1995 hat der Förderverein das alte Schulhaus von der Stadt übernommen und verwaltet es in Eigenregie. Foto: Kuhn - Kuhn

Der Förderverein Alte Schule musste einen Dachschaden reparieren lassen. Die Kosten in Höhe von 29000 Euro reißen ein Loch in den Etat des einzigen Bürgerhauses in Stuttgart, das keine städtischen Zuschüsse erhält.

RohrackerIn Stuttgart gibt es etwa zwei Dutzend Bürgerhäuser. Die Stadt Stuttgart verfolgt mit der Bereitstellung von Bürgerhäusern und Gemeinwesenzentren das Ziel, das lokale Vereinsleben und die Bereitschaft zu bürgerschaftlichem Engagement zu unterstützen. Das lebendige Miteinander im Stadtbezirk soll weiterentwickelt und gestärkt werden, heißt es auf der Homepage der Stadt. Fast alle sind in der Verantwortung der Stadt, werden oft auch vom jeweiligen Bezirksamt oder städtischen Behörden verwaltet und vor allem finanziell gefördert. Die Alte Schule in Rohracker bildet eine Ausnahme. „Wir sind vermutlich das einzige Bürgerhaus in Stuttgart, das sich selbst verwaltet und sich auch eigenständig finanzieren muss. Im Gegensatz zu den anderen Bürgerhäusern erhalten wir keine jährlichen Zuschüsse der Stadt“, sagt Gerhard Schlecht, der Vorsitzende des Fördervereins Alte Schule Rohracker. Dies ist historisch bedingt. Jahrzehntelang drückten dort Kinder die Schulbänke. Das 1901 erbaute Backsteingebäude diente bis 1972 als Schulhaus. Seit 1974 ist das Erdgeschoss Heimat des Jugendzentrums. Ende der 80er-Jahre stand das Schulhaus zum Verkauf. Bürger aus Rohracker liefen Sturm und gründeten 1992 den Förderverein Alte Schule Rohracker. 1995 erwarb der Verein das Gebäude auf Erbbaupachtbasis von der Stadt. Den Vereinsmitgliedern war bewusst, welches Risiko sie mit diesem Schritt eingehen. Sie erklärten sich bereit, das Schulhaus selbst zu verwalten, ein Kurs- und Veranstaltungsprogramm zu organisieren und auch die laufenden Kosten zu stemmen. Eine Herausforderung bei einem heute mehr als 100 Jahre alten, denkmalgeschützten Gebäude.

1997 wurde es erstmals renoviert und dabei das Dach neu gedeckt, wärmeisoliert, eine Solaranlage eingebaut und die Dachgeschosswohnungen modernisiert, damit sie vermietet werden können. Drei Jahre danach mussten die Heizungsanlage und die Sanitärräume auf Vordermann gebracht werden und 2011 wurde das Gebäudeinnere im Rahmen der Ortskernsanierung nochmals renoviert, vor allem zeitgemäße Fenster eingebaut und eine neue Brandschutzanlage eingebaut. „Die Schuldenlast, die wir durch die Sanierungen eingegangen sind, versuchen wir nun jährlich abzutragen“, sagt Schlecht. Mit Veranstaltungen wie dem Feierabend-Movie, dem Sonntags-Café, Teilnahmen an Stadtbezirksfesten und den Mieteinnahmen können sie nicht nur die laufenden Kosten decken, sondern erwirtschaften ein kleines Plus, mit dem sie die Schulden mindern könnten.

Mitte 2017 meldete ein Mieter der Dachwohnung Wasserflecken an den Wänden. Das Ausmaß des Dachschadens traf die Verantwortliche hart. „Die Dachsanierung vor 20 Jahren war nicht optimal“, so Schlecht. Über Jahre war Regenwasser eingesickert und in den Dachstuhl eingedrungen. Balken waren durchgefault. Sie mussten ausgetauscht und das Dach neu isoliert werden. Am Ende beliefen sich die Reparaturkosten auf 29 000 Euro. Ein weiteres Damoklesschwert schwebt über den Köpfen des Vereins. Die Brandanlage muss in den kommenden Jahren erneuert werden. Nochmals 12 000 Euro wären fällig. „Die Belastungen sind ein großer finanzieller Rückschlag für den kleinen Verein. Um dies zu erwirtschaften, müssten die ehrenamtlichen Mitglieder viele Kuchen auf Ortsfesten verkaufen“, sagt Bezirksbeirätin Karin Kaiser. Der Blick der Verantwortlichen geht in Richtung Stadtverwaltung. Um mittelfristig auf einen grünen Zweig zu kommen, hoffen sie auf Beihilfe der Stadt bei den Sanierungskosten oder die Aufnahme in die jährliche Förderung für Bürgerhäuser.

Wer den Förderverein Alte Schule Rohracker unterstützen will, kann eine Spende auf das Konto des Vereins bei der Volksbank Stuttgart IBAN: DE 21 6009 0100 0040 271005 überweisen.