Foto: Car2go

Von Mathias Kuhn

Car2go-Kunden, die in den Außenbezirken Stuttgarts wohnen, haben gestern Post erhalten, die sie nicht freuen wird: Das Carsharing-Unternehmen konzentriert sich aufs Kerngebiet, den „Kessel“. Randgebiete wie Hedelfingen, Rohracker, Uhlbach, Mühlhausen, Hofen und Freiberg gehören nicht dazu. Das bedeutet: Kunden dürfen dort das gemietete Auto nicht endgültig abstellen und werden auch keine Fahrzeuge mehr angeboten bekommen. Sie sind ausgegrenzt.

Mit dem Elektro-Smart von car2go von Uhlbach, Rohracker oder Hofen schnell in die Innenstadt fahren. Das geht von 2. November an nicht mehr. Das Carsharing-Unternehmen verkleinert nämlich den Geltungsbereich seiner Flotte. Um die Verfügbarkeit von Car2go-Elektroautos am Standort Stuttgart zu verbessern und im „Kessel“ noch mehr lokal emissionsfreie Fahrten zu ermöglichen, optimiere Car2go sein Geschäftsgebiet, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Was sich hinter der eigentlich erfreulichen Meldung verbirgt, erkennen die Nutzer, wenn sie auf die neue Home-Area-Karte für Stuttgart blicken. Einige Außenbereiche gehören nicht mehr diesem Kerngebiet an. Um die Verfügbarkeit im Kerngebiet zu erhöhen, werden Bereiche mit geringer Nachfrage aus dem Geschäftsgebiet - dem Gebiet, in dem Car2go-Mieten begonnen und beendet werden können - entfernt. „Carsharing funktioniert dann am besten, wenn die Autos häufig gemietet und von den Kunden selbst gleichmäßig im Geschäftsgebiet verteilt werden. Häufig stranden in Stuttgart Autos in Außenbezirken mit geringer Nachfrage und fehlen dann in der Innenstadt, wo die Kunden die Autos besonders stark nachfragen“, erklärt Thomas Beermann, der Geschäftsführer von Car2go Europe.

Leidtragende sind die Kundinnen und Kunden in den Außenbezirken, in denen meist auch der öffentliche Personennahverkehr nicht so gut ausgebaut ist und die in den Nachtstunden seltener angefahren wird. Rohracker, Uhlbach, Heumaden, Rotenberg, Frauenkopf aber auch Mühlhausen, Freiberg, Mönchfeld, Hofen und Steinhaldenfeld schauen in die Röhre. Dort kann ab 2. November kein Car2go-Fahrzeug mehr gemietet werden. An denen Ladesäulen in den Außenbezirken, an denen die Carsharing-Nutzer bislang die Smarts gefunden haben, dürfen keine Car2go-Fahrzeuge mehr geparkt werden. Die Standorte werden von Car2go aufgegeben.

„Autofahrer in den Außenbezirken haben aber noch die Möglichkeit sich ein Auto, das im Kerngebiet steht, 24 Stunden lang zu mieten. Es muss dann aber wieder im Kerngebiet abgestellt werden“, sagt Car2go-Sprecherin Vera Pfister. Insgesamt wird der Geltungsbereich um rund ein Drittel von bislang 153 Quadratkilometer auf 101 Quadratkilometer verringert. Rund 30 Quadratmeter entfallen dabei allerdings auf unbewohnte Gebiete wie die angrenzenden Wälder. In Stuttgart werden 9,1 Quadratkilometer bebaute Fläche herausgenommen. In Esslingen wird die Fläche um 5,6 Quadratkilometer verkleinert. Praktisch nur die Altstadt rund um den Bahnhof gilt noch als Car2go-Zone A. Wer dort sein gemietetes Fahrzeug endgültig abstellt, muss aber eine zusätzlich ‚Drop-off-Gebühr‘ von 1,90 Euro bezahlen.

Infos zu Car2go

Car2go ist ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Daimler AG. In Stuttgart umfasst die Flotte 550 Elektro-Mietautos - 500 E-Smarts und 50 Mercedes-Benz B-Klasse Electric Drive - die größte Elektro-Mietflotte in der Welt. Das Unternehmen hat in der Region 105 000 Kunden. Diese haben seit 2013 rund 20 Millionen Kilometer in der Region emissionsfrei zurückgelegt. Der neue Geltungsbereich beträgt noch 101 Quadratkilometer.