Die Bundesagentur für Arbeit geht in diesem Jahr von einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg aus. Foto: dpa

Im vergangenen Jahr herrschte in Baden-Württemberg Vollbeschäftigung. Inzwischen haben sich die wirtschaftlichen Aussichten eingetrübt. Was heißt das für die Arbeitslosenquote?

Stuttgart (dpa/lsw) Trotz abflauender Konjunktur in vielen Branchen geht die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in diesem Jahr von einem weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg aus. «Wir rechnen nach wie vor mit einem Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten und auch einem Rückgang der Arbeitslosigkeit», sagte Regionaldirektionschef Christian Rauch der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der Arbeitsmarkt könne zwar nicht mehr so viele Beschäftigte aufnehmen wie noch vor einem halben Jahr, trotzdem ist Rauch überzeugt: «Die Arbeitslosigkeit wird 2019 im Jahresdurchschnitt zurückgehen.»

Im vergangenen Jahr lag die Arbeitslosenquote im Jahresmittel bei 3,2 Prozent. Zu Jahresbeginn hatte Rauch von rund 10.000 Arbeitslosen weniger gesprochen. Dazu stehe er weiterhin, sagte er nun: «Ob wir es damit noch unter 3 Prozent schaffen, glaube ich nicht mehr sicher, die Chance besteht aber noch.»

Ende Juli lag die Quote bei 3,1 Prozent. Die Zahl der Menschen im Südwesten ohne Job war mit 193.987 etwas höher als Ende Dezember (185.480). Allerdings steigt die Arbeitslosigkeit im Sommer traditionell an, weil sich beispielsweise Jugendliche vor und nach einer Ausbildung arbeitslos melden. Im Herbst mit dem Start des Ausbildungsjahres sind die Zahlen hingegen wieder niedriger.

Allerdings haben sich die wirtschaftlichen Aussichten inzwischen etwas eingetrübt. 2018 hatte das Wirtschaftswachstum im Südwesten noch bei 1,5 Prozent gelegen. Das Wirtschaftsministerium rechnet in diesem Jahr mit einer niedrigeren Wachstumsrate und plant bereits ein Spitzengespräch wegen der abflauenden Konjunktur. Für Deutschland sehen die unterschiedlichen Wirtschaftsforschungsinstitute in diesem Jahr ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zwischen nur noch 0,5 bis 1,0 Prozent. In dieser Spanne sieht Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) auch den Südwesten, wie sie jüngst der dpa sagte. Im ersten Quartal betrug das Plus im Südwesten 0,9 Prozent. Es lag damit leicht über dem Bundesdurchschnitt von 0,6 Prozent.

In einigen Branchen werden Stellen bereits abgebaut: «In der Zeitarbeit geht die Beschäftigung eher abwärts», so Rauch. Daimler etwa hatte zu Jahresbeginn Hunderte Leiharbeiter abgemeldet. Die Autobranche leidet unter der Flaute in wichtigen Märkten wie China. Das macht bislang vor allem Zulieferern zu schaffen. Einige Firmen bauen bereits Stellen ab. In der gesamten Südwestindustrie wurde nach Daten des Statistischen Landesamtes aber zuletzt noch eingestellt. Die Beschäftigtenzahl lag im ersten Halbjahr 2019 bei gut 1,2 Millionen.

Der Abwärtstrend bei den Langzeitarbeitslosen setzte sich fort. Zuletzt fielen noch 49.401 in die Kategorie derer, die länger als zwölf Monate vergeblich einen Job suchen und beim Amt gemeldet sind. Ende des vergangenen Jahres waren es noch mehr als 50.000. «Wir sehen nicht, dass sich das ändert», so Rauch. «Der typische Betrieb, der diese Gruppe einstellt, ist der Kleinunternehmer, der nach wie vor unter einem Arbeitskräftemangel leidet.» Eine Tendenz, dass Firmen weniger geflüchtete Menschen einstellen, sieht Rauch hingegen noch nicht. «Die Geflüchteten sind nicht überdurchschnittlich in die Arbeitslosigkeit zurückgekommen», sagt er.