Bürgermeister Pätzold, Joachim Schlegel und Willi Schreiner, beide von der Initiative, sowie gerhard Veyhl von den Freien Wählern im Rathaus. Foto: Nagel - Nagel

Der Technikausschuss stimmte am Dienstag mehrheitlich für eine Verwaltungsvorlage, die von einer Bürgerbeteiligung samt potenziellen Erhalt der maroden Zollamtshalle abrät.

Bad CannstattSeit Dienstag steht fest: Die alte Zollamtshalle soll 2019 abgerissen werden. Obwohl die Initiative, die sich seit Januar für deren Erhalt stark macht, mehr als 1000 Unterschriften dafür gesammelt hat und diese vor der Sitzung im Technikausschuss an Baubürgermeister Peter Pätzold übergab, wurde wenig später der Verwaltungsvorlage zugestimmt. Und die rät klipp und klar von einer informellen Bürgerbeteiligung – was die Nutzung des Zollamt-Areals und den potenziellen Erhalt der Halle angeht – ab. Die Begründung: Negative Einflüsse auf den städtebaulichen Rahmenplan von Pesch & Partner, der vor elf Jahren beschlossen wurde und Grundlage für insgesamt vier Bebauungspläne für das 25 Hektar große Güterbahnhof-Areal war. Drei davon sind bereits rechtskräftig und der letzte soll im Oktober auf den Weg gebracht werden.

Falls der komplette Südflügel jedoch erhalten wird, hätte dies – neben der Änderung von zwei Bebauungsplänen – einen Rattenschwanz von Nachteilen was die Aufsiedlung des Neckarparks angeht zur Folge. Die geplante, zentrale Straße mit Sichtachse auf den Rotenberg müsste verlegt und in der Folge auch der Supermarkt um 200 Quadratmeter abgespeckt werden. Generell müssten die Stadtplaner im Bereich des Zollamts Leitungen und Verkehrswege neu planen, was nicht nur Zeit (ein bis eineinhalb Jahre) sondern auch Geld (mehrere 100 000 Euro) kostet. Was schwer wiegt: Bei einer Umplanung entfallen Wohneinheiten; und das für ein einfaches Bauwerk, dass zudem energetisch und brandschutztechnisch nur mit sehr viel Geld und Aufwand zu ertüchtigen wäre.

Eigentlich war schon nach der Einbringung der Vorlage in den Technikausschuss am 25. April und bei der Debatte im Bezirksbeirat ein Tag später klar, dass es für eine informelle Bürgerbeteiligung, die mit Sicherheit einen Erhalt des Südflügels zur Folge gehabt hätte, keine Mehrheit geben wird. Denn nach der CDU plädierte damals auch die SPD vehement dafür, auf eine Bürgerbeteiligung zu verzichten und den ihrer Meinung nach maroden Südflügel abreißen zu lassen. Allerdings waren sich die Fraktionen bei einem zentralen Punkt sowohl im Gemeinde- wie auch im Bezirksbeirat einig: Die Kulturinsel muss erhalten bleiben und auch während der Umbauzeit des Zollamtsgebäudes Möglichkeiten für seine Veranstaltungen erhalten. „Daran arbeiten wir mit Hochdruck“, sagte Bürgermeister Peter Pätzold. In diesem Zusammenhang betonte er noch einmal, das die Kulturinsel bisher eine „temporäre Geschichte“, war. „Erst jetzt geben wir ihr eine Chance, sich auf Dauer zu entwickeln.“

Enttäuscht vom Ergebnis zeigte sich die Initiative und ihr Sprecher Joachim Schlegel: „Hier wird ein kulturgeschichtliches Gebäude abgerissen.“ Auch die Cannstatter Bezirksbeiräte Gerhard Veyhl (Freie Wähler) und Peter Mielert (Die Grünen), deren Fraktionen den Alternativvorschlag der Initiative unterstützten, hätten sich hier mehr Flexibilität seitens der Verwaltung gewünscht: „Man hätte die Bürger – was das Nutzungskonzept des Alten Zollamts mit seinem Südflügel angeht – sehr viel früher mit ins Bott holen müssen“, sind sich beide Kommunalpolitiker einig. Was jetzt bleibt, ist ein Workshop. Das hat Bürgermeister Pätzold jedenfalls versprochen.