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Nach der mageren Ausbeute im vergangenen Jahr können Apfelbaumbesitzer sich nun auf eine Rekordernte freuen. Die Äste biegen sich fast unter der Last der Früchte. Die Apfelernte beginnt so früh wie selten.

UhlbachStreuobstbesitzer wissen nicht richtig, ob sie sich freuen oder sich sorgen sollen. Nach dem mageren Erntejahr 2017 gibt es nun Obst in Hülle und Fülle. Die Bäume hängen voller Früchte, sie ächzen unter der Last, teilweise sind Äste abgebrochen. Andreas Siegele, Stuttgarts Obstbauberater, rechnet mit einem guten Ertrag. „Die Obstbäume standen in voller Blüte und sind dieses Jahr nicht erfroren. Sie konnten viele Früchte ausbilden. Der Junifall der Früchte fiel aus. Allerdings waren die vergangenen Tage zu heiß“, sagt Siegele. Das sieht Markus Nanz ähnlich. Der Ansatz im Frühjahr sei fantastisch gewesen, es habe keine Probleme mit Krankheiten und keine Schädlinge gegeben, doch die Trockenheit mache vor allem den jüngeren Bäumen zu schaffen. „Die älteren stecken die fehlende Nässe gut weg, die jungen leiden“, sagt der Uhlbacher. Die Konsequenzen sind sichtbar: Die Bäume haben Früchte zu Boden geworfen. Nanz zeigt auf die Schalen einiger Früchte. Sie weisen leicht braune Flecken auf – Anzeichen von Sonnenbrand. „Unsere Äpfel benötigen einen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht. Doch vergangene Woche waren die Nächte selbst hier in der Höhe zu warm.“ Statt saftig roter Bäckchen bildet beispielsweise die Sorte Elstar bisher nur eine „vornehm orangefarbene Blässe“ aus. Heute hat Nanz mit der Birnenernte begonnen. In den kommenden Tagen kommen erste Äpfelsorten von den Bäumen. Von 1. September an öffnet er seinen Hofladen.

Die Familie Bauerle vom Schmidener Feld hat bereits die ersten Äpfel geerntet und im Verkauf. „Es sind zwar frühe Apfelsorten, aber die Ernte beginnt dennoch so früh wie noch nie“, sagt Phillip Bauerle. Er ist mit der Qualität hochzufrieden, hofft für die späten Sorten aber noch auf günstigere Wetterbedingungen. Obstbauern und Gartenbesitzer setzen auf ein Ende der Hitzewelle und etwas Regen. „Die Bäume benötigen jetzt Wasser. Jetzt ist normalerweise die Zeit, in der die Früchte an Volumen gewinnen und groß werden“, erklärt Siegele. Alexander Mayer wünscht sich noch aus einem anderen Grund Regen für die Bäume: „Wir benötigen die richtige Mischung aus Fruchtzucker und Säure, um einen fruchtig-spritzigen Apfelsaft zu produzieren“, sagt der Chef von Stuttgarts einziger Fruchtsafterei.

In seinem Büro steht das Telefon kaum still. Beliebte Frage der Anrufer: Wann beginnt die Annahme von Äpfeln? Viele Gartenbesitzer wollen offensichtlich ihre Streuobstbäume erleichtern. Die Äste biegen sich aufgrund der schweren Last nach unten. Es ist höchste Zeit für die Ernte.

Frühe Apfelernte

„Deswegen starten wir mit der Apfelannahme bereits am 21. August – rund drei Wochen früher als normal“, sagt Alexander Mayer. Seit mehr als 20 Jahren schätzen die Fruchtsafthersteller vorab den Behang der Bäume. Mit einem Spezialfernrohr werden die Bäume ins Visier genommen und die Äpfel gezählt. Aus den Zählungen der einzelnen Gutachter wird nach einem Berechnungsverfahren die Ernteerwartung geschätzt. Der Wert kann mit den Vorjahren verglichen werden. „Für unseren württembergischen Bereich ergibt sich für 2018 der absolute Spitzenwert seit zehn Jahren“, sagt Mayer. Er hat sich auf einen Ansturm der Gartenbesitzer vorbereitet. Seine Lagertanks sind leer. Mayer und die Baumbesitzer sind allerdings auf den Preis gespannt. Er wird von den Großproduzenten bestimmt. Normalerweise bedeutet eine große Erntemenge auch einen niedrigeren Preis. Dann wäre aber der Anreiz klein, die Äpfel zu ernten und zur Mosterei zu fahren.

Wichtige Apfelsorten

Summerred: kräftig rot gefärbter Apfel, leicht säuerlich, ergibt einen wunderbaren Kuchen.

Delbar (-estivale): knackig-fester, nicht mehlig-werdender Frühapfel mit sehr gutem Aroma, gelb mit roten Streifen.

Alkmene: säuerlicher, Cox Orange ähnlicher Frühapfel, knackig

Elstar: wichtigste Sorte in Deutschland, knackig und würziges Aroma, süß-säuerlich.

Gala: sehr fest, süß, saftig, der ideale Kinderapfel (da auch nicht zu groß)

Rubinette: Der feine, kleine mit dem großen Aroma

Topaz: neuere Schorf-resistente Sorte aus Tschechien, knackig und würzig mit einer besonders frischen Säure.

Pinova: ebenfalls eine neuere Sorte, aus deutscher Züchtung, knackig-fest mit gutem Aroma.

Jonagold: eine der wichtigsten Sorten, groß, saftig und knackig.

Boskoop: Bekannt und (sehr) säuerlich, bewährt als Kuchensorte.

Braeburn: fest, knackig und mit gutem Aroma. neuseeländische Züchtung, die

auch bei uns hervorragend wächst.

Fuji: fest, süß und saftig. Weltweit verbreitet, meist japanische Züchtung.