Eine der Firmen auf dem Areal ist Containerwerk, das aus ausrangierten Seefrachtcontainern Wohnraum macht. Drei Beispiele sind zu begutachten. Quelle: Unbekannt

Von Edgar Rehberger

Was auf einer ehemaligen Industriefläche möglich ist, zeigte Constantin Wizemann dem Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen bei einem Rundgang über das Wizemann-Areal. Die Stadträtinnen und Stadträte waren beeindruckt. „Es ist überaus beeindruckend, mit welcher Sensibilität und langem Atem Sie hier Stück für Stück entwickeln“, lobte Wirtschaftsbürgermeister Michael Föll. „So etwas braucht die Landeshauptstadt.“

Es sei nicht selbstverständlich, dass ein Eigentümer dauerhaft nachhaltige Philosophie umsetzt und nicht versucht, schnell maximalen Profit herauszuschlagen. Geboten werde Raum für eine Kreativwerkstatt im weitesten Sinne. „Die Kombination ist hochspannend“, so Föll. Doch zunächst einmal gab es einen historischen Überblick. 1923 gründete Julius Wizemann das Unternehmen in Untertürkheim, in dem Poliermaschinen und Tretlager für Fahrräder hergestellt und Lastwagen repariert wurden. Anfang der 1930er-Jahre wurde die Fläche an der Pragstraße bezogen und zum Stammsitz aufgebaut. Bauteile für die Autoindustrie wurden gefertigt. „In der Hochphase hatte das Unternehmen 2500 Mitarbeiter an mehreren Standorten“, erläuterte Constantin Wizemann, „1000 in Bad Cannstatt.“ Die 90er-Jahre waren von Umschwung, Umnutzung und Änderung geprägt. Die Produktion wurde geschlossen.

Die Zwischennutzung durch das Zapata gab den Anstoß für eine kreative Nutzung. „Es waren Künstler untergebracht, denen die Räume überlassen wurden, wie sie waren.“ 2014 kam es zur Änderung. „Wir wollten kreativen Standard, Gebäude und Esprit erhalten.“ Eineinhalb Jahre wurde umgebaut und unterschiedliche Nutzungen ermöglicht. Es gibt unter anderem Agenturen, Werbetreibende, Produktdesigner, Fotografen, Filmemacher und Messebauer. Auch Daimler ist mit einem „Think Tank“ vertreten. Alle seien an Austausch und gemeinsamem Wachsen interessiert. Es gibt offene Bereiche, Flächen werden einander zur Verfügung gestellt, gemeinsam Ressourcen genutzt, für Start-ups Raum geboten. „Die Büros haben Charme und Flair.“ Ganz wichtig: „Sie sind für alle offen, die hier arbeiten.“ Die Veranstaltungsfläche „Im Wizemann“ bietet zwei Konzerthallen. Eine hat 710 Quadratmeter und bietet maximal 1300 Besuchern Platz. Im Club mit 550 Quadratmetern haben 550 Personen Platz. In den vergangenen 20 Monaten fanden 250 Konzerte und 60 weitere Veranstaltungen statt. „Die Auslastung ist gut“, sagt Johannes Schneiderhan vom Betreiber STR. Zwei unterschiedliche Veranstaltungen können zeitgleich stattfinden, ohne sich zu beeinträchtigen. Im „Happen“ wird Mittagstisch für das ganze Viertel angeboten, auch das ehemalige Pförtnerhäuschen bietet Frühstück und Mittagstisch.

„Wir versuchen, Menschen unterschiedlicher Art zusammenzubringen und zu vernetzen“, beschreibt Wizemann sein Interesse am Coworking-Bereich „Wizemann space“ mit 800 Quadratmetern Platz. Das Motto: Raus aus alltäglichem Denken. Offene und flexible Flächen werden angeboten, können tage- oder wochenweise gebucht werden. Es soll Anstoß für neue Ideen geben. In der Zukunft stehen weitere Veränderungen an. „Es gibt noch viele Brachflächen und Grün.“

Im zweiten Halbjahr wird ein Parkhaus gebaut, das auf 13 Halbetagen 320 Stellplätze bietet. Das Dach wird begrünt. Auch Anwohner sollen davon profitieren. Autos sollen weg von den Gebäuden. Ein Teil der Fläche nutzt Containerwerk. Das Unternehmen macht aus ausrangierten Seefrachtcontainern Wohnraum. Drei Anschauungsbeispiele sind aufgebaut. Ines Aufrecht, Leiterin der städtischen Wirtschaftsförderung, ist zufrieden. „Hier entsteht richtig was.“ Und das Positive dabei: „Es hat sich sukzessive entwickelt.“ Ein Ende ist nicht in Sicht. Wizemann: „Wir haben noch viele Möglichkeiten.“