Stuttgart (lsw) - Agrarminister Peter Hauk (CDU) hat ein Umdenken im Naturschutz gefordert. „Wir müssen uns vom Käseglocken-Naturschutz verabschieden. Naturschutz heißt nicht nur bewahren, sondern auch managen“, sagte Hauk der „Welt am Sonntag“.

Die Forderung des CDU-Politikers bezieht sich auf streng geschützte Arten wie Biber oder Wolf, die sich in Deutschland wieder ausbreiten und dadurch Konflikte verursachen. Von den Grünen kam prompt Kritik. „Natur entwickelt sich dynamisch“, sagte Hauk. Daher brauche man dynamische Konzepte. Statische Verbote und Ausnahmeregelungen seien keine dauerhafte Lösung. Zum Beispiel habe sich der streng geschützte Kormoran mittlerweile so stark vermehrt, dass er in Baden-Württemberg heimische Fischarten gefährde. Diese stünden jedoch ebenfalls auf der Liste bedrohter Arten. Auch die Bestände der Saatkrähe hätten sich durch einen strengen Schutzstatus regional gut erholt.

„Dort, wo die Vögel zum Problem werden, brauchen wir Jagdzeiten für die Saatkrähe“, sagte Hauk. Wer sich für den Schutz bedrohter Arten einsetze und dabei glaubhaft bleiben wolle, müsse sich auch um die Probleme kümmern, die durch anwachsende Bestände entstünden.

„Nicht auf Kormoran zielen“

Die Grünen im Land hielten dagegen. „Dank sechs Jahren grüner Umweltpolitik ist Baden-Württemberg beim Naturschutz inzwischen hervorragend aufgestellt“, betonte Landeschefin Sandra Detzer gestern. Das „Schattenboxen um Biberzahlen“ leiste keinen Beitrag zur Stärke des Ländlichen Raums, fügte Detzer hinzu.

Auch „blind und wild“ auf den Kormoran zu zielen, helfe dem Naturschutz nicht, erklärte der naturschutzpolitische Grünen-Sprecher Markus Rösler. „Es ist auf der ganzen Welt kein Beispiel bekannt, dass eine Vogelart eine Fischart ausgerottet hätte, das dürfte auch Minister Hauk wissen.“