Dieses Kranfahrzeug ist in der Nacht zum Montag vom Gelände der Firma Paule an der Augsburger Straße gestohlen worden. Foto: Hermann Paule GmbH - Hermann Paule GmbH

Unbekannte haben Montagnacht einen Kran vom Hof der Firma Paule gestohlen. Offenbar sind die Diebe gezielt vorgegangen.Vom Fahrzeug fehlt bislang jede Spur.

Obertürkheim Rain er Schmid ist sprachlos. So etwas sei in der 100-jährigen Firmengeschichte noch nie passiert, sagt der Geschäftsführer der Hermann Paule GmbH, nachdem er sich wieder gesammelt hat. Der Schock sitzt tief: Dem Unternehmen wurde ein Mobilkran vom Hof gestohlen.

Wie berichtet, haben Unbekannte in der Nacht zum Montag zwischen 3 und 3.30 Uhr das Fahrzeug vom Typ Liebherr LTM 1070-4.1 vom Gelände der Obertürkheimer Firma an der Augsburger Straße entwendet. Laut Schmid haben die Diebe das Fahrzeug aufgebrochen und zum Starten kurzgeschlossen. „So wie das bei Autos auch gemacht wird.“ Dann sind sie mit dem 48 Tonnen schweren Vierachser einfach davongefahren. Wie ein Polizeisprecher berichtet, sei der nicht gerade leise Kranwagen zwar in der Nachbarschaft bemerkt worden, aber niemand sei stutzig geworden. Solche Einsatzfahrten in den verkehrsarmen Nachtstunden seien nicht unüblich, heißt es.

Bis jetzt fehlt von dem Fahrzeug jede Spur. Grundsätzlich kann es über GPS geortet werden, bislang konnte jedoch kein Signal empfangen werden. Möglicherweise wird der Sender gestört, vielleicht wurde er auch bereits entfernt. Ob der Kranwagen jemals wieder auftauchen wird, das vermag Schmid nicht einzuschätzen. „Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Aber ich glaube nicht so recht daran.“ Er geht davon aus, dass der Mobilkran gezielt gestohlen wurde. Nicht nur, weil das Gefährt mit Teleskopausleger denkbar ungeeignet ist für eine spontane Spritztour von Laien – um es halbwegs bedienen zu können, benötigt man einen Lkw-Führerschein. Zudem standen auf dem Hof mehrere Kranfahrzeuge unterschiedlicher Baureihen. Doch ausgerechnet auf das Älteste hatten es die Diebe abgesehen. Der Kran, dessen Klappspitze nicht montiert war, ist schon zehn Jahre alt. „Ein gängiges Modell.“ Die Täter hätten wohl genau gewusst, was sie da tun, glaubt Schmid an einen organisierten Diebstahl.

Er vermutet, dass das Fahrzeug nach Afrika geschafft werden soll. „In Deutschland kann der Kran eigentlich so gut wie gar nicht mehr eingesetzt werden.“ Selbst wenn das auffällig rot-gelb lackierte Gefährt umgespritzt werde. Wie jedes „normale“ Auto auch, habe der Mobilkran eine Fahrgestellnummer, über die er identifiziert werden könnte. Diese sei auch beim Hersteller Liebherr hinterlegt. „Sobald jemand Ersatzteile bestellen würde, würde das dort auffallen.“

Laut Schmid gibt es Hinweise darauf, dass der Kran in Richtung Frankreich bewegt wurde. „Es ist wirklich erstaunlich, wie sich die Nachricht vom Diebstahl über die sozialen Netzwerke verbreitet hat. Dadurch wissen wir inzwischen, dass der Kran gegen 4.20 Uhr, also nur kurze Zeit nach dem Diebstahl, auf der A 8 bei Rutesheim gesehen wurde.“ Mit maximal 65 Stundenkilometern müsse er gefahren sein, schneller sei der Vierachser nicht, sagt Schmid. Inzwischen sei die Firma Paule dabei, über Facebook und Co. auch in Frankreich nach dem Fahrzeug zu suchen, berichtet der Geschäftsführer. „Und wir haben 5000 Euro Belohnung ausgesetzt für Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen.“ Für den entstanden Schaden – das Fahrzeug ist noch etwa 200 000 Euro wert – werde die Versicherung aufkommen, ist Schmid erleichtert. Auch Aufträge könne man trotz des Verlustes wie geplant durchführen. „Zum Glück haben wir mehrere Geräte in dieser Gewichtsklasse.“

Schmid kann sich an einen ähnlichen Fall in der Branche erinnern, der sich vor einigen Jahren ereignet habe. Da sei ein Kranwagen einen Tag nach dem Diebstahl im Osten Deutschlands in einer Bauernscheune gefunden worden – schon halb umlackiert. „Nach unserem Kenntnisstand gab es in letzter Zeit im süddeutschen Raum keine Diebstähle dieser Art.“ Wohl aber im Ruhrgebiet. Zeitungsberichten zufolge haben unbekannte Diebe Mitte Dezember vergangenen Jahres in Gelsenkirchen einen 600 000 Euro teuren Autokran gestohlen. Er parkte direkt vor dem Firmengelände – zusammen mit einem weiteren Fahrzeug. Auch am zweiten Kranwagen befanden sich Spuren, die vermuten lassen, dass auch dieser für den Abtransport manipuliert wurde. Im Mai 2014 wurden im Kreis Mettmann zwei Schwerlastkräne im Wert von 1,7 Millionen Euro vom Gelände eines Fachbetriebes gestohlen.

Wer hat das rote Kranfahrzeug mit dem amtlichen Kennzeichen S-HP 517 gesehen? Hinweise nimmt die Polizei unter der Rufnummer 89 90 35 00 entgegen. Melden kann man sich auch auf der Facebook-Seite der Hermann Paule GmbH.