Quelle: Unbekannt

Mindestens sechs Bäume müssen auf dem Karl-Benz-Platz gefällt werden, damit die Stadt dort einen neuen Abwasserkanal bauen kann. Die Bauarbeiten sollen frühestens im September 2020 beginnen.

WangenDie Verwunderung in der Bezirksbeiratssitzung war groß: Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel verkündete, dass im Zuge des Neubaus des Abwasserkanals zwölf Bäume auf dem Karl-Benz-Platz gefällt werden müssten. Der neue Kanal soll entlang der Augsburger Straße, durch den Arlbergdurchlass und über den Karl-Benz-Platz zum Neckar geführt werden. „Bäume spenden Schatten, sorgen für Kühlung im Sommer und helfen die Schadstoffbelastung an dem wichtigen Verkehrsknotenpunkt zu senken. Der Verlust von zwölf Bäumen schmerzt“, sorgten sich Wenzel und die Bezirksbeiräte. Zwar werden nach Beendigung der Baumaßnahme die gefällten Bäume ersetzt. „Wir müssen aber darauf achten, dass wir keine jungen Bäumchen erhalten, sondern Pflanzen in der ähnlichen Größenordnung“, meinten die Bezirksbeiräte. Einige hatten dabei die hohen Platanen im Bereich des Wunderstegs im Blick. Ekkehardt Schäfer von der Abteilung Entwässerung des Tiefbauamts kann die Gemüter jedoch etwas beruhigen.

Die großen Platanen im Bereich des Wasserkraftwerks bleiben unangetastet. „Sicher gefällt werden müssen nur sechs Bäume, die im Bereich der Stadtbahnhaltestelle der Linie 13 stehen“, sagt Schäfer. Dabei würde es sich um zwei Baumhasel, drei Säuleneichen und einen Kastanienbaum handeln, die im Fahrbahnmittelstreifen beziehungsweise neben der Stadtbahnhaltestelle wachsen. Zwei der Säuleneichen, die etwas erhöht stehen, seien bereits abgestorben. Doch auch weitere Bäume in dem Bereich könnten gefährdet sein. „Im Vorfeld der Baumaßnahmen sind wir zudem verpflichtet, im Bereich des Karl-Benz-Platzes Kampfmittelsondierungen durchzuführen“, sagt Schäfer. Im Zweiten Weltkrieg war der Bahnhofsbereich beliebtes Ziel von Fliegerangriffen. Das Tiefbauamt muss vorsorglich nach im Boden schlummernden Bomben suchen. Wenn sich im Zuge der Kampfmittelerkundung Verdachtsmomente ergäben, müssten eben weitere Bäume in der Nähe der potenziellen Bomben entfernt werden. Da die Projektgesellschaft der Bahn vor Kurzem und die Planer beim Bau des Karl-Benz-Platzes vor Jahren bereits Erkundungen anstellten und keine Fremdkörper fanden, ist Schäfer guter Hoffnung, dass sich kein weiterer Fund ergeben wird.

Verkehrsbehinderungen erwartet

Notwendig wird der Bau des neuen Abwasserkanals als Folgemaßnahme des Stuttgart-21-Projekts. Das Abwasser aus dem Bereich Wallmer und Stubaier Straße wird in sechs Dolen unter den Bahngleisen hindurch in Richtung Benzstraße und von dort in den Neckar geleitet. Durch die Tunnelarbeiten und die Arbeiten für den künftigen Wartungsbahnhof sind die alten Leitungen bereits oder werden noch unterbrochen. Zudem laufen die Verträge zwischen der Stadt und der Bahn im Januar 2022 aus. Die Stadtentwässerung Stuttgart (SES) hat sich deswegen entschieden, den alten Kanal zu verlegen und einen neuen auf ihren eigenen Grundstücken zu bauen. Der neue Abwasserkanal wird entlang der viel befahrenen Augsburger Straße und über die Arlbergstraße zum Arlbergdurchlass führen. In diesem Bereich werden die Leitungen vermutlich in offener Bauweise verlegt.

„Es wird zu Verkehrseinschränkungen führen“, bedauert Schäfer. Für viele Anwohner und Pendler wird dies ein Deja-vu-Erlebnis. Im Bereich des Eszet-Stegs wurde im Sommer die Augsburger Straße aufgerissen und eine neue Trinkwasserleitung verlegt. An der Ecke Arlbergstraße/Arlbergdurchlass muss ein Regenüberlauf errichtet werden. In geschlossener Bauweise wird danach ein Kanal unter dem Karl-Benz-Platz hindurchgepresst. Dazu wird auf dem Karl-Benz-Platz eine sechs Meter breite und zehn Meter lange Vortriebsgrube benötigt.

Ursprünglich sollten die Arbeiten im Februar 2020 beginnen. Die Pläne würden jedoch gerade mit verschiedenen Ämtern abgestimmt. Dann müsse noch die europaweite Ausschreibung erfolgen. Schäfer rechnet damit, dass die Stadt frühestens im September mit den Arbeiten beginnen könne. Für die gesamten Bauarbeiten sind rund 18 Monate veranschlagt. „Für die gefällten Bäume werden dann zwei Bäume derselben Baumart gepflanzt. Wenn der Platz auf dem Karl-Benz-Platz nicht reicht, werden die zusätzlichen in der Umgebung versetzt“, sagt Schäfer .