Der Chor Sinophonia beim Auftritt „Melodienzauber aus dem Reich der Mitte“ 2017 in der Alten Oper Frankfurt Foto: privat (z) - privat (z)

Der Chinesische Chor Sinophonie feiert zehnjähriges Jubiläum mit einem Konzert im großen Kursaal

Bad Canstatt Die Heimat ist weit weg. Da tut es gut, ein Stück chinesische Kultur zu pflegen. Daher wurde vor zehn Jahren der Chor Sinophonia gegründet. Knapp 60 Mitglieder, hier lebende und arbeitende Chinesen, weist der Chor auf. Aus den Laiensängerinnen und -sängern ist im Lauf der Jahre ein sehens- und hörenswerter Chor geworden. Was auch an Chorleiterin Wu Xiaolu lag. Die erfolgreiche Opernsängerin, die schon auf Bühnen in den USA und Europa beeindruckte und ausgezeichnet wurde, hat zusammen mit Zhongxiong Liang den Chor ins Leben gerufen. „Das war gar nicht so einfach“, erinnert sich Liang, der Vereinsvorsitzende. Zunächst war der Chor unter dem Dach des China Kultur Kreises, ehe er am 5. April 2008 offiziell gegründet wurde, was auch jedes Jahr gefeiert wird. Die Chorleiterin sorgte für Zulauf, war zwar streng, hatte aber auch viel Geduld. Sie wies bei den dreistündigen Proben immer wieder auf Fehler hin. Da die meisten Sängerinnen und Sänger keine Noten lesen können, wird nach Zahlen gesungen. 1 ist das C, 2 dann D und E die 3. Es geht bis zum H als 7. Die 0 bedeutet Pause.

Dreistündige Proben

Zunächst wurde im Seelbergtreff der Awo geprobt. Bei 40 Stimmen, die im Schnitt zu den Proben kommen, kann es schon laut werden. Also wurde in Ermangelung eines eigenen Vereinslokales nach einem neuen Probenraum gesucht. Der damalige Bezirksvorsteher Thomas Jakob hatte den Chor 2012 beim Auftritt mit dem Akademischen Chor der Uni Stuttgart gehört und war sehr angetan. Er stellte dem Chor den Sitzungssaal des Verwaltungsgebäudes zur Verfügung. Dort wird bis heute alle zwei Wochen sonntags geübt. Vor großen Auftritten wird auch schon mal ein Ferienhaus gemietet und intensiv geübt – der Chor ist ehrgeizig. Vor drei Jahren hat Xinlei Yu, ebenfalls Sopran, die Chorleitung übernommen, da ihre Vorgängerin als Gastprofessorin an die Uni Xia-Men in der Provinz Fujian gegangen ist. Unterstützt wird die Chorleiterin Yu von Pianistin Weiran Guo.

Zu den großen Unterstützern des bunt gemischten Chores, bei dem Akademiker, Ingenieure, Studenten und Hausfrauen mitwirken, gehört auch Otti Blind vom Volkschor Bad Cannstatt. „Sie hat uns quasi entdeckt“, beschreibt Zhijiang Yang, die stellvertretende Vorsitzende, und den Kontakt zum Seelbergtreff hergestellt. Beide Chöre sind schon häufiger zusammen aufgetreten. Kooperationen gibt es auch mit dem Seniorenchor Bad Cannstatt. Fest im Jahresprogramm verankert ist neben der Teilnahme am chinesischen Neujahrsfest in der Liederhalle der Besuch des Begegnungs- und Servicezentrums Seelbergtreff an Heiligabend, wo ein Teil des Chores deutsches Liedgut wie „Stille Nacht“ oder „Leise rieselt der Schnee“ präsentiert. „Wir bringen den Besuchern aber auch unsere Kultur nahe“, sagt Yang. Zum Chor gehört jetzt auch eine Trommelgruppe. In Ermangelung eines geeigneten Lehrers wurde mittels Videos geübt. „Inzwischen haben wir ein Mitglied mit Percussionserfahrung, das uns viel beigebracht hat“, erzählt der Vereinschef.

Die Percussionsgruppe eröffnet am Sonntag, 18. November, um 15.30 Uhr im Kursaal auch das zweistündige Programm, das nicht nur im Zeichen des Sinophonia-Jubiläums steht. Denn auch chinesische Chöre aus Frankfurt, Darmstadt, Saarbrücken sowie die Chorklasse der chinesischen Sprachschule Stuttgart treten auf. Im Repertoire hat Sinophonia dabei auch zwei Stücke auf Deutsch: den Trink-Kanon von Mozart und den Gefangenenchor aus Verdis Oper Nabucco. „Wir freuen uns über die Zusammenarbeit mit den deutschen Chören und sind auch offen für jeden“, betont Zhongxiong Liang, der darin einen Beitrag zur Völkerverständigung, Integration und gesellschaftlichem Miteinander sieht. Die 450 Plätze im Kursaal am Sonntag sind vergeben.