Der Laubfrosch ist in Stuttgart nicht mehr heimisch. Quelle: Unbekannt

Die Stadt hat einen Maßnahmenkatalog für den Natur- und Artenschutz vorgestellt. Die Egelseer Heide ist ein Top-E-Biotop.

RotenbergEine Zauneidechse sonnt sich in einer Nische und Ameisenlöwen, die Larven einer Netzflügler-Art, haben in den Felsen Trichter gegraben, um kleine Insekten zu fangen. Die Sandsteinaufschlüsse auf der Egelseer Heide sind eines von 20 Top-E-Flächen, die die Landeshauptstadt Stuttgart künftig mit effizienten Maßnahmen besonders pflegen, schützen und aufwerten will. „Wir wollen damit dem Artensterben entgegenwirken“, sagt Umweltbürgermeister Peter Pätzold. Dazu hat das Amt für Umweltschutz einen 360 Seiten starken Katalog herausgegeben. Gemeinsam mit Experten, unter anderem der Naturschutzverbände, hat Hans Christian Stotzem vom Umweltamt in dreijähriger Fleißarbeit 96 schützenswerte Tier- und 93 Pflanzenarten, die in Stuttgart noch zu finden sind, aufgelistet. Sie werden in Steckbriefen beschrieben und deren Lebensräume dargestellt. „Die Grundlage und ein Leitfaden zugleich für das Artenschutzkonzept “, sagt Hans-Wolf Zirkwitz, der Leiter des Umweltamts. Im Vergleich zu anderen Großstädten ist die Artenvielfalt in der Landeshauptstadt zwischen Wald und Reben zwar noch groß, aber einige markante Tiere gelten als ausgestorben. Der grüne Laubfrosch, die Wechselkröte, die Samthummel und auch der Flussregenpfeifer sind in Stuttgart nicht mehr heimisch, andere Arten sind nur noch an einzelnen Gebieten anzutreffen. Der Verlust einzelner Arten wirke sich auch auf die Umgebung aus, so Pätzold. „Ohne Insekten werden die Blüten beispielsweise nicht mehr bestäubt.“

Durch den Schutz der Zielarten soll die Biodiversität in Stuttgart bewahrt werden. Wirksamer Artenschutz funktioniert nur über die Aufwertung der Lebensräume dieser Tiere und Pflanzen. Dazu gehören neben der Egelseer Heide, der Lemberg in Feuerbach, der Probstsee in Möhringen, das Gaiernwäldle in Uhlbach, der Steinbruch Stephan, das Gebiet Weidenbrunnen und der Saugraben in Mühlhausen sowie ein Teil des Zuckerbergs in Bad Cannstatt. „Auf diesen Top-E-Biotopen können wir mit relativ geringem finanziellen Einsatz viel erzielen“, erklärt Zirkwitz. So reicht der einmalige Rückschnitt der Hartriegel- und Brombeerhecken an der Egelseer Heide und im Anschluss die kontinuierliche, aber vorsichtige Mahd, damit die besonnten Sandstein-Aufschlüsse nicht zugewuchert werden und der Magerrasen erhalten bleibt, auf denen dann Orchideen, Wiesensalbei oder Flockenblumen erblühen können. „Für diese Aufgaben hat der Gemeinderat 900 000 Euro zur Verfügung gestellt und zusätzlich zwei Stellen im Garten-, Forst- und Friedhofsamt geschaffen“, sagt Pätzold.

Das Artenschutzkonzept kann online unter www.stuttgart.de/artenschutzkonzept eingesehen sowie gegen eine Schutzgebühr bestellt werden. Zudem starten am Samstag wieder die Tage der Artenvielfalt. Vom 21. April bis 6. Mai bietet das Amt für Umweltschutz mit Naturschutzverbänden und Experten spannende Führungen und faszinierende Einblicke in die Stuttgarter Natur und ihre Tier- und Pflanzenwelt. Das Programm liegt im Rathaus und den Bezirksrathäusern aus.