Auch die Optik spielt eine Rolle. Die Speisen für die Blindverkostung der Jury, die nicht weiß, von wem die Gerichte sind, werden drapiert. Quelle: Unbekannt

Von Edgar Rehberger

Vom Amateur- zum Profigriller. Zwei Cannstatter haben den Sprung geschafft. Bei den deutschen Meisterschaften im Grillen in Fulda landeten Steffen Kauderer und Marc-Oliver Karle auf dem obersten Treppchen und erwarben mit ihrem Team S.W.A.T. BBQ den Titel Deutscher Amateurgrillmeister. Damit dürfen sie künftig bei den Profis antreten.

15 000 Zuschauer verfolgten die von der German Barbecue Association veranstalteten Grillmeisterschaften in Fulda am vergangenen Wochenende. Jeweils 19 Teams bei den Profis und Amateuren gingen an den Start. S.W.A.T. BBQ war zum sechsten Mal dabei. 2014 und ‘15 wurde jeweils Platz zwei belegt, im vergangenen Jahr sollte es ganz nach oben gehen. „Da ging aber einiges daneben“, erinnert sich Kauderer, in Bad Cannstatt auch als Oberkübler im Kübelesmarkt Bad Cannstatt im Einsatz. Seit März, als die Aufgaben für die Meisterschaft bekannt wurden, bereitete sich das achtköpfige Team vor. „Wir waren sehr aktiv.“

Kauderers Faible fürs Grillen entwickelte sich bei der Fußball-WM 2006. Sein Grill war so oft im Einsatz, dass er schlapp machte. Er wollte sich vor dem Kauf eines neuen schlau machen. „Ich besuchte mit Freunden ein 5-Gänge-Gourmet-Grill-Seminar.“ Der Ehrgeiz war geweckt. Als auch noch am Stadtstrand Bad Cannstatt die Stadt-Grillmeisterschaften ausgetragen wurden, war Kauderer mit einem Team am Start. Bei der letzten Veranstaltung 2011 lud Daniel Nonnenmann, der Kapitän des Siegerteams, die andern Teilnehmer ein. Als Siegprämie gab es eine Grillparty für 20 Personen. Es wäre doch toll, mit einem eigenen Team an der Deutschen Meisterschaft teilzunehmen, so seine Idee. Das Team S.W.A.T. BBQ (South West All Time Barbecue, das Team aus dem Südwesten, das immer grillt), wurde im Januar 2012 gegründet - mit Kauderer und Karle. Bei der ersten Teilnahme 2012 in Schwäbisch Hall reichte es zum achten Platz. „Wir haben aber ein Paket an Erfahrung gesammelt.“

Nach und nach wurde verbessert und verfeinert, das Equipment optimiert. „Die Ausrüstung ist natürlich wichtig.“ Mittlerweile kann das Team auf Sponsoren setzen. Unterstützung gibt es bei Grill und Kühlschränken. Denn zur Meisterschaft muss alles mitgebracht werden. „Da werden nur der blanke Platz und die Lebensmittel zur Verfügung gestellt.“ Zelt, Grill, Kühlschränke, Tische, Arbeitsmaterialien, Beleuchtung - an alles muss gedacht werden. Zwischenzeitlich fährt S.W.A.T. BBQ mit dem 7,5-Tonner vor, in dem alles in Regalen und Kisten vorbereitet verstaut ist. „Wir haben nur das mitgenommen, was bei der Generalprobe, die gut und ruhig optimal ablief, auch verwendet wurde.“

Die Gänge müssen zu vorgegebenen Zeiten der Jury bereitgestellt werden. Gang 1: Wolfsbarsch als ganzer Fisch mit Beilage, Gang 2: Schweinebauch mit Schwarte und Beilage; Gang 3: American Flap Steak mit Beilage; Gang 4: Dessert zur freien Auswahl. Jeweils elf Portionen müssen zubereitet werden. Vier Juroren werden blind verköstigt, erhalten das Essen in neutralen Pappschachteln, sechs Juroren, darunter auch zwei Zuschauer, sind am Stand, sehen auch, wie gearbeitet wird. Ein bis zehn Punkte können pro Gang und Juror vergeben werden. „Wir haben super zusammengearbeitet und waren so entspannt wie noch nie“, berichtet Kauderer, der für den Fischgang zuständig war. Fünf Mal hat er ihn in der Vorbereitung zubereitet und daran getüftelt. Bei der Generalprobe hat es sehr gut funktioniert. Mit Platz 1 beim Schweinebauch, 2 bei Dessert und 3 bei Steak reichte es insgesamt mit 1020 Punkten zu Platz 1 und dem Titel für das Team - sowie die Aufnahme bei den Profis. „Das ist natürlich noch einmal Ansporn“, gibt Kauderer zu, der seit vier Jahren zudem selbst Grill-Seminare anbietet.