Im November 1976 Foto: Nagel - Nagel

Schon mehrmals wurde spekuliert, das Kaufhof seinen Standort in der Markstraße aufgeben will. Gerüchte, die Einzelhandelssprecher Dirk Strohm allmählich nerven.

Bad CannstattWir haben einen Mietvertrag und werden ihn erfüllen“, dementierte der Cannstatter Kaufhof-Geschäftsführer Marcel Sroczynski die Schließungsgerüchte, die 2014 durch die Altstadt geisterten. Wieder einmal, denn in schöner Regelmäßigkeit tauchte in der Vergangenheit die Standortfrage der Filiale in der Marktstraße auf. Der Grund vor vier Jahren: Das Aus des Dinea-Restaurants im dritten Geschoss, eine Tochter des Kölner Konzerns, wurde damals von vielen Cannstattern als Vorbote für eine Schließung bezeichnet. Eine Einschätzung, die schlicht und ergreifend voreilig und falsch war.

„Die andauernde Gerüchteküche rund um den Kaufhof nervt“, sagt Dirk Strohm, Sprecher der Altstadt Bad Cannstatt. Sobald sich in Köln nur irgendetwas tut, würde der Standort Marktstraße auf dem Prüfstand stehen und es werde wild spekuliert. „Doch niemals war etwas dran“, betont der Einzelhandelssprecher, der dennoch weiß, welche große Bedeutung der Kaufhof für das B-Zentrum und insbesondere für die Marktstraße hat; und das seit mehr als vier Jahrzehnten. Denn 2016 feierte die Filiale, die am 11. November 1976 eröffnet wurde und am ersten Tag einen Ansturm von rund 50 000 Kunden erlebte, ihren 40. Geburtstag.

Frequenzbringer für Altstadt

So viele sind es heute natürlich nicht mehr, aber dennoch ist der Kaufhof ein wichtiger Frequenzbringer für den gesamten Einzelhandel in der Altstadt. Das sieht auch Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler so. „Als ich von den neuesten Entwicklungen zwischen Kaufhof und Karstadt las, war ich schon erschrocken“, so Löffler. Fast schon unweigerlich stelle man sich da die Frage, welche Auswirkungen eine mögliche Fusion für den Standort in der Marktstraße haben könnte. „Bei einem Aus wäre nicht nur eine attraktive Einkaufsadresse verloren“, so der Bezirksvorsteher. Denn was wird aus dem riesigen Gebäude mit seinen insgesamt vier Geschossen? „Noch ist es natürlich viel zu früh, sich darüber Gedanken zu machen“, man müsse abwarten, wie sich die Fusionsbestrebungen weiter entwickeln.

Keine Stellungnahme

Eine erste Stellungnahme konnte und wollte die Kaufhof-Geschäftsführerin Anne Tenzer gestern nicht geben. Fakt ist, dass das mit roten Zahlen kämpfende Kölner Traditionsunternehmen, das fast 140 Jahre alt ist, mit der Warenhauskette Karstadt eine Fusion plant. Laut der Süddeutschen Zeitung stehen in diesem Zusammenhang rund 5000 der noch etwa 20 000 verbliebenen Arbeitsplätze zur Disposition. In Bad Cannstatt arbeiten etwa 100 Menschen. Sabine Hagmann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands Baden-Württemberg, befürchtet, dass auch in der Landeshauptstadt Arbeitsplätze betroffen sind. „Bevor jedoch konkrete Zahlen vorgelegt werden können, müssen Geschäftsführung und Gesamtbetriebsrat erst mal verhandeln und sich auf sinnvolle Maßnahmen einigen“, so Hagmann.

In Stuttgart befinden sich neben dem Kaufhof in der Marktstraße zwei große Galeria-Kaufhof-Niederlassungen: in der Königstraße und in der Eberhardstraße. Karstadt betreibt mit der Karstadt-Sport-Filiale auf der unteren Königstraße nur noch ein Kaufhaus in der Landeshauptstadt. Das ehemalige Karstadt-Warenhaus, welches sich ebenfalls auf der Königstraße befand, beherbergt seit Ende 2017 mehrere Einzelhandelsgeschäfte, Büroräume sowie die irische Bekleidungskette Primark.