Das Thema E-Scooter bereitet der Cannstatter Polizei Sorgen. Foto: dpa/Britta Pedersen - dpa/Britta Pedersen

Was die Verkehrsunfallstatistik angeht, so war in den vergangenen Jahren in Bad Cannstatt die dramatisch angestiegene Zahl der Stadtbahnunfälle das größte Sorgenkind.

Bad CannstattWas die Verkehrsunfallstatistik angeht, so war in den vergangenen Jahren in Bad Cannstatt die dramatisch angestiegene Zahl der Stadtbahnunfälle das größte Sorgenkind. 33 Unfälle bedeuteten 2017 eine Steigerung von 120 Prozent. Diese Zahl wurde zwar 2018 nicht erreicht, dennoch sind 25 Stadtbahnunfälle immer noch erschreckend viel. In nahezu 100 Prozent der Fälle sind die Stadtbahnfahrer schuldlos, denn wenn Autofahrer illegal wenden, Passanten trotz Z-Überwegen Stadtbahnzüge übersehen oder vogelwild die Gleise überqueren, haben die Zugführer keine Chance, ihre tonnenschweren Züge rechtzeitig abzubremsen. Ein besonderer Brennpunkt ist bekanntlich der Bereich Waiblinger/Daimlerstraße. „Ich bin froh, dass hier ein sicherer Überweg für Passanten momentan gebaut wird“, so Jörg Schiebe, Chef des Polizeireviers Martin-Luther-Straße, im Bezirksbeirat Bad Cannstatt.

Insgesamt habe die Zahl aller Verkehrsunfälle um etwa 7,5 Prozent abgenommen. Krachte es 2017 noch 1284 Mal auf Cannstatts Straßen, so sank die Zahl im vergangenen Jahr auf „nur“ noch 1188 Unfälle. „Gott sei Dank gab es nicht einen Toten zu beklagen“, so der Revierleiter, allerdings habe die Zahl der Schwerverletzten (52) um fast 37 Prozent zugenommen. Was ebenfalls nachdenklich stimmt: Die Zahl der leicht und schwer verletzten Kinder hat um 58 beziehungsweise um 50 Prozent zugenommen. Was in diesem Zusammenhang dagegen erfreulich ist: Die Schulwege in Bad Cannstatt scheinen sicher, denn „nur“ zwei Kinder wurden auf dem Weg zum Unterricht verletzt. Angesichts der Tatsache, dass immer mehr Fahrradfahrer unterwegs sind, ist es laut Schiebe nicht verwunderlich, dass die Zahl der Unfälle um knapp neun Prozent von 79 auf 86 gestiegen sei. Bedenklich stimme ihn dabei, dass die Zahl der Schwerverletzten um sage und schreibe 80 Prozent zugenommen habe. Einen Seitenhieb in Richtung Gesetzgeber konnte er sich nicht verkneifen, denn immer noch gibt es in Deutschland keine Helmpflicht für Radler. Die gleiche Problematik gilt natürlich auch für die Pedelecfahrer. Auch bei dieser Gruppe der Zweiradfahrer gab es einen gewaltigen Anstieg bei der Unfallzahl (180 Prozent) und der Zahl an Schwer- und Leichtverletzten (100 beziehungsweise 120 Prozent).

Drei Themen hat Cannstatts Polizeichef verstärkt auf der Agenda: Zum einen sind das die Verkehrsunfälle unter Alkohol- und Drogeneinfluss (plus 30 Prozent beziehungsweise plus 50 Prozent), die Verkehrsunfallfluchten sowie das Thema E-Scooter, die seit diesem Jahr in der Landeshauptstadt unterwegs sind, deshalb noch in keiner Unfallstatistik auftauchen, aber jetzt schon sehr umstritten sind. Auch Schiebe hat zu den kleinen Flitzern, die bis zu 20 Stundenkilometer schnell fahren, eine Meinung: „Es gibt immer mehr Anbieter – das bereitet mir Sorgen.“ Aus seinen Beobachtungen heraus sei der Roller bisher eher eine Spielerei der Benutzer als eine sinnvolle Ergänzung im eh schon dichten Straßenverkehr. Überhaupt kein Verständnis legte der Revierleiter dagegen beim Thema „Verkehrsunfallflucht“ an den Tag. Zwar hat die Zahl im Jahr 2018 gegenüber dem Vorjahr um fast acht Prozent abgenommen, dennoch sind 694 Unfallfluchten völlig unakzeptabel. „Vor allem wenn man bedenkt, dass dabei verletzte Menschen zurückgelassen wurden.“