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Müssen Kinder, wenn sie in die Grundschule kommen, Deutsch sprechen können? Ja, findet Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann. Notfalls müsse die Einschulung zurückgestellt werden. Der Vorstoß hat auch in Baden-Württemberg eine Debatte ausgelöst.

Stuttgart (dpa/lsw) Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann muss auch aus Baden-Württemberg Kritik einstecken für seinen Vorstoß, Kinder nicht einzuschulen, wenn sie nicht richtig Deutsch verstehen. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) reagierte zurückhaltend. «Ich teile die Einschätzung von Herrn Linnemann, dass Handlungsbedarf bei der sprachlichen Förderung besteht und dass wir möglichst früh damit beginnen müssen, Kinder zu fördern», teilte die CDU-Politikerin am Dienstag mit. «Aber Ausgrenzung ist der falsche Weg. Kinder brauchen ein Umfeld, das sie motiviert und zum Lernen anregt.»

Das Land setze deswegen auf die Integration der Kinder in der Grundschule. «Kinder lernen die Sprache besser, wenn sie Umgang mit anderen Kindern haben, die Deutsch beherrschen.» Es sei aber notwendig, mit der sprachlichen Förderung der Kinder schon vor der Grundschule zu beginnen. Gemeinsam mit den Kommunen habe das Kultusministerium entsprechende Maßnahmen auf den Weg gebracht.

Linnemann hatte der «Rheinischen Post» (Dienstag) gesagt: «Um es auf den Punkt zu bringen: Ein Kind, das kaum Deutsch spricht und versteht, hat auf einer Grundschule noch nichts zu suchen.» Linnemann schlägt für betroffene Kinder eine Vorschulpflicht vor. Notfalls müsse eine Einschulung auch zurückgestellt werden, sagte er.

Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) widerspricht Linnemann - aus eigener Erfahrung: «Ich sprach kein Deutsch, als ich als 12-Jährige in die Hauptschule kam», kommentierte die Grünen-Politikerin mit türkischen Wurzeln den Vorschlag auf Twitter. «Als meine Nebensitzerin in der 1. Stunde sah, dass ich die Matheaufgabe gelöst hatte, durfte ich sie an der Tafel vorrechnen. Später habe ich ein Steuerbüro aufgebaut und wurde Präsidentin.»

Ihr Parteifreund und Integrationsminister Manne Lucha warf Linnemann «Ausschlusseritis» vor. «Sprache ist der Schlüssel für eine gelingende Integration und Teilhabe, das gilt gerade für Kinder», sagte der Minister. «Sie müssen deshalb parallel zum Schulunterricht sprachlich gefördert werden.» Seien die Kinder von der Grundschule ausgeschlossen, entstehe genau die Parallelgesellschaft, die Linnemann eigentlich vermeiden wolle.