Bundesweite Razzia im Rotlichtmilieu. Foto: dpa - dpa

Hunderte Thailänderinnen wollten in Deutschland eine Heimat finden, stattdessen sollen sie als Prostituierte ausgebeutet worden sein. Etliche davon in Baden.

Stuttgart (dpa/lsw) Mit einer bundesweiten Razzia im Rotlichtmilieu ist die Bundespolizei gegen die Zwangsprostitution von Thailänderinnen vorgegangen. Im Südwesten durchsuchten Bundespolizisten neun Objekte wie Bordelle und Massagestudios - in Karlsruhe, Mannheim, Bruchsal, Pforzheim, Rastatt und Offenburg. Mindestens sieben Menschen wurden in Rastatt festgenommen, wie viele in Baden-Württemberg insgesamt, war am Nachmittag noch unklar. Bundesweit gab es mehr als 100 vorläufige Festnahmen.

«Die Frauen und Transsexuellen aus Thailand wurden wie im Rotationsbetrieb von Bordell zu Bordell weitergereicht», sagte eine Sprecherin der Bundespolizeidirektion an einem der Einsatzorte in Rastatt. «Sie wurden zwangsprostituiert und mit erschlichenen Visa nach Deutschland eingeschleust.» Zwischen 16 000 und 36 000 Euro hätten sie dafür bezahlt. «Das mussten die Damen dann abarbeiten.» Wie alt die Opfer sind, wollte die Sprecherin nicht sagen. Auch etliche Opfer wurden vorläufig festgenommen. In zahlreichen Fällen besteht der Verdacht des illegalen Aufenthaltes. Ihnen könnte auch eine Abschiebung drohen.

17 Hauptbeschuldigte stehen den Behörden zufolge bundesweit im Fokus, sieben Haftbefehle wurden vollstreckt. Hauptbeschuldigte ist nach Angaben der Bundespolizei eine 59 Jahre alte Frau aus Thailand, die in Siegen wohnt und dort verhaftet wurde.

Die Ermittler gehen davon aus, dass die Verdächtigen damit Einnahmen in siebenstelliger Höhe erzielten. Sie sollen in einem Netzwerk zusammengearbeitet haben und deutscher und thailändischer Nationalität sein. Den Verdächtigen werden unter anderem Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung und Ausbeutung von Prostituierten vorgeworfen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Siegen.

Etwa 1500 Beamte der Bundespolizei waren im Einsatz, sagte die Sprecherin. Es handele sich um die größte Zugriffs- und Durchsuchungsmaßnahme seit Bestehen der Bundespolizei, teilten mehrere Direktionen mit. Der Razzia gegen Organisierte Kriminalität waren monatelange Ermittlungen vorausgegangen. Ausgangspunkt war ein Verfahren der Staatsanwaltschaft Hanau: Im Frühjahr 2017 sei dieses von der Eingreifreserve der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt/Main übernommen worden, berichtete Oberstaatsanwalt Alexander Badle. Die Ermittlungen nahmen dann einen immer größeren Umfang an.

Ob es auch schon Festnahmen in Baden-Württemberg, war zunächst unklar.