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Seine Familie baute früher Zirkuswagen und Attraktionen für Jahrmärkte. Roland Mack machte daraus, nach US-amerikanischem Vorbild, einen Freizeitpark.

Rust (dpa/lsw)Roland Mack klemmt sich hinter das Steuer des bunten Rennautos, das seit dem Start von Deutschlands größtem Freizeitpark vor 44 Jahren zu den Attraktionen zählt. «Das bin ich seit Ewigkeiten nicht mehr gefahren», sagt der badische Freizeitunternehmer, tritt auf das Gaspedal und ist sichtlich begeistert von dem Fahrgeschäft. Mack hat 1975, gemeinsam mit seinem Vater Franz, den Europa-Park in Rust bei Freiburg gegründet. Er steht bis heute an der Spitze des Vergnügungsunternehmens, das einer ganzen Branche in Deutschland den Weg bereitet hat. Am Samstag (12. Oktober) wird Mack 70 Jahre alt.

«Es sieht nicht aus wie Arbeit. Es ist aber Arbeit», sagt Mack, Chef von mehr als 4150 Mitarbeitern, und steigt vom Rennauto um in eine Achterbahn. Mack, der in Karlsruhe Maschinenbau studiert und an der Universität Stuttgart eine Ausbildung zum Schweißfachingenieur absolviert hat, kennt sie gut. Das Mutterunternehmen des Parks, der Achterbahnhersteller Mack Rides im rund 40 Kilometer von Rust entfernten Waldkirch, hat sie entwickelt und verkauft sie weltweit.

Das Unternehmen in Waldkirch (Kreis Emmendingen), 1780 gegründet, ist wie der Park in Familienbesitz. Roland Mack und sein Bruder Jürgen (61) sind die siebte Generation. Auf dem Firmengelände steht ihr Elternhaus, hier sind sie aufgewachsen. Direkt vor der Haustür entstanden Zirkuswagen und Attraktionen für Schausteller. Heute ist Mack Rides nach eigenen Angaben der fünftgrößte Achterbahnhersteller der Welt. Beliefert werden Freizeitparks rund um den Globus.

Der in Freiburg geborene Maschinenbau-Ingenieur hat den Europa-Park nach US-amerikanischem Vorbild entworfen, als er 24 Jahre alt war. «Die ersten Skizzen entstanden auf einem Bierdeckel», sagt er. Mit einigen Bleistiftzeichnungen abends in der Kneipe wurde die Idee geboren, Fahrgeschäfte nicht mehr nur zu entwickeln und zu bauen, sondern auch selbst zu betreiben. «Gedacht war der Park als lebendiges Schaufenster, als Ausstellungsraum für unsere Produkte.» Attraktionen sollten nicht nur auf dem Papier, sondern im täglichen Betrieb und passenden Umfeld präsentiert werden.

Mit diesem Konzept betrat Mack Neuland. Freizeitparks habe es in Deutschland und Europa damals kaum gegeben, sagt Klaus-Michael Machens, Präsident des Verbandes Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU). Der Erfolg in Rust habe dann auch andernorts einen bis heute anhaltenden Boom ausgelöst. Es seien europaweit Parks und Freizeiteinrichtungen entstanden: «Ohne Mack würde es die Freizeitparkbranche in der heutigen Form in Europa nicht geben», sagt der Verbandspräsident.

«Am Anfang haben uns die meisten für verrückt erklärt. Wir galten als Exoten, ohne Aussicht auf Erfolg», erinnert sich Mack. Schon die Standortsuche dauerte mehrere Jahre. In Rust wurden die Macks schließlich fündig. Mitten im Dorf, in einem malerischen Schlosspark, wurden die ersten Fahrgeschäfte aufgebaut. Für die passende Kulisse sorgt bis heute ein mittelalterliches Schloss aus dem Jahr 1442.

War der Vergnügungspark 1975 noch 12 Hektar groß, so sind es heute 95 Hektar - Tendenz weiter steigend. Mehr als 120 Millionen Menschen haben das Freizeitareal nach Macks Angaben seit der Gründung besucht. Zuletzt kamen jährlich mehr als 5,6 Millionen Besucher.

Der wachsende Flächenverbrauch des Parks und die Lage mitten im Ort sorgten naturgemäß für Konflikte, sagt der Bürgermeister von Rust, Kai-Achim Klare (SPD). Bislang sei es aber immer gelungen, diese zu lösen. Wirtschaftlich profitiere Rust. Der 4500-Einwohner-Ort nahe der deutsch-französischen Grenze habe sich mit dem Park zu einem der meistbesuchten Touristenziele Deutschlands entwickelt. Nur der vom Park geplante Bau einer Seilbahn über den Rhein nach Frankreich liegt nach Protesten von Umweltschützern vorerst auf Eis.

Mit 5800 Hotelbetten sei Mack der größte private Hotelbetreiber Deutschlands, sagt Fritz Engelhardt, Vize-Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). «Sein Erfolg ist, den auf Tagesgäste ausgerichteten Vergnügungspark zu einem international bekannten Kurzurlaubsziel mit einer Verweildauer von mehreren Tagen ausgebaut zu haben.» Daran orientierten sich heute auch andere Parks. Ansprechen will Mack mit seinen Freizeitangeboten vor allem Familien. Im Ehrenamt ist er Sonderbotschafter des Europarats für Familien.

Seinen Geburtstag feiert Mack rund einen Monat vor der größten Erweiterung des Parks seit Bestehen. Neben dem Europa-Park entsteht für 180 Millionen Euro die neue, rund 45 Hektar große Wasserwelt «Rulantica». Am 28. November soll Eröffnung sein.

Das Unternehmen hat Mack, der seit 1974 verheiratet ist, im Frühjahr in eine Stiftung überführt. Er ist der Vorsitzende. So soll der Übergang auf die achte Generation gesichert werden. Macks Söhne Michael (40) und Thomas (38) sowie Tochter Ann-Kathrin (29) sind schon an Bord. In Familienhand, sagt Mack, soll der Europa-Park bleiben.