Ein Angeklagter sitzt in einem Verhandlungssaal im Landgericht neben seiner Anwältin Anke Stiefel-Bechdolf. Acht Monate nach einer Messerattacke auf vier Flüchtlinge in Heilbronn steht ein 70 Jahre alter Deutscher wegen Mordversuchs vor Gericht. Foto: dpa - dpa

Am 17. Februar soll ein 70-Jähriger in Heilbronn mit einem Küchenmesser auf vier junge Männer eingestochen haben, die er für Asylbewerber hielt.

Heilbronn (dpa/lsw) Im Prozess um die Messerattacke auf vier Flüchtlinge mitten in Heilbronn hat der 70 Jahre alte Angeklagte die Taten eingeräumt und die Opfer um Entschuldigung gebeten. «Ich bin kein Fremdenhasser, kein Rechtsextremist», heißt es in Briefen des Mannes an die Opfer, die am Dienstag am Landgericht Heilbronn verlesen wurden. Er sei «schrecklich besoffen» gewesen und wolle sich für das entschuldigen, «für das, was ich Ihnen angetan habe». An die Tat könne er sich überhaupt nicht erinnern.

Acht Monate nach einer Messerattacke auf vier Flüchtlinge in Heilbronn steht er seit Dienstag wegen Mordversuchs vor Gericht. Betrunken soll er am 17. Februar auf dem Marktplatz in Heilbronn mit einem Küchenmesser auf vier junge Männer eingestochen haben, die er für Asylbewerber hielt. Es sei ihm nach eigenen Worten darum gegangen, ein Zeichen gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesrepublik zu setzen, zitierte die Staatsanwältin am Landgericht Heilbronn in der Anklageschrift. Dabei habe der Angreifer den Tod seiner Opfer billigend in Kauf genommen. Nach Angaben eines Gutachters aus einer späteren Befragung hat der 70-Jährige ihm gesagt, solche Ansichten seien ihm völlig fremd.

Ein damals 17 Jahre alter Afghane wurde schwer verletzt, ein 25-jähriger Iraker und ein 19-jähriger Syrer leicht. Der vierte Attackierte wich drei Stichen aus und konnte unverletzt fliehen.

Die Kammer hat fünf weitere Termine bis 31. Oktober eingeplant. Es sollen 22 Zeugen gehört werden. Der Angeklagte wurde in Kasachstan geboren, hat den deutschen und den russischen Pass.