Schloss Favorite bei Rastatt mit umliegenden Rasenflächen. Zum Schutz der Artenvielfalt sollen viele bislang gemähten Rasenflächen des Landes Baden-Württemberg in Blühflächen umgewandelt werden. Foto: dpa - dpa

Bald bunt blühende Wildkräuter in Parkflächen des Landes sind nicht nur etwas fürs Auge. Sie bieten auch Insekten Nahrung. Für diese Idee wirbt Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU).

Stuttgart (dpa/lsw) Weniger klassischer Rasen, mehr Wiese: Zum Schutz der Artenvielfalt soll nach Vorstellung von Agrarminister Peter Hauk (CDU) mindestens ein Fünftel der bislang gemähten Rasenflächen des Landes in Blühflächen umgewandelt werden. Landwirte, Privatleute und Kommunen gestalteten in ihrem Umfeld viele Flächen blütenreich und damit bienenfreundlich, sagte Hauk in Stuttgart. «In den Rasenflächen um die staatlichen Schlösser und Gärten steckt enormes Potenzial, um hier nachzuziehen.» Kurzgemähte Rasenflächen hätten praktisch für die allermeisten Insektenarten keinen Mehrwert.

Hauk will bei dem Thema Finanzministerin Edith Sitzmann (Grüne) ins Boot holen. In ihrem Haus ist die zuständige Stelle, die Staatliche Vermögensverwaltung, angesiedelt. Was in vielen Hausgärten, auf rund 18 000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche oder auf kommunalen Flächen sehr gut funktioniere, müsse auch auf den Rasenflächen des Landes möglich sein, argumentiert er. Finanzstaatssekretärin Gisela Splett (Grüne) verwies darauf, dass schon heute entsprechende Flächen umgewandelt werden - und dies schon seit mehreren Jahren. Das Land besitze Parkflächen, Gartenanlagen und sonstige Grünflächen wie Außenanlagen von Landesgebäuden. Insgesamt sind das gut 1500 Hektar.

Hauk sagte, wichtig sei, dass große zusammenhängende Flächen entstünden. Der Arten- und Biotopschutzreferent des Naturschutzbundes (Nabu), Martin Klatt, begrüßte den Vorstoß: «Eine Vielfalt an mehrjährigen heimischen Wildblumen bietet den Insekten die dringend benötigte Nahrung.»

Unterdessen ist erneut eine Debatte um die Zwangsbegrünung von Vorgärten aufgekommen. Stuttgart denkt über ein Verbot von Stein- und Schottergärten nach, und zwar nicht nur, wie dies Heilbronn und andere Städte schon länger tun, in Neubaugebieten. Es werde geprüft, wie sie bei bestehenden Gärten eingefordert werden könne, sagte Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) den «Stuttgarter Nachrichten» und der «Stuttgarter Zeitung».

Er forderte eine Änderung der Landesbauordnung. Das lehnte das zuständige Wirtschaftsministerium, das von der CDU geführt wird, ab. «Ein generelles, kategorisches Verbot der Verwendung von Schotter oder Kies wäre ein tiefgreifender Eingriff in die verfassungsgemäß geschützten Eigentumsrechte», sagte eine Sprecherin von Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut.