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Alles sollte für die Südwest-SPD besser werden mit Leni Breymaier an der Spitze. Zuletzt sank der Umfragewert im Land auf historische 11 Prozent - nun will ein Gegenkandidat Breymaiers Posten übernehmen.

Stuttgart (dpa/lsw) Angesichts historisch schlechter Umfragewerte will der bisherige SPD-Landesvize den Vorsitz von Leni Breymaier in Baden-Württemberg übernehmen. Er wolle für den Posten kandidieren, kündigte der Bundestagsabgeordnete Lars Castellucci am Samstag an. «Die Lage der SPD in Baden-Württemberg lässt sich nicht schönreden, aber sie lässt sich ändern», erklärte der 44-Jährige auf einer Konferenz der SPD-Kreisvorsitzenden in Stuttgart. «Darum werde ich als neuer Landesvorsitzender der SPD Baden-Württemberg kandidieren.»

Der Landesparteitag der SPD mit der Wahl des Landesvorstands ist am 24. November in Sindelfingen bei Stuttgart geplant. Vorher könnte es aber einen Mitgliederentscheid über die Kandidatur geben. Castellucci ist stellvertretender Landesvorsitzender der SPD Baden-Württemberg und Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Rhein-Neckar. Breymaier führt die SPD im Land seit rund zwei Jahren.

Breymaier will ungeachtet ihres Gegenkandidaten um den Landesvorsitz der Partei weitermachen. «Ich werde dem Landesvorstand empfehlen, die beiden Kandidaturen in einem Mitgliederentscheid klären zu lassen», sagte die 58-Jährige am Samstag. «Ich habe da auch Lust weiterzumachen. Weil fertig ist man da nicht in zwei Jahren.»

Die SPD-Landesgeschäftsstelle soll nun ein Konzept zum Mitgliederentscheid erarbeiten, über das der Landesvorstand in der kommenden Woche entscheiden soll, wie ein SPD-Sprecher sagte. Die SPD im Land hat ihm zufolge nach jüngsten Zahlen mehr als 36 400 Mitglieder.

Die SPD war bei der Landtagswahl 2016 auf 12,7 Prozent abgestürzt. Der damalige SPD-Landeschef Nils Schmid trat ab. Leni Breymaier - die damalige Verdi-Landeschefin - übernahm die Parteiführung. Die Umfragewerte wurden nun aber schlechter statt besser - die SPD im Südwesten lag zuletzt bei 11 Prozent.

«Deswegen kandidiere ich», sagte Castellucci mit Blick auf die schlechten Werte. «Es geht nicht mehr.» Er wolle, dass die SPD wieder «eine Partei des Fortschritts» werde. «Die Menschen sollen nicht den Eindruck haben: Wir sind nur mit uns selbst beschäftigt.»

«Ich leide wie ein Hund unter diesen Umfragewerten», sagte Breymaier am Samstag. Auf der anderen Seite sei es aber so, dass auch die SPD im Bund verliere. «Ich will mich darauf auf keinen Fall ausruhen», betonte sie. Aber Baden-Württemberg sei für die SPD nunmal keine «Insel der Glückseligen».

Derzeit regiert Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) in Baden-Württemberg mit der CDU. Landtagswahl ist im Jahr 2021. Rechnet Castellucci der SPD mit sich als Landeschef Chancen auf eine Regierungsbeteiligung aus? «Mit mir allein geht gar nichts», betont er. Aber: «Wir machen das jetzt hier, damit wir 2021 so aufgestellt sind, dass wir wieder ein ernstzunehmender Player sind.»