Zum Wochenende wird es wieder wärmer. Foto: dpa - dpa

Noch mindestens bis zum Wochenende rechnen Meteorologen mit Temperaturen von mehr als 20 Grad. Das hat Auswirkungen zu Land, auf dem Wasser und in der Luft.

Stuttgart/Bad Urach/Horb/Konstanz (dpa/lsw)Der Sommer 2018 will und will nicht aufgeben. Noch mindestens bis zum Wochenende rechnen Meteorologen mit Temperaturen von mehr als 20 Grad. Welche Auswirkungen das hat - zu Land, auf dem Wasser und in der Luft.

Menschen strömen in Eisdielen, verbringen ihre Mittagspausen auf Stadtparkwiesen, flanieren in T-Shirts - und das mehr als fünf Wochen nach dem meteorologischen Herbstbeginn. Ungewöhnlich? «Gar nicht», sagt Marco Puckert vom Deutschen Wetterdienst. Zurzeit gelange warme Luft aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland und sorge für Sonnenschein vor allem im Bergland. Das könne zu jeder Jahreszeit geschehen. Davon bekommen allerdings nicht alle Sonnenfreunde im Südwesten etwas mit. In einigen Gebieten südlich von Ulm drangen Puckert zufolge ihre Strahlen am Dienstag überhaupt nicht durch den zähen Nebel. Andere können aus der Nachspielzeit des Sommers auf verschiedene Weise Nutzen ziehen.

GASTRONOMIE: Wirten mit Tischen unter freiem Himmel beschert der warme Oktober einen Nachschlag. Soja-Latte und Halbe lassen sich momentan noch angenehm im Freien genießen - zumindest tagsüber oder abends mit Wolldecke. «Wenn die Sonne untergegangen ist, kann man fast nicht mehr draußen sitzen», sagt Michael Singer. Er betreibt den «Rauschbart» hoch über Horb, den der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur 2012 als beliebtesten Biergarten Deutschlands auszeichnete. Singer hat die Freiluftsaison gerade noch einmal um eine Woche bis zum 14. Oktober verlängert. Abends schließt er sein Ausflugslokal aber bereits gegen 19.00 Uhr, sobald das Neckartal darunter in der Dämmerung liegt.

TOURISMUS: Für Sport an der frischen Luft herrschen nach wie vor Idealbedingungen. «Manche finden das bei gemäßigten Temperaturen angenehmer als bei der ganz großen Sommerhitze», sagt Birgit Karl von der Tourismusgemeinschaft Mythos Schwäbische Alb. Auf der Hochfläche gibt es Bewegungsmöglichkeiten, die sich auch derzeit ohne Schweißbäche am Körper absolvieren lassen. Karl empfiehlt etwa, sich beim Münsinger Mobilitätszentrum ein E-Bike auszuleihen oder den Wasserfallsteig in Bad Urach entlangzuwandern. Im Gegensatz zum Sommer bieten diese Touren jetzt zusätzliche optische Anreize: Die Wälder mit ihren Färbungen von gelb bis tief dunkelrot sähen prächtig aus, sagt Karl. Auf der Alb sind unter anderem Bärenhöhle, Nebelhöhle und Wimsener Höhle noch bis November geöffnet. Zumindest letztere trotzt dem verlängerten Sommer mit ein wenig Vorweihnachtsstimmung: Dort lagern wegen der beständigen Kühle die Christstollen eines lokalen Backunternehmens.

SCHIFFFAHRT: Die Sonne hat mit ihrer diesjährigen Ausdauer den Bodensee schrumpfen lassen. Wegen des niedrigen Wasserstandes konnten die Schiffe der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) verschiedene Landestellen nicht mehr anfahren und an anderen keine Rollstuhlfahrer mehr aufnehmen, weil durch den gefallenen Pegel der Einstieg zu steil wurde. Auf der Insel Mainau mussten die Schiffe aus anderer Richtung anlegen als sonst, was Gästen längere Wartezeiten beim Zusteigen bescherte. Dass es der Bilderbuchsommer komplizierter machte, überhaupt aufs Wasser zu gelangen, tat der Begeisterung aber keinen Abbruch: 64 000 Menschen fuhren zwischen dem 1. und 8. Oktober mit den Schiffen der BSB über den See - das sind 8000 mehr als im Vergleichszeitraum 2017, wie BSB-Sprecher Josef Siebler mitteilte. Eine Saisonverlängerung für die «Weiße Flotte» über den 14. Oktober hinaus ist dennoch nicht möglich, weil der Fahrplan lange im Voraus mit zwei Schweizer Schifffahrtsbetrieben und einem österreichischen abgestimmt ist.

WASEN: Der goldene Oktober verleitet zu Höhenflügen - und zwar im Wortsinn. Während sich kaum Besucher von der «Wilden Maus» durch die Luft schleudern lassen möchten, solange ihnen Regen ins Gesicht peitscht, jubilieren nun die Schausteller auf dem Cannstatter Volksfest. «Die ganzen Fahrgeschäfte profitieren von dem schönen Wetter», sagt Wasen-Sprecher Jörg Klopfer. Auch die Veranstalter hoffen, ihr Ziel von mindestens 3,5 Millionen Besuchern zum Volksfestende am Sonntag zu übertrumpfen. Bis zur Halbzeit kamen 1,5 Millionen.