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Bei Notfällen sind im Südwesten Hunderte Gemeinden unterversorgt - das geht aus einer Untersuchung des SWR hervor. Die Regierungen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz widersprechen.

Baden-Baden/Mainz (dpa/lsw) - Bei medizinischen Notfällen sind in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nach Untersuchungen des SWR 2700 Gemeinden unterversorgt. Es dauere aufgrund weiter Wege zu lange, bis ein Rettungswagen diese Orte erreiche, teilte der Sender am Mittwoch mit. Betroffen seien potenziell rund zehn Millionen Menschen. Der Grund liege in der Planung der Infrastruktur des Rettungsdienstes. Vor allem in ländlichen Gebieten fehle es an Rettungswachen in der Nähe. Die Folge seien lange Anfahrtswege, wenn sich dort ein Notfall ereigne. 900 der Gemeinden seien in Baden-Württemberg, 1800 in Rheinland-Pfalz. „Jeder fünfte Baden-Württemberger und jeder dritte Rheinland-Pfälzer hatte 2016 nur eine 50-Prozent-Chance, dass der Rettungsdienst zehn Minuten nach dem Notruf vor Ort war“, heißt es in einer Analyse des Senders. Hierfür habe der SWR Statistiken des Rettungsdienstes ausgewertet sowie Einsatzzeiten von Rettungswagen und Notärzten analysiert.

Untersucht worden seien hierfür insgesamt 3400 Gemeinden. Hingegen sieht das rheinland-pfälzische Innenministerium keine grundsätzlichen Mängel beim Rettungsdienst im Land. Dieser sei bei Notfällen im Durchschnitt schneller vor Ort als gesetzlich verlangt, teilte das Ministerium in Mainz mit. Es dauere im Schnitt 7 Minuten und 16 Sekunden, bis ein Rettungswagen am Einsatzort eintreffe, was deutlich unter der gesetzlichen Frist von 15 Minuten liege, betonte Innenstaatssekretär Randolf Stich (SPD). Die Hilfeleistungsfrist von 15 Minuten werde in über 94 Prozent aller Notfalleinsätze erreicht. Widerspruch kam auch von der Grünen-Regierungspartei in Baden-Württemberg. „Die durchschnittliche Fahrzeit von Rettungswagen beträgt 6 Minuten und 5 Sekunden, die von Notärzten 6 Minuten und 10 Sekunden. Von Unterversorgung kann also eine Rede sein“, sagte Andrea Schwarz, Sprecherin für Bevölkerungsschutz der Grünen-Fraktion. Die Landesregierung arbeite intensiv daran, die Einhaltung der Fristen zu gewährleisten. „Wir brauchen deshalb mehr Rettungsfahrzeuge und kostendeckende Tarife im Krankentransport“, sagte Schwarz.

Staatssekretär Martin Jäger betonte, die Regierung wolle bei allen Gliedern der Rettungskette so gut wie möglich aufgestellt sein. „Wir stärken die zahlreichen Helfer-vor-Ort Systeme - diese leisten eine schnelle, qualifizierte Erste Hilfe beim Patienten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.“ Baden-Württemberg verfüge über ein System von Qualitätsmanagement und Controlling, das sich ständig erweitere. Auch der Einsatz nach dem Schulbusunglück in Eberbach (Rhein-Neckar-Kreis) habe gezeigt, dass die Rettungskräfte hoch qualifiziert seien.