Wilde Müllkippe in der Haldenstraße. Quelle: Unbekannt

Was kann die Stadt gegen die zunehmende Vermüllung unternehmen? Unsere Sommerredaktion auf dem Cannstatter Wochenmarkt am 29. August befasst sich mit dem Thema.

Bad Cannstatt Das kleine Pflanzenbeet rund um den Baum auf dem Holzmarkt hinter der Stadtkirche ist ein Negativbeispiel par excellence: Zuerst waren es „nur“ Kippen und einige Papierschnipsel, die es verunstalteten. Doch schon kurz darauf lagen die ersten Flaschen und Pappbecher auf der kleinen Grünfläche. Am Ende wurden von den Mitarbeitern der Abfallwirtschaft Stuttgart, nachdem sie von Stadtkirchenpfarrer Florian Link über die wilde Müllkippe informiert worden waren, sogar Plastiksäcke voll mit Hausmüll herausgezogen. Ebenfalls ein Klassiker: Sobald sich irgendwo ein legaler Sperrmüllhaufen zeigt, meinen Schlaumeier, hier kostenlos und illegal ihre alten Klamotten, Abfallreste oder sogar Sondermüll entsorgen zu können. So auch erst vor wenigen Tagen in der Schmidener Straße. Doch auch in der Altstadt gab es bereits dieses Problem. Anwohner am Jakobsbrunnen wissen ein Lied davon zu singen.

Wer Ideen und Anregungen hat, wie das offensichtliche Müllproblem gelöst werden oder was die Stadtverwaltung verbessern könnte, der kann darüber am morgigen Donnerstag von 10 bis 12 Uhr mit zwei Redakteuren unserer Zeitung auf dem Cannstatter Wochenmarkt vor dem Verwaltungsgebäude im Rahmen unserer Sommerredaktion diskutieren.

Das Stuttgarts Stadtbild immer mehr verschandelt wird, blieb natürlich auch nicht der Rathausspitze verborgen. Ob Fritz Kuhn hat es sich deshalb mit zur Aufgabe gemacht, diesem negativen Trend entgegenzuwirken. Die gewaltige Summe von 45,4 Millionen Euro hat der Gemeinderat bis 2022 bewilligt, wobei das Konzept auf vier Säulen basiert: Prävention, verstärkte Reinigung, Kontrolle und Strafen sowie Öffentlichkeitsarbeit. Mit dem Konzept nimmt die Stadtverwaltung den Kampf gegen die Vermüllung öffentlicher Plätze und Parks auf. Die zunehmende Vermüllung, auch „Littering“ genannt, ist kein Stuttgarter Phänomen. Vielmehr ist es europaweit zu beobachten. Experten sehen einen Grund in einer immer intensiveren Nutzung des öffentlichen Raums. Das soziale Leben verlagert sich zunehmend nach draußen, dazu kommen längere Öffnungszeiten von Handel und Gastronomie. Doch auch das Verbraucherverhalten ist heute ein anderes: Wo früher die Tasse Kaffee entweder zuhause oder im Lokal geschlürft wurde, sieht man heute im Stadtbild immer mehr Menschen mit einem Pappbecher in der Hand zur Arbeit eilen. Die Wahnsinnszahl von rund 320 000 Kaffeebecher werden so nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe bundesweit verbraucht. Was fast noch schlimmer ist: Viele davon landen nicht im Abfallbehälter, sondern werden „vogelwild in der Pampa“ entsorgt.

Neben der Öffentlichkeitskampagne und dem Thema Prävention gibt es seit einigen Monaten bereits umfangreicheren Reinigungsmaßnahmen, mehr Mülleimern und verstärkten Kontrollen. So gibt es jetzt dreimal pro Woche eine Nassreinigung der Innenstadtbezirke – vorher gab es die nur einmal wöchentlich. In den Außenbezirken gab es sie bislang gar nicht – nun immerhin einmal wöchentlich. Darüber hinaus sind 123 neue Stellen geschaffen worden, teils bei der Abfallwirtschaft Stuttgart, die in diesem Zusammenhang der Fuhrpark natürlich aufstocken musste und insgesamt 45 neue Fahrzeuge angeschafft hat, teils beim Ordnungsamt, das künftig verstärkt kontrollieren will. Ein besonderer Schwerpunkt liege auf der Reinhaltung von Spielplätzen. Zu guter Letzt wurden mehr als 1000 zusätzliche Müllbehälter an Brennpunkten aufgestellt, darunter Unterflur-Müllschlucker, bei denen der Abfall unterirdisch gelagert wird und die ein höheres Fassungsvermögen haben als herkömmliche Mülleimer.

Auch was die Strafen angeht, zum Beispiel für das Wegwerfen einer Zigarettenkippe, handelt die Stadt nicht mehr ganz so kulant wie bislang. Zwar belassen es die Ordnungskräfte beim ersten Vergehen bei einer Belehrung. Doch schon beim zweiten Mal werden empfindliche Geldstrafen von bis zu 200 Euro fällig. Der Oberbürgermeister setzt aber zuvorderst nicht auf Strafen, sondern auf die Überzeugung der Bürger. „Mit der Keule“ wolle man nicht ran. Stattdessen wolle man mit der Kampagne ein Wir-Gefühl erzeugen.

Sagen Sie uns bitte Ihre Meinung, diskutieren Sie mit uns und mit anderen Leserinnen und Lesern. Die Sommerredaktion steht am Donnerstag, 29. August, von 10 bis 12 Uhr, mit einem Stand auf dem Cannstatter Wochenmarkt vor dem Verwaltungsgebäude. Wir wollen mit Ihnen ins Gespräch kommen und Ihre Anregungen in der Freitagsausgabe unserer Zeitung veröffentlichen.