Der Fernseh-Moderator Frank Plasberg war am Freitagabend zu Gast im Nachtschicht-Gottesdienst. Foto: Kuhn Quelle: Unbekannt

Heute Abend diskutiert Frank Plasberg in seiner Talkrunde „Hart aber fair“ mit Diskussionsgästen über das Thema Automobil. Am Freitagabend plauderte der TV-Moderator mit Pfarrer Ralf Vogel im Nachtschichtgottesdienst über Kommunikation, Miteinanderreden und Zuhören.

Die Nachtschicht-Reihe steht dieses Jahr in Bezug zur Reformation. Welche Bedeutung spielt Luther für Sie?

Frank Plasberg: Ich war vor zwei Jahren in Martin Luthers Schreibstube, in der er die Bibel übersetzt hat. Es war schon merkwürdig zu wissen, dass er dies in zehn Monaten geschafft hat, und was er für ein Typ war. Er war nicht langweilig und ein Mensch, an dem man sich reiben konnte. Das finde ich reizvoll. Das Lutherjahr hat gezeigt, dass seine Person diskussionswürdig ist.

Ein idealer Gast für eine Talkshow?

Plasberg: Durchaus. Ich hätte mich gefreut, wenn ich ihn dieses Jahr hätte einladen könne. Er wäre Gast gewesen bei „Hart aber fair“.

Luther hat viel für die Deutsche Sprache getan. Welche Rolle spielt Kommunikation in ihrem Leben?

Plasberg: Sprache ist ein Grundelement der Kommunikation. Sie kann ein Herrschaftselement sein, sie kann verräterisch sein, sie kann einen Menschen zum Leuchten bringen, aber sie kann auch eine Waffe sein. Sich der Möglichkeiten der Sprache bewusst zu sein, ist eine Grundvoraussetzung, die man in diesen Tagen hervorheben muss.

Sie sind seit 40 Jahren Journalist. Wie hat sich Sprache und Kommunikation verändert?

Plasberg: Ich bin kein Sprachwissenschaftler. Ich nutze Sprache und finde Sprachpäpste ärgerlich, die meinen, dass sie die Sprache zu einer Blütezeit geführt haben, und diese nun für Jahrzehnte einzufrieren müssen. Sprache lebt. Umgangssprache wird oft als Schimpfwort benutzt, aber Umgangssprache ist Ausdruck für Lebendigkeit. Man muss aber nicht jede Mode mitmachen. Sprache ist auch kein bildungsbürgerliches Eliteelement.

Im Nachtschicht-Gottesdienst ging es ums Kommunizieren. Der Tenor war: Reden vor allem Miteinander ist wichtig, aber Zuhören ist wichtiger. Stimmen Sie dem zu?

Plasberg: Vielleicht ist Zuhören-Können tatsächlich ein Männerproblem. Auf alle Fälle scheint es so zu sein, dass Männer im öffentlichen Leben keinen Rückkanal haben. Sie bekommen kein richtiges Feedback. Sie senden nur noch. Sie haben sich aus der Kommunikation verabschiedet. Es ist interessant ihnen zuzuhören, aber sie sind wie ein Tonträger. Kommunikation ist etwas anderes.

In Ihrer Sendung „Hart aber fair“ ist es Ihre Aufgabe, dass die Gäste aus dieser Tonträgerrolle schlüpfen. Manchmal hilft es zu provozieren. Wo verlaufen in den Diskussionen die Grenzen zwischen hart und fair?

Plasberg: Die Grenzen muss ich immer wieder neu verhandeln. Ich passe dabei die Art und Weise meiner Intervention dem Grad an, mit der der Gast ausweicht, nervt oder anderen Redezeit klaut. Manchmal bin ich dabei in der Vergangenhit zu schnell gewesen. Man kann aber nur gut reagieren, wenn man die gefühlte Zustimmung des Publikums hat.

Sie haben in der Nachtschicht amüsant über ihr Familienleben erzählt und sind ja auch mit ihrer Frau in Paarduell zu sehen. Gelten in der Ehe und Familie auch diese Kommunikationsregeln?

Plasberg: Meine Frau und ich sind beide argumentationsstark und unser Sohn hat gelernt, leidenschaftliche Diskussionen von Streit zu unterscheiden.

Sie haben in Leutkirch ihr Zeitungsvolontariat gemacht und in ihren Sendungen sitzen Ihnen württembergische Gästen gegenüber. Haben Schwaben eine besondere Art der Kommunikation?

Plasberg: Sie haben wie die Bayern den Vorteil, dass auch ein hartes Argument in der Sache durch die Sprachfärbung versöhnlicher rüberkommt. Das merkt man bei Cem Özdemir oder Thomas Strobl.

Und beim Ministerpräsident?

Plasberg: Kretschmann ist eine Sonderfigur. Der hat seinen eigenen Sprachraum und auch seinen eigenen liebenswerten Duktus.

Sie haben den Nachtschichtgottesdienst hautnah erlebt. Glaubt ein Showexperte wie Sie, dass man mit solchen Formaten Menschen für die Kirche interessieren kann?

Plasberg: Es ist Freitagabend, der Saal ist rappelvoll trotz Länderspiel. Die Kirche ist so gut wie die, die vorne stehen. Sie haben das Glück, einen Pfarrer zu haben, der spirituell viel leisten kann und als ein Entertainer funktioniert.

Das Gespräch führte Redakteur Mathias Kuhn