Die ehemalige Zollernalb-Kaserne gilt als bevorzugter Standort für die Polizeischule. Hier waren zuletzt Flüchtlinge untergebracht. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Oliver Schmale

Stuttgart - Die Polizeigewerkschaften erhöhen den Druck auf Innenminister Thomas Strobl (CDU), schnell Klarheit über zusätzliche Ausbildungskapazitäten für den Nachwuchs zu schaffen. Die Politik habe die Entscheidung getroffen, mehr Personal einzustellen, aber bislang nicht die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen, sagte Ralf Kusterer, Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG). „Wir brauchen dringend eine Entscheidung“, sagte Hans-Jürgen Kirstein, Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Beide fordern, rasch den Standort für eine neue Polizeischule festzulegen.

Als Standorte für eine neue Polizeischule waren Mengen, Bad Saulgau und Sigmaringen (alle Landkreis Sigmaringen) sowie Meßstetten (Zollernalbkreis) im Gespräch. Vertreter aller Kommunen wurden beim Innenministerium, das sich bislang nicht zum Stand der Planungen geäußert hat, in Stuttgart vorstellig, um für ihren Ort zu werben. Meßstetten ist nach dpa-Informationen der bevorzugte Standort. Dort steht die Zollernalb-Kaserne leer. In ihr waren zuletzt Flüchtlinge untergebracht.

2018 und 2019 sollen im Südwesten jeweils 1800 junge Leute ihre Ausbildung bei der Polizei starten. In diesem Jahr waren es 1400 Männer und Frauen. Wegen der Terroranschläge in der Vergangenheit wurden die Einstellungszahlen erhöht. Die bisherigen Schulen sind ausgelastet. „Wir brauchen neue Ausbildungsplätze für Polizeivollzugsbeamte, wenn die Einstellungen im nächsten Jahr vollzogen werden“, sagte Stobl gestern. „Deshalb werden wir bald entscheiden, was wo stattfinden kann und wird.“ Neue Ausbildungsstätten könnten erst dann geschaffen werden, wenn klar sei, dass der Landtag auch notwendige Stellen, Ausbildungskapazitäten und Mittel zur Verfügung stelle.

„Desolate Ausstattung“

In Herrenberg gibt es auf jeden Fall einen weiteren Standort. Die Einrichtung wird womöglich erst 2019 in Betrieb gehen, bislang war der Herbst 2018 geplant. Es gebe Verzögerungen bei den Umbauarbeiten, hieß es im Umfeld der Sicherheitsbehörden. Bisher gibt es Polizeischulen in Biberach, Lahr und Bruchsal. In Villingen-Schwenningen ist ein Studium möglich, Böblingen ist ein Fortbildungsstandort. Wertheim bekommt auch wieder eine Ausbildungsstätte. In dem Gebäudekomplex der früheren Polizeiakademie waren zuletzt Flüchtlinge untergebracht. Wertheim gilt als Favorit für eine Dependance der Polizeihochschule in Villingen-Schwenningen sowie als künftiger Fortbildungsstandort. Der AfD-Abgeordnete Lars Patrick Berg sprach sich hingegen für einen Ausbau der Hochschule vor Ort in Villingen-Schwenningen aus.

Kusterer sagte, die Unterbringung und die Ausstattung an den vorhandenen Bildungseinrichtungen sei desolat und spreche weder die Auszubildenden noch die Ausbilder an. „Der Sanierungsstau ist enorm.“ Kirstein warnte davor, neue Provisorien zu schaffen.