Der Taubenturm in Bad Cannstatt am Seilerwasen. Foto: Frey - Frey

Die ersten Tauben sind in den Turm am Seilerwasen gezogen. Der Taubenturm ist das neueste Projekt des Taubenmanagements der Stadt, welches seit zehn Jahren gibt. Weitere Standorte, auch in Bad Cannstatt sind gefragt für Taubenschläge und -häuser.

Bad Cannstatt S

eit zehn Jahren gibt es in der Landeshauptstadt das Taubenmanagement. Im Jahr 2008 war damit begonnen worden. Das Konzept fußt auf der Zusammenarbeit zwischen der Stadt Stuttgart und dem Tierschutzverein. Ziel beider Seiten war und ist es, eine dauerhafte und humane Lösung des Stadttauben-Problems im Stadtgebiet zu schaffen. In den letzten Jahren sind einige Taubenschläge in der Stadt an verschiedenen Orten entstanden – in Bad Cannstatt zum Beispiel das Taubenhaus auf dem Parkhaus Mühlgrün. Jetzt gibt es einen weiteren Anlaufpunkt, den Taubenturm am Seilerwasen. Die ersten 23 Tauben sind hier bereits eingezogen.

„Der Taubenturm in Bad Cannstatt ist schön geworden“, findet die Taubenbeauftragte der Stadt, Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer. Der Schreiner habe das Bauwerk in den letzten Wochen optimiert, berichtet sie. So wurde noch eine Voliere für die Tauben eingebaut. Von den zwei Etagen des hölzernen Turms ist eine offen für Neuzugänge, die andere geschlossen, um die Tauben einzugewöhnen, so die Taubenbeauftragte. Brucklacher-Gunzenhäußer betont zugleich, dass weitere Standorte für Taubenschläge und Taubenhäuser in Stuttgart gebraucht werden – auch in der Sauerwasserstadt.

Weiterer Bedarf an Taubenschlägen

Einen Taubenturm in dieser Größe gibt es laut der Taubenbeauftragten noch in Tübingen, in Mosbach und Augsburg. Er soll den Tieren die Möglichkeit bieten, dort eine Heimat zu finden, wo sie Eier legen und brüten können. Die Eier werden dann von Tierschützern gegen Kunststoffeier ausgetauscht. Damit soll die Tierpopulation stetig vermindert werden. Das Stadttauben-Projekt, für das Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer 2015 der Landestierschutzpreis verliehen wurde, basiert auf Geburtenkontrolle.

Jetzt hat die Tierschützerin einen neuen Flyer über die Arbeit mit den Stadttauben erstellt. Darin gibt sie einen Überblick über die Taubenschläge, -häuser und -türme in der Stadt. Das Taubenmanagement begann mit seinen Aktivitäten in der City: So wurden zunächst zwei Taubenschläge auf dem Dach der Leonhardskirche eingerichtet. Im Jahr 2009 wurde das Taubenhaus auf dem Parkhaus Mühlgrün in Bad Cannstatt gebaut, welches bis heute in Betrieb ist. Es bietet rund 150 Tieren ein Zuhause. Im Jahr 2010 wurde der Taubenturm im Stadtgarten im Max-Kade-Weg gebaut. In Feuerbach kam im Jahr 2013 ein Taubenschlag im Dach des Fairkauf-Gebäudes dazu. In der Kriegsbergstraße wurde im Jahr 2015 das Taubenhaus auf einem Flachdach erstellt und im Jahr 2016 das Taubenhaus auf der Stadtkämmerei in der Schmale Straße. Am Marienplatz wurde 2016 ein Taubenschlag im Kaiserbau gebaut und 2017 einer in der Landhausstraße. Außerdem gibt es in Stuttgart-Rot ein kleines betreutes Taubenhaus auf dem Dach einer Senioren-Residenz. Im Tierheim in Botnang stehen ein ausgebauter Bauwagen und ein Carport für Stadttauben. Die neueste Einrichtung ist der Taubenturm am Seilerwasen, der Platz für etwa 200 Tauben bietet. Er wird am heutigen Mittwoch, um 10 Uhr, offiziell seiner Bestimmung übergeben.

Situation hat sich verbessert

Das Rezept der Tierschützer ist: Gesunde Tiere, die eine feste Heimat haben und artgerechtes Futter bekommen, belästigen niemanden. Die Experten machen darauf aufmerksam, dass das Taubenfüttern verboten ist. Durch regelmäßiges Füttern entstehe Taubenelend, da den Tieren dort kein Schlaf- und Nistplatz geboten werde, heißt es in der Infobroschüre. Weggeworfene Essensreste seien die Hauptgrundlage für die Überpopulation in den Städten. In den Taubenhäusern werden die Tiere versorgt und kontrolliert.

So hat sich, seit das Taubenhaus auf dem Mühlgrün steht, auch die Situation in der Anlage neben dem Parkhaus verändert – zum Besseren: Dort sind so gut wie keine Tauben mehr in der Grünanlage zu finden. Die Grünanlage am Mühlgrün wurde im vergangenen Jahr mit Geldern der Stadtentwicklungspauschale mit Sitzbänken ausgestattet und als Aufenthaltsplatz grundlegend gestaltet. Auch gibt es in Bad Cannstatt die Hoffnung, dass die Tauben an den einschlägigen Stellen durch Taubenschläge von der Straße wegkommen, wie etwa am Cannstatter Bahnhof oder auch in der Marktstraße und auf dem Cannstatter Marktplatz.

Weitere Informationen für Interessierte, die möglicherweise auch Standortvorschläge für Taubenhäuser oder Taubenschläge unterbreiten wollen, gibt es im Internet unter der Adresse www.stadttauben-stuttgart.de.

Der Taubenturm am Seilerwasen wird am Mittwoch, 27. Juni, um 10 Uhr eröffnet.