk sowie namhaften Architekten und auch Künstlern, wie Ben Willikens. In den 90er-Jahren war die Unterbringung der ersten großen Flüchtlingswelle eine Herausforderung. Darüber hinaus hatte ich die Verwaltung und Freimachung des Schlachthofgeländes mit der nachfolgenden Umwandlung in ein Gewerbegebiet und die Sanierung des großen Kursaals in Bad Cannstatt zur Aufgabe. Die Vermietung der Wagenhallen im Nordbahnhof und Umwandlung in ein bedeutendes Kulturzentrum sowie die Umsetzung von Maßnahmen für Stuttgart 21 war unter anderem ein zentrales Thema. Auch Verwaltungsneubauten und Sanierung von Feuerwehrstandorten und Kindertagesstätten gehörten bei mir zum umfassenden Aufgabengebiet.

Und die vergangenen fünf Jahre waren die spannendsten?

Heger: Die Leitung der Märkte Stuttgart war Neuland mit spannenden Herausforderungen. Ich war in direktem Kontakt mit den Großmarkthändlern und Kunden, den Wochenmarkt- und Markthallenbeschickern. Und man konnte sich auch verwirklichen und vieles umsetzen.

Gab es Höhepunkte?

Heger: In der Markthalle sicherlich das 100-jährige Bestehen. Für den Großmarkt war die Neugestaltung der Tankstelle der erste Meilenstein. Wir haben den Betriebsablauf optimiert und dadurch in den vergangenen beiden Jahren das beste Betriebsergebnis mit mehr als neun Millionen Umsatz erreicht. Da sind wir - das gesamte Team - stolz drauf.

Die Markthalle ist das Schmuckstück der Märkte Stuttgart. Wie hat sie sich entwickelt?

Heger: Wir konnten fünf neue Stände aufbauen, neue Warenkreise erschließen. Im vergangenen Jahr haben wir den Bereich der Fischhalle eingerichtet und zum 1. Dezember beispielsweise einen preisgekrönten Traditionsbäcker gewonnen. Die Markthalle hat durch die Mieterwechsel an Attraktivität gewonnen.

Zumal auch die Nachbarschaft aufgewertet wurde...

Heger: Gott sei Dank. Ich habe das Dorotheenquartier nie als Konkurrenz gesehen. Es war wichtig, den Bereich aufzuwerten. Das ergibt Synergieeffekte sowohl für die Markthalle als auch fürs Dorotheenquartier. Wir befruchten uns gegenseitig. Kunden wechseln hin und her. Wir werden aber die Öffnungszeiten der Markthalle näher betrachten müssen. Das Einkaufsverhalten hat sich verändert. Vielleicht müssen wir uns dem Trend, abends einzukaufen, anpassen.

Der Großmarkt führt dagegen beim Verbraucher ein Schattendasein. Was konnten Sie für ihn erreichen?

Heger: Wir haben die Infrastruktur ausgebaut, die Verträge optimiert und mehr Erträge erzielen können. Den großen Händlern räumten wir Chancen ein, ihre Bereiche zeitgemäßer und kundenfreundlicher zu gestalten. Das trägt zur Standortsicherung bei. Jetzt werden noch die Vertragsverhältnisse mit dem Blumengroßmarkt und Landgard aktualisiert. Diese Standorte müssen langfristig erhalten bleiben. Der Blumengroßmarkt ist ein wichtiger Teil des Standorts.

Der Lebensmittelbereich ist hart umkämpft. Wie kann der Großmarkt sich behaupten?

Heger: Der Großmarkt hat eine große Bedeutung für die Region. Er ist die Drehscheibe und zu 100 Prozent ausgelastet. Aber er ist auf 200 000 Quadratmetern in einem engen Korsett eingezwängt. Wir müssen ihn erweitern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Auf dem benachbarten Grundstück des Kohlekraftwerks wird sich mittelfristig eine städtebauliche Neuordnung ergeben. Da müssen wir einen Fuß in die Tür bekommen. Ich habe erste Signale ausgesendet.

Hat sich das Konsumverhalten geändert?

Heger: Die Nachfrage nach regionalen und frischen Produkten ist ungebrochen. Dies macht sich auf den Wochenmärkten bemerkbar. Die Waren sind gefragt. Bioprodukte sind beliebt. Der Kunde will Frische, Qualität und Beratung. Letzteres bekommt er auf den Wochenmärkten und in der Markthalle. In meiner Zeit haben wir vier neue Wochenmärkte eröffnet.

Sind die Krämermarkte dagegen Ihr Sorgenkind?

Heger: Durchaus, sie sind lange nicht mehr so beliebt, wie man in Untertürkheim und Wangen sieht. Gut laufen noch traditionell die Kirbemärkte in Hedelfingen und Feuerbach. Dagegen boomen die Flohmärkte. Der Samstagsmarkt auf dem Karlsplatz ist eine Institution. Er wird dort auch bleiben.

Das Interview führte Mathias Kuhn.