UntertürkheimEnttäuschung für viele Inselbadgäste. Heute startet Stuttgarts größtes Freibad in die neue Saison – mit einer unerfreulichen Mitteilung: Weil die Stuttgarter Bäderbetriebe nicht genügend qualifiziertes Aufsichtspersonal gewinnen konnten, müssen die Öffnungszeiten im Inselbad gekürzt werden. Was 2016 bereits zu Protesten und Abwanderung einiger Stammgäste führte, wiederholt sich nun wieder: Das Inselbad-Personal kann erst um 10 Uhr die Pforten öffnen. Die Frühschwimmer, die vor Arbeitsbeginn oder nach der Nachtschicht ein paar Runden im Sportbecken drehen, Wassergymnastik im Familienbecken machen oder einfach in aller Ruhe vor der Sommerhitze ein paar Schwimmzüge machen wollen, haben das Nachsehen.
Arvid Donert, dem Leiter des Inselbads, „blutet selbst das Herz“. Seit 16 Jahren zeichnet er fürs Inselbad verantwortlich. Er hat immer dafür gekämpft, dass die Besucher bereits in den frühen Morgenstunden in „ihr Inselbad“ können. Eine feste Gemeinde von 50 bis 100 Frühsportler – rüstige Senioren, Mitarbeiter benachbarter Firmen, Leistungssportler und Jugendliche – teilt sich die Becken. Bis vor wenigen Tagen hofften die Verantwortlichen noch, den Zweischicht-Betrieb auch im größten Stuttgarter Freibad mit Hilfe von Saisonkräften aufrechthalten zu können. Wegen der Anzahl der Becken und der Ausbreitung benötigt Donert rund zehn Aufsichtskräfte pro Tag. Mindestens sechs, an besucherreichen Tagen eher acht Aufsichtspersonen müssen gleichzeitig an den Beckenrändern eingesetzt werden, um die Sicherheit der Badegäste gewährleisten zu können. Service und Kassenpersonal kommt dazu.
Nachdem kurzfristig krankheitsbedingt zwei Kräfte ausfielen, waren die eh knappen Dienstpläne nicht mehr einzuhalten. „Aufgrund des Saisonkräftemangels können wir nicht wie geplant unter der Woche um 7 Uhr und am Wochenende um 9 Uhr öffnen, sondern täglich erst um 10 Uhr“, bedauert Jens Böhm, der Presseverantwortliche der Bäderbetriebe. Trotz intensiver Bemühungen und der dankenswerten Unterstützung der Medien ist es in den vergangenen Wochen nicht gelungen, ausreichend qualifizierte Aufsichtskräfte für die Sommersaison zu gewinnen.
Insgesamt benötigen die Stuttgarter Bäder für die Sommersaison zusätzlich etwa 45 Mitarbeiter im Aufsichtsbereich. In den vergangenen Jahren konnte ein Mehrschichtbetrieb nur dank des engagierten Einsatzes aller Mitarbeiter durchgeführt werden, die Überstunden und Urlaubsverzicht in Kauf nahmen, um für die Sicherheit im und an den Becken der fünf Freibäder zu sorgen. Der Fachkräftemangel macht sich seit Jahren bundesweit bemerkbar. Denn das Aufsichtspersonal an den Beckenrändern muss hohe Anforderungen erfüllen. Andere Kommunen schließen im Sommer Hallenbäder, um den Betrieb der Freibäder aufrechterhalten zu können. Nun trifft es auch das Inselbad.
„Wir setzen weiter alle Hebel in Bewegung, um weitere Saisonkräfte für die Freibadsaison zu gewinnen. Ziel ist es, das Inselbad Untertürkheim so schnell wie möglich in zwei Schichten betreiben und damit die üblichen Öffnungszeiten anbieten zu können“, verspricht Böhm.
Ansonsten haben Donerts Mitarbeiter das historische Schmuckstück wieder herausgeputzt. Die Kabinen auf der Sonnenterrasse – ein Alleinstellungsmerkmal des Untertürkheimer Bades – sind alle an die treuen Stammgäste vergeben. Der Sprungturm wurde vergangenes Jahr für rund 300 000 Euro saniert und den Sicherheitsvorschriften angepasst. Aus diesem Grund werden im Sommer dort vermutlich die Süddeutschen Meisterschaften im Turmspringen ausgetragen. Weitere Höhepunkte: das Internationale Schwimmfest und die Württembergischen Schwimm-Meisterschaften.
Wer mindestens 18 Jahre alt ist, über ein DLRG-Rettungsschwimmabzeichen in Silber oder eine abgeschlossene Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe verfügt, kann sich per E-Mail an bewerbung.bbs@stuttgart.de wenden. Weitere Informationen gibt es auch unter der Telefonnummer 216 7851.