Lobbach (lsw) - Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) hat sich gegen den Vorstoß von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz gewandt, Flüchtlinge zum Wahlkampfthema zu machen.

„Integration ist ein dauerhaftes Alltagsthema. Ich fände es bedauerlich, wenn wir das als kurzfristiges Blitzlicht im Wahlkampf abhandeln“, sagte sie gestern am Rande einer Konferenz in Lobbach (Rhein-Neckar-Kreis). Integration sei eine große und dauerhafte Herausforderung für Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft. „Wer zu uns kommt oder schon da ist, muss unsere Werte respektieren - auf der anderen Seite braucht es kräftige Unterstützung“, sagte die Landtagspräsidentin.

Justizminister Guido Wolf (CDU) warnte bei dem Treffen vor Passivität bei der Integration. „Belassen wir es beim Abwarten, nehmen wir in Kauf, dass sich andere der Aufgabe bemächtigen, den Geflüchteten an die Hand zu nehmen. Im schlimmsten Fall ist dies der Einstieg in einen Radikalisierungsprozess.“ Wolf unterstrich aber: „Man muss unsere Werte nicht nur respektieren, sondern auch leben.“

Bei der Konferenz nahe Heidelberg diskutierten Vertreter von Kommunen über Chancen und Herausforderungen der Flüchtlingslage. Gastgeber in der Manfred-Sauer-Stiftung war Landrat Stefan Dallinger (CDU). „Wir wollen ein Integrationskonzept entwickeln und im zweiten oder dritten Quartal verabschieden“, sagte Dallinger. Räumlich sei der Rhein-Neckar-Kreis auf die Anschlussunterbringung gut vorbereitet.

Seit Oktober 2016 arbeite zudem eine Stabsstelle für Integration etwa an einer Wissensdatenbank über den Berufseinstieg von Flüchtlingen. „Wir wollen auch Ehrenamtliche mit einbeziehen, ohne die es kaum möglich wäre“, meinte der Landrat. „Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie kann nur gemeinsam gelingen.“

Die Aufnahme der Menschen sei gelungen, nun gehe es um die Integration, betonte auch Aras. „Das wird viele Jahre in Anspruch nehmen. Wir dürfen ehrenamtliche Strukturen da auch nicht überfordern.“ Die Ehrenvorsitzende des Flüchtlingsrates Baden-Württemberg, Angelika von Loeper, kritisierte, dass sich der Staat zu sehr auf Engagement der Bürger verlasse. „Ich finde, das ist etwas, das zusätzlich Sinn macht, wenn es da ehrenamtliches Engagement gerade im Sprachunterricht gibt. Aber es müsste auf jeden Fall eine Grundausstattung von Staats wegen für alle geben“, sagte sie dem SWR.