Ein Blick auf die weltweiten Aktivitäten der Wilhelma in Sachen Tierschutz. Foto: Montage: Wilhelma - Montage: Wilhelma

Wilhelma verstärkt sein Engagement für den Artenschutz. Besucher können Tierschutzprojekte auf freiwilliger Basis über den Eintritt unterstützen.

Bad CannstattDie Wilhelma züchtet bedrohte Tierarten und setzt sich auch weltweit dafür ein, dass deren Artgenossen in ihren ursprünglichen Lebensräumen geholfen wird. Doch jetzt soll dem Engagement zusätzlicher Schwung verliehen werden. Unter anderem können sich Besucher auf freiwilliger Basis mit einem Artenschutz-Euro beteiligen, der beim Eintritt bezahlt wird.

Seit 2014 ist Thomas Kölpin Direktor in der Wilhelma, in diesem Zeitraum stiegen die jährlichen Erlöse, die dem Artenschutz zu Gute kommen sollen, von 30 000 Euro auf heute gut 80 000 Euro an. Zustande kam die Summe unter anderem über Spendenboxen, Lotterien, Geschenkbasare, dem Verkauf von fair gehandelter Schokolade und dem Recycling alter Handys. „Es ist großartig, wie unsere Besucher dieses Engagement für den Artenschutz mittragen und bei den Aktionen mitmachen“, sagt Kölpin, als er das erweiterte Artenschutz-Engagement der Wilhelma vorstellt. Bei seinem Amtsantritt waren ihm zwei Punkte wichtig, die in sein Zukunftskonzept einfließen sollten. „Zum einen galt mein besonderes Augenmerk der Verbesserung der Tierhaltung durch Modernisierung der alten Anlagen, zum anderen wollte ich die Aktivitäten im Artenschutz stärken.“ Deshalb hat der Direktor den Grundsatz verankert, dass zu jeder neuen Großanlage im zoologisch-botanischen Garten jeweils der Einsatz für ein Schutzprogramm vor Ort gehören soll. So fördert die Wilhelma seit Eröffnung des neuen Schneeleoparden-Geheges im vergangenen Jahr ein Projekt des Naturschutzbundes NABU in Kirgisien, um die Großkatzen in ihrer natürlichen Umgebung vor Wilderern zu schützen.

Insgesamt engagiert sich die Wilhelma weltweit in 18 Projekten: vom Wildkräuterwiesenmanagement für einheimische Insekten bis zum Schutz von Niststränden für Meeresschildkröten an der Küste Kenias. Um die Besucher noch mehr einzubeziehen, legt die Wilhelma künftig am Eingang einen Flyer aus, der die Projekte kurz vorstellt.

„Das Engagement erfordert einen langen Atem, aber es wirkt, wenn man am Ball bleibt und konsequent vorgeht“, sagt Stefanie Reska, die bei der Wilhelma für die Artenschutz-Aktivitäten zuständig ist. Im Virunga-Nationalpark in Zentralafrika etwa ist während der sieben Jahre, in denen die Wilhelma die Spürhundestaffel „Congohounds“ der Parkranger unterstützt, die Zahl der bedrohten Berggorillas von 880 auf rund 1000 gestiegen. „Das ist selbstverständlich nicht allein unser Verdienst“, sagt Reska. „Aber die Hundestaffel macht die Situation in dem Park sicherer, das spiegelt sich auch in der ansteigenden Gorillazahl wider.“ Auf Borneo hilft die Wilhelma bei der Wiederaufforstung eines Rodungsgebiets in Lamandau. Der Wald ist inzwischen so regeneriert, dass dort erste Orang-Utans wieder ausgewildert werden können. „Sie haben sogar schon eigenen Nachwuchs bekommen“, so Stefanie Reska. Neu in ihr Förderprogramm nimmt die Wilhelma in diesem Jahr eine Maßnahme zur Rettung der Sumatra-Nashörner auf. „Das ist absolute Nothilfe“, so Kölpin. Es seien nur noch weniger als 80 Tiere bekannt.

Um einen anhaltenden Effekt zu haben, müssen die geschützten Lebensräume sich langfristig erholen und die Tierpopulationen über Generationen anwachsen können. Daher brauchen die Trägerorganisationen eine solide Finanzierungsgrundlage, mit der sie kalkulieren können. Um den Artenschutz-Projekten ein verlässlicher Partner zu sein, möchte Kölpin eine breitere und dauerhafte Spendenbasis erreichen. „Wir folgen dem Beispiel anderer Zoos mit dem Modell des Artenschutz-Euros.“ Basel, Karlsruhe, Leipzig und Dresden räumen bereits mit Erfolg ihren Gästen die Möglichkeit ein, auf einfache Weise gleich mit dem Kauf ihrer Eintrittskarte einen kleinen Beitrag zum Artenschutz zu leisten. „Für diesen freiwilligen Aufschlag schlagen wir einen Euro pro Erwachsenem vor“, sagt Kölpin. „Als reine Spende kann jeder an der Kasse entscheiden, ob er diesen Artenschutz-Euro zahlen will.“ Bei Jahreskarten schlägt die Wilhelma einen Obolus von drei Euro für die Rettung der bedrohten Tiere vor. Am Pfingstmontag stellen die Kooperationspartner ihre Projekte in der Wilhelma an Infoständen persönlich vor. uli