In der Tiroler Straße geht es heute bereits sehr eng zu. Wenn große Busse dort fahren sollen, ist Begegnungsverkehr Foto: Kuhn - Kuhn

Den Anwohnern in der Tiroler Straße reicht es. Seit Jahren kämpfen sie gegen Schleichwegfahrer. Die Bürger sammelten 400 Unterschriften und prüfen eine Klage.

UhlbachJetzt reicht’s den Anwohnern der Tiroler Straße. Seit Jahren kämpfen sie gegen den Schleichverkehr, der über die Anwohnerstraße in Richtung Rüdern rollt – verbotenerweise. Die Durchfahrt ist nur landwirtschaftlichem Verkehr gestattet. 1983 wurde höchstrichterlich entschieden, dass die Landeshauptstadt seiner Nachbarkommune Esslingen nicht das Recht einräumen muss, den Verkehr aus Rüdern über Uhlbach ins Neckartal fahren zu lassen. Seitdem gilt ein Durchfahrtsverbot. In der Praxis wird es von vielen Pendlern gebrochen. Denn: Verkehrskontrollen gibt es nur selten. Im Zuge der Umgestaltung wurde die Tiroler Straße zwar auf Uhlbacher Gemarkung verengt, der Strom der Schleichwegfahrer riss deswegen nicht ab. Weil in der Geiselbachstraße in Esslingen von Sommer 2019 an der Kanal saniert und die Hauptstraße rund 15 Monate lang gesperrt werden muss, wollen die Städtischen Verkehrsbetriebe Esslingen die Busse der Linie 109 von Rüdern über die gesperrte Tiroler Straße nach Obertürkheim umleiten. Esslingen fragte die Nachbargemeinde Stuttgart an. Der Bezirksbeirat befasste sich im Februar mit den Plänen. Bevor die Lokalopolitiker einen endgültigen Beschluss fällen wollen, stellten sie einige Forderungen. „In der Sitzung im Juli wollen uns die Fachleute aus Esslingen und vom Ordnungsamt der Stadt Stuttgart nochmals über Details informieren. Die Bevölkerung wird dann wieder eingeladen werden“, sagt Bezirksvorsteher Peter Beier.

Die Anwohner der Tiroler Straße sind enttäuscht. „Wir fühlen unsere Interessen von unseren Bezirksbeiräten nicht vertreten“, sagt Simone Petersen als Sprecherin der Anwohnerinitiative. Die Bürger schlagen eine alternative Umleitungsstrecke von Rüdern über die Weinberge zur Kelter der WG Esslingen vor. Das Argument der Stadt Esslingen, dass dort Spaziergänger gestört sind, ärgert die Uhlbacher noch mehr. „Im Vergleich dazu sind unsere Kinder stärker gefährdet, die in der Tiroler Straße laufen. Die Busse fahren an der Grundschule, der Kita, am Spielplatz und der Turnhalle vorbei“, sagt Dieter Bubeck.

Schon heute kommen an vielen Engstellen zwei Personenwagen nicht aneinander vorbei und weichen auf die abgesenkten Gehwege aus. Mit einem Busverkehr werde es noch riskanter, meinen Jörg Scheible und Regine Bubeck. Zumal die Esslinger Verkehrsbetriebe in der Februarsitzung Kleinbusse ablehnte. Zudem fürchten die Anwohner, dass sich an den legalen Busverkehr noch mehr Schleichwegfahrer anhängen. Auch die Zusage der Stadt Esslingen, eine Schranke gegen Schleichwegfahrer aufzustellen, beruhigt die Anwohner nicht.

Sie lehnen die Interims-Busverbindung ab und haben bereits rund 400 Unterschriften von Uhlbachern gesammelt. „Wir streben zudem eine informelle Bürgerbeteiligung an und ziehen auch eine Klagemöglichkeit in Erwägung“, kündigten die Anwohner in der vergangenen Bezirksbeiratssitzung an. Fritz Endemann, ehemaliger Richter am Verwaltungsgericht, zeigte der Anwohnerinitiative den Rechtsweg auf. Der Jurist sieht durchaus Chancen, die er aus dem höchstrichterlichen Urteil von 1983 ableitet. Demnach hätte es keine unzumutbaren Folgen für Esslingen, wenn Stuttgart ablehnen würde. Er erkennt keine rechtliche Verpflichtung. Wenn Stuttgart dem Busverkehr aber freiwillig zustimme, könne rechtlich geprüft werden, was man auf dem Rücken der eigenen Bürger zulassen dürfe.