Linden-Museum in Stuttgart erfasst Bestände aus der Kolonialzeit. Quelle: Unbekannt

Baden-Württemberg will eine in der Kolonialzeit geraubte Bibel des namibischen Nationalhelden Hendrik Witbooi an den afrikanischen Staat zurückgeben.

Stuttgart (dpa/lsw) Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) sagte am Dienstag in Stuttgart, die Bibel und auch eine Peitsche der Witbooi-Familie hätten für Namibia eine hohe Bedeutung. Beide sind derzeit im Linden-Museum in Stuttgart. Mit Namibia sei eine Rückgabe im Frühjahr, wohl im Februar, vereinbart worden. Die Regierung bereitet nach Bauers Worten eine rechtliche Grundlage vor, die bald vom grün-schwarzen Kabinett beschlossen werden soll.

Namibia war früher die Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Hendrik Witbooi war während der deutschen Kolonialzeit im heutigen Namibia Anführer der Nama-Gruppen. Seine private Bibel wurde vermutlich 1893 bei einem Angriff deutscher Truppen auf Witboois Regierungssitz erbeutet. Als Schenkung gelangte sie an das staatliche Linden-Museum, dessen Mitträger die Stadt Stuttgart ist. Namibia hat bereits vor längerer Zeit um die Rückgabe gebeten. Bauer sagte, die Rückgabe («Restitution») der Gegenstände solle mit Projekten zur Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte verbunden werde.

Ob bestimmte in der Kolonialzeit geraubte Kulturgüter zurückgegeben werden sollen oder nicht, wird heiß diskutiert. Allein das Linden-Museum umfasst nach Angaben aus dem Frühsommer rund 160 000 Objekte. Davon kommen rund 25 400 aus den früheren Kolonialgebieten im heutigen Namibia, Kamerun und des Bismarck-Archipels, das zu Papua-Neuguinea gehört - ohne sie wäre das Völkerkundemuseum sicherlich ein Stück ärmer. Bauer plädierte dafür, in jedem Fall neu zu entscheiden, ob eine Rückgabe geboten sei oder nicht.