Innenminister Thomas Strobl. Foto: dpa - Archivbild: dpa

Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) will kleine und mittlere Unternehmen stärker im Kampf gegen Datenklau und IT-Angriffe unterstützen. Der CDU-Politiker kündigte eine sogenannte Cyberwehr an - eine Anlaufstelle für Firmen ohne eigene IT-Spezialisten. „Ziel ist, dass die Holtline sieben Tage in der Woche rund um die Uhr Hilfe leistet“, sagte Strobl der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

Die Attacke mit dem Schadprogramm „Wannacry“ habe IT-Systeme in über 100 Ländern angegriffen. Das sei ein beispielloser Fall, sagte Strobl. Mitte Mai hatte der Erpressungstrojaner an einem Tag Hunderttausende Computer erfasst. Sechs Wochen später legte ein neuer Cyberangriff Dutzende Unternehmen und Behörden lahm.

Die Cyberwehr im Südwesten solle zu einer schnellen Einsatztruppe, einem landesweit zentralen Ansprechpartner und einer Koordinierungsstelle in Sachen Cybersicherheit aufgebaut werden. Strobl: „Der Ersteinsatz ist kostenlos.“ Die Stelle soll im kommenden Jahr an den Start gehen.

Strobl sagte, er rechne mit einer Praxisphase von rund eineinhalb Jahren. Bei der Notfallnummer könne auch angerufen werden, um sich Rat zu holen, wie man sich schützen könne, damit eine mögliche Attacke erfolglos bleibe. Den Angaben zufolge sollen die Spezialisten auch vor Ort helfen, damit das Ausmaß des Schadens durch eine entsprechende Attacke begrenzt werden kann.

Die Wirtschaft unterstützte Strobls Plan. „Die Landesregierung tut richtig daran, Angebote im Bereich IT-Sicherheit für Betriebe voranzutreiben“, sagte der Präsident des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK), Wolfgang Grenke. Gerade kleine und mittlere Unternehmen oder auch Gründer hätten im Schadensfall häufig nicht die Möglichkeit, alle nötigen Maßnahmen selbst zu ergreifen oder entsprechende IT-Spezialisten im Betrieb zu beschäftigen. Allein der Schaden, der der deutschen Wirtschaft durch Ausfall, Diebstahl oder Schädigung von IT-Systemen, Produktions- oder Betriebsabläufen entsteht, beträgt den Angaben zufolge rund 6,5 Milliarden Euro pro Jahr, davon etwa ein Drittel in der Industrie.

Mit dem IT-Sicherheitsgesetz, dass die Versorgung mit Wasser, Strom, Nahrung und Geld in Deutschland schützen soll, sei ein erster Schritt getan, sagte Strobl. „Ähnlich wie wir es bereits aus dem Bereich der klassischen Kriminalitätsbekämpfung kennen, müssen wir darüber nachdenken, eine europäische Datenbank zur Cybersicherheit einzuführen, in der wir Angriffsmuster- und Instrumente, aber auch Lösungsansätze hinterlegen.“