Die Liebe entstand auf dem Weindorf: Waltraud und Josef Stritzelberger. Foto: Kuhn - Kuhn

Waltraud und Josef Stritzelberger haben vor zwei Jahren das Uhlbacher Restaurant „Zum Hasenwirt“ aufgegeben. Am Sonntag stehen sie zum letzten Mal in ihrer Weindorflaube.

StuttgartEine Ära geht zu Ende: Vor knapp zwei Jahren gaben Waltraud und Josef Stritzelberger das Uhlbacher Restaurant „Zum Hasenwirt“ auf, am 9. September öffnen sie auch zum letzten Mal ihre Weindorflaube. „Mit Erleichterung, aber auch mit viel Wehmut verlassen wir das Weindorf“, sagt Waltraud Stritzelberger. Schließlich nahm das Stuttgarter Weindorf einen wichtigen Platz in ihrem Leben ein. Josef Stritzelberger gehört zu den vier Gastronomen, die seit der Weindorf-Premiere noch dabei sind.

Seit der ersten Auflage hat der Uhlbacher seine Laube „Zum Hasenwirt“ immer gegenüber dem Alten Schloss positioniert. „Dass das Weindorf sich zu einer Institution entwickeln wird, hätten wir nicht gedacht. Denn im ersten Jahr war es so kühl, dass sogar die Klarsichtfolien ausgingen“, erinnert sich Urgestein Stritzelberger an den kalten August 1977. Auch das kulinarische Angebot war vergleichsweise bescheiden. Stritzelberger bot Knöchle, Kartoffelpuffer und Zwiebelkuchen an. „Im Laufe der Jahrzehnte hat sich das Weindorf dann zu einem kulinarischen Fest mit hochwertigen Speisen entwickelt“, sagt Stritzelberger.

Wer in seiner Laube mit der Nummer 12 Platz nimmt, kommt auch weil der Uhlbacher Gastronom und passionierte Jäger für seine Wildspezialitäten berühmt ist. Es gibt Kesselfleisch mit Filderkraut, Rostbraten, Medaillons oder Gulasch. Ein weiterer Hit: seine Maultaschen. „Alles selbst zubereitet und frisch“, betont Waltraud Stritzelberger und probiert gerade aus dem kochenden Wasser gezogene selbst geschabte Spätzle.

Stritzelberger legte von Anfang an Wert auf regionale Speisen und Weine – vom Collegium Wirtemberg und dem Weingut Zaiß aus Obertürkheim – Spitzenqualität und Stil. Der Gast soll sich wohlfühlen. „Und in den 41 Jahren erlebte ich hier am Schillerplatz keine Keilerei und keinen Polizeieinsatz“, sagt Stritzelberger. Im Gegenteil: Statt Streit herrscht hier Harmonie. Auch 1983.

Damals bediente Waltraud Brändle im Nachbarzelt, dem Weinbrunnen von Dieter Zaiß. Josef Stritzelberger wagte manchen verliebten Blick, die erwidert wurden. Eine Weindorf-Liebesgeschichte, die auch zum „ersten Weindorf-Baby“ führte, wie Josef Stritzelberger stolz erzählt. Seine Tochter Katharina erhielt acht Ehrenpaten. Die heute 31-Jährige hilft noch immer im Weindorf den Eltern, freut sich aber auch für ihre Eltern, dass sie sich nun – nach vier Jahrzehnten in der Gastronomie – endgültig den Ruhestand gönnen.

42 mal auf dem Weindorf in Stuttgart, 20 mal in Hamburg, zweimal in Berlin, einmal in Brüssel und einmal in St. Gallen – Josef Stritzelberger hat viel erlebt, 66 Weindörfer auf- und abgebaut. „Es hat Spaß gemacht, aber es ist auch großer Stress“, sagt der 71-Jährige. Der Verkehrsverein Pro Stuttgart hat das Ehepaar zu Ehrenmitgliedern gekürt. „Wir werden 2019 wieder beim Weindorf dabei sein, aber dann zum ersten Mal als Gäste“, sagt Waltraud Stritzelberger. mk