Im Herbst 2018 soll laut Stadtverwaltung die Umgestaltung in Untertürkheim beginnen. Visualisierungen (2): Ramboll Studio Dreiseitl Quelle: Unbekannt

Von Alexander Müller

Seit Jahrzehnten beschäftigt die Stadtverwaltung bereits das Thema „Stadt am Fluss“. Seit nunmehr zwei Jahren werden die Pläne konkreter. OB Fritz Kuhn hat einen Masterplan „Erlebnisraum Neckar“ ins Leben gerufen. Einzelne Projekte sollen sich wie an einer „Perlenkette“ aneinanderreihen und nach und nach ein zusammenhängendes Freiraumsystem am Neckarufer entstehen. Konkret sind sieben Maßnahmen bis 2022 geplant, die Stadt stellt 14,5 Millionen Euro zur Verfügung.

„Die Menschen zieht es an den Fluss, aber in Stuttgart ist dieser leider nur schwer zugänglich“, weiß Kuhn um die Besonderheiten in Stuttgart. Denn entgegen anderer Großstädte sind nur sehr wenige Uferflächen in städtischem Besitz. Sehr viele Gewerbegebiete ziehen sich bis direkt an den Neckar. „Wir haben eine lebendige Wirtschaft und das soll auch so bleiben, dennoch wollen wir ein Stück weit für urbanes Erlebnis am Fluss sorgen“, betonte OB Kuhn bei der Präsentation des Masterplans auf dem Schiff der Hafengesellschaft. Aus zahlreichen einzelnen „Neckar-Perlen“ soll so ein „Blaues Band“ entstehen, den Menschen so den Neckar „zurückgeben“.

In einem dreistufigen Zeitplan sollen zahlreiche Ideen umgesetzt werden, um den Neckar in der Landeshauptstadt für die Bürger erlebbarer zu machen. Konkret werden dabei bis ins Jahr 2022 sieben Projekte benannt. Diese befinden sich in Planungen oder sind bereits vom Gemeinderat genehmigt. Insgesamt 14,5 Millionen Euro investiert die Stadt. Weitere Ideen könnten bis 2035 umgesetzt werden.

Erste Maßnahme bereits 2018

Als erste Maßnahme soll bereits im Herbst kommenden Jahres die Uferumgestaltung im Lindenschulviertel in Untertürkheim starten. Die Pläne wurden bereits vom Gemeinderat beschlossen. „Es ist das erste Mal, dass der Neckartalradweg dann auf den Neckar trifft“, sagt Baubürgermeister Peter Pätzold. Der Neckardamm wird verbreitert, zudem eine großzügige Terrasse angelegt. Im Neckar selbst eine Schwimmplattform aufgestellt werden. Die Verantwortlichen rechnen mit einer Bauzeit von etwas mehr als einem Jahr.

In der Planung befindet sich die Umgestaltung des Neckarufers am Cannstatter Wasen. Hier sollen bis 2022 eine großzügige Promenade und eine Anlegestelle für Flusskreuzfahrtschiffe entstehen. Über die neue Wasenquerung auf Höhe des Camping-Platzes direkt zur Stadtbahnhaltestelle an der Mercedesstraße soll ein „wirklicher Neckarpark“ entstehen.

Schon beschlossen ist eines der laut Kuhn und Pätzold „reizvollsten Projekte“: Ab 2019 soll am „Hechtkopf“ des Sicherheitshafens zwischen Bad Cannstatt und Hofen eine Aussichtsterrasse mit Stufen bis direkt zum Wasser gestaltet werden. Auf der vorgelagerten Landzunge „wollen wir auch eine Gastronomie ansiedeln“, sagt Pätzold, schließlich habe man einen wunderbaren Blick auf die Steillagen der Weinberge.

Vor allem aus ökologischer Sicht wertvoll ist die Naturoase Auwiesen. Diese soll nach den Planungen geflutet werden. Durch die naturnahe Nutzung des sehr flachen Neckarufers könnten „so wieder als einziger Platz in der Landeshauptstadt Laichplätze für Fische und andere Tierarten entstehen“, erklärte Wolfgang Maier, der Leiter des Stadtplanungsamtes. Doch für diese Maßnahme sei zunächst bis zur Umsetzung im Jahr 2022 noch ein größeres Planfeststellungsverfahren notwendig.

Sehr viel weiter ist man hingegen schon auf der anderen Neckarseite. Dort soll an der Austraße ein Uferpark entstehen. Auf dem schmalen Streifen zwischen Fluss und Steilwand wurde der erste Baustein mit dem Wasserspielplatz Freienstein bereits realisiert. Als zweiter Schritt sollen ab 2019 Neckarterrassen gebaut werden und und auch ein Aufstieg zum Tappach-Link genannten Bereich auf den Schnarrenberg ermöglicht werden. Hingegen erst ab dem Jahr 2022 sieht der dritte Baustein einen Neckarstrand aus Kies mit einem hohen Aufenthaltscharakter vor.

Weitere bislang 19 Visionen bis 2035 sehen auch die Möglichkeit vor, das rund 30 Hektar große Areal am heutigen Kohlelager des Kraftwerks an der B 10 zu erschließen. Vielleicht sogar „könnte man das Mineralbad Leuze ebenso zum Neckar öffnen“, sagte Pätzold. Baden im Neckar sei aufgrund der Wasserqualität und des Schiffsverkehrs derzeit aber nicht erlaubt. Ebenso große Chancen sieht die Verwaltung mittelfristig für das Neckarknie in Bad Cannstatt. Derzeit läuft noch bis Weihnachten ein Ideenwettbewerb für das 9,6 Hektar große Areal zwischen der König-Karls-Brücke und dem Mühlsteg. Unter anderem soll die alte Eisenbahnbrücke erhalten und begrünt werden. „Ende März 2018 soll ein Preisgericht entscheiden“, sagt Pätzold. Hinzu kommen die Bereiche am Rosensteinufer, das nach der Fertigstellung des Rosensteintunnels frei wird, sowie weitere Freitreppen am Mühlgrün und Kurparkufer. Trotz des Erhalts des Stadtbads Cannstatt sei eine Umgestaltung möglich. Geklärt werden müssten allerdings „noch die genauen Standorte für die Schiffsanliegestellen“, erklärte Maier.

„Es ist eine systematische Überlegung, wo die ‚Stadt am Fluss‘ erlebbar wird“, betonte Kuhn. Schritt für Schritt soll in den kommenden Jahren der Masterplan „Erlebnisraum Neckar“ umgesetzt werden.