Die Zahl der Schüler geht entgegen bisheriger Prognosen auch in den nächsten Jahren nicht zurück. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart (lsw) - Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will angesichts steigender Schülerzahlen den von der Vorgängerregierung vorgesehenen Abbau von Lehrerstellen im Südwesten stoppen.

„Mein Ziel ist es, den Abbau auszusetzen und den Bedarf im Lichte der aktuellen Zahlen neu zu prüfen“, sagte Eisenmann gestern in Stuttgart. Dafür werde sie sich in den laufenden Haushaltsberatungen einsetzen. Der Abbaupfad sieht laut Ministerium zwischen 2018 und 2020 noch 700 Stellen zur Streichung vor. Eisenmann: „Der Stellenabbau ist jetzt ein falsches Signal zur falschen Zeit.“

Die Lehrerverbände VBE und GEW warnen laut einer neuen bundesweiten Prognose der Schülerzahlen auch im Südwesten vor enormen Lücken bei den Lehrerstellen. Nach groben Berechnungen würden in Baden-Württemberg bis 2025 rund 3300 zusätzliche Pädagogen an Grundschulen benötigt, schätzt der Verband Bildung und Erziehung (VBE). Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht bis 2030 einen Zusatzbedarf von mindestens 8000 Stellen bei den rund 2500 Grundschulen im Südwesten.

In Deutschland gehen nach der Studie der Bertelsmann-Stiftung bis 2030 viel mehr Kinder zur Schule als bislang angenommen - mit vermutlich massiven Konsequenzen für den Finanzbedarf des Bildungssystems. Den gestern vorgestellten Berechnungen zufolge steigt die Schülerzahl von knapp acht Millionen (2015) um acht Prozent auf fast 8,6 Millionen in 13 Jahren. Im Gegensatz dazu wurde bisher das Absinken auf gut 7,2 Millionen Schüler bis 2025 prognostiziert. Laut Studie müssten Länder und Kommunen mit jährlich 4,7 Milliarden höheren Bildungskosten rechnen.

Die Zahl der Schüler im Südwesten beläuft sich auf gut 1,5 Millionen. Laut Eisenmann liegen die Gründe für die wachsenden Schülerzahlen vor allem in der Zuwanderung sowie an steigenden Geburtenzahlen. Daten des Statistischen Landesamtes deckten sich in der Tendenz mit denen der Stiftung.

VBE-Landeschef Gerhard Brand sagte, Eisenmann müsse bei ihrer Pressekonferenz zur Lehrergewinnung an diesem Freitag sagen, wie sie dieser Situation begegnen wolle. Dies hänge aber auch davon ab, ob das Finanzministerium Geld bereit stelle. Auch GEW-Landeschefin Doro Moritz nimmt die Landesregierung in die Pflicht: „Niemand versteht, warum sie untätig bleibt, weiter Lehrerstellen streichen will und nicht endlich die Studienplätze für Grundschul- und Sonderpädagogik ausbaut.“