Foto: dpa - dpa

Weil sie nicht mehr ein noch aus wusste, wollte eine junge Mutter im Juni 2017 ihre Kinder und sich selbst töten. Alle wurden gerettet. Nun steht die Frau vor Gericht.

Karlsruhe (dpa/lsw) Eine junge Mutter hat zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Karlsruhe zugegeben, ihren Töchtern und sich selbst einen beinahe tödlichen Medikamenten-Mix verabreicht zu haben. Sie habe aus Verzweiflung gehandelt, sagte die 27-Jährige am Mittwoch unter Tränen. Im Juni vergangenen Jahres hatte die Frau aus Marxzell sich und ihre beiden Kinder im Alter von zwei und vier Jahren mit einer Limonade vergiftet, in der sie verschiedene Schmerzmittel aufgelöst hatte.

Alle drei wurden rechtzeitig gerettet, da der getrennt lebende Ehemann aus Sorge die Polizei verständigt hatte. Die Staatsanwaltschaft wirft der Angeklagten versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung vor.

«Die Trennung, die Überforderung mit den Kindern, die gekündigte Wohnung, kein Job - ich hatte überhaupt keine Hilfe», sagte die Frau über ihre damalige Situation. Das Wochenende, an dem sich die Tat ereignete, hatte die Mutter gemeinsam mit ihren Kinder und dem getrennt lebenden Ehemann verbringen wollen - eine Art Neuanfang, nachdem sich das Paar nach einer Affäre des Mannes getrennt hatte. Dass dieser die Verabredung kurzfristig absagte, enttäuschte seine Frau sehr und brachte wohl das Fass zum Überlaufen.

«Mit diesem Schmerz will ich nicht mehr leben. Und so ein Leben will ich auch nicht für meine Kinder», schrieb die Angeklagte ihrem Mann per WhatsApp, während sie aus Schmerzmitteln und Limonade den lebensgefährlichen Medikamenten-Cocktail mischte. Die Aussagen des Ehemanns sowie zweier Polizisten, die an der Rettung der Vergifteten beteiligt waren, deckten sich weitgehend mit der Schilderung der Angeklagten.

Nach dem Aufenthalt in einer Psychiatrie lebt die Frau aus Marxzell mittlerweile wieder in einer Mietwohnung und arbeitet als Altenpflegerin. Die Kinder wohnen bei ihren jeweiligen Vätern und haben telefonisch beziehungsweise per E-Mail Kontakt zu ihrer Mutter. Diese hat beantragt, ihre Kinder bald auch wieder persönlich treffen zu dürfen.

Bereits zu früheren Zeitpunkten in ihrem Leben war die Angeklagte in psychotherapeutischer Behandlung. Anzeichen für eine schwere psychische Störung zum Tatzeitpunkt gibt es nach Einschätzung eines psychiatrischen Gutachters jedoch nicht.