Rund 4000 Daimler-Mitarbeiter nahmen an der Kundgebung vor dem Untertürkheimer Tor des Stammwerks teil und machten ihre Forderungen deutlich. Foto: Müller Quelle: Unbekannt

(ale) - Mit einem Warnstreik vor dem Untertürkheimer Tor setzten gestern rund 4000 Mitarbeiter des Mercedes-Benz-Werks Untertürkheim ein Signal. Eine Woche vor Beginn der vierten Verhandlungsrunde zeigten sie ihre Kampfbereitschaft. Die IG Metall fordert sechs Prozent mehr Lohn und vor allem flexiblere Arbeitszeiten.

Die Stimmung an der Basis ist kämpferisch. Nach dem Auftakt der Warnstreiks in der vergangenen Woche folgten gestern um 10.30 Uhr rund 4000 Mitarbeiter der Untertürkheimer Konzernzentrale sowie den Werkteilen Bad Cannstatt, Hedelfingen und Mettingen dem Aufruf der IG Metall und legten die Arbeit nieder. Die Teilnehmer machten klar, was sie vom bisherigen Angebot der Unternehmerseite halten: nichts. „Die Arbeitgeber können sich bei der Flexibilität nicht nur die Rosinen herauspicken, sie müssen auch was zurückgeben. Es braucht Arbeitszeiten, die zum Leben passen und wir haben jetzt die Gelegenheit, mit einem modernen Tarifvertrag zum Thema Arbeitszeit ein Zeichen zu setzen“, rief Wolfgang Nieke, der Betriebsratsvorsitzende des Stammwerks Untertürkheim.

Ihre Forderungen machten die Daimler-Mitarbeiter auf einigen Plakaten mehr als deutlich. „Draußen wächst mein Kind auf, drinnen mein Arbeitszeitkonto“ oder „Miteinander für mehr Zeit für uns“ hieß es in Richtung der Manager. Die IG Metall fordert sechs Prozent mehr Lohn für eine Laufzeit von sechs Monaten. Zudem soll vor allem die Arbeitszeit flexibler gestaltet werden. Die Forderung: Eine Vollzeitstelle soll ohne Begründungszwang für bis zu zwei Jahre auf 28 Stunden reduziert werden können, mit dem Anspruch danach wieder auf die komplette Arbeitszeit einsteigen zu können. Mitarbeiter, die zudem Kinder betreuen oder Familienangehörige pflegen, sollen zudem einen Zuschuss von bis zu 750 Euro im Jahr erhalten. „Ich bin seit 35 Jahren beim Daimler, und habe durch die Arbeit oftmals vieles verpasst als meine Kinder noch klein waren“, erklärt Volker Wohlfarth vom Werkteil Mettingen. Betroffen davon sind vor allem die Montagemitarbeiter: „Wir können die Arbeit schließlich nicht mit nach Hause nehmen und den Motor im Wohnzimmer bauen“, erklärt ein Kollege.

„Es hat 30 Runden gedauert, bis sich die Arbeitgeber zu einem Angebot herabgelassen haben. Bis zu einem konsensfähigen Kompromiss wird es nicht noch einmal so lange dauern“, kündigte IG Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger unter dem Jubel der Streikenden an. Mit Blick auf die Entgeltforderung von sechs Prozent ist er sich mit Nieke einig: „Die Unternehmen präsentieren immer neue Rekordgewinne. Nun steht der Belegschaft ein Teil dieses Erfolges zu“.

In der Nachtschicht wurden die Kundgebungen auch vor dem Tor der Werkteil in Mettingen fortgesetzt. Für heute ist um 11 Uhr ein Warnstreik bei Mahle in Bad Cannstatt geplant. Und sollten die Arbeitgeber nicht einlenken, „werden wir den Druck weiter erhöhen“ sagte Nieke unter dem Jubel der Mitarbeiter, die im Anschluss nicht mehr an ihre Arbeitsplätze zurückkehrten.