Ist mit Bad Cannstatt verbunden: Die Firma von Rainer Vögele hat seit Foto: Edgar Rehberger - Edgar Rehberger

Der frühere Messedirektor Rainer Vögele hat in den 90er Jahren für Schlagzeilen gesorgt – positiv wie negativ. Noch heute ist der 73-Jährige aktiv und sein Rat gefragt. Er ist täglich in seinem Cannstatter Büro.

Bad CannstattWas wurde nicht schon über Rainer Vögele geschrieben. Der ehemalige Wirtschaftsförderer der Stadt Stuttgart, Direktor der Stuttgart er Messe und Geschäftsführer der Dekra Promotion GmbH hat zahlreiche Schlagzeilen produziert – positiv wie negativ. In seine Zeit als Messechef fielen Publikumsmagneten wie die Tanz- und Radweltmeisterschaften 1989 und ’91, die Leichtathletik-WM und Internationale Gartenbauausstellung IGA, beide jeweils 1993. Diese Veranstaltungen brachten der Landeshauptstadt viel Renommee ein. Der damalige Oberbürgermeister Manfred Rommel hielt sehr viel von seinem Ziehsohn Vögele, auch als dessen Image als Problemlöser und Hans Dampf Kratzer abbekam. Wegen Unregelmäßigkeiten bei der Rad-WM musste Vögele 100 000 D-Mark Euro Strafe bezahlen, 1994 flatterte ihm erneut ein Strafbefehl über 46 500 D-Mark ins Haus – es ging um Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung der Turn-WM 1989. Dies kostete dem bislang erfolgsverwöhnten Marketing-Manager den Job bei der Messe. „Das hat OB Rommel noch mehr mitgenommen als mich“, beschreibt Vögele.

Dieser hatte ihm 1993 den Goldenen Volltreffer überreicht, mit dem herausragende Stuttgarter Persönlichkeiten geehrt werden. „Lieber einen, der auf eigene Faust etwas riskiert, als die vielen Bremser, die die Dinge immer aussitzen. Solche Schlafhauben haben wir genug“, lobte Manfred Rommel Vögele in seiner Dankesrede.

Vögele übernahm 1995 die Geschäftsführung der Dekra Promotion mit dem Auftrag, „die Gesellschaft zu einer der führenden Agenturen im Bereich Sportmarketing und Motorwelt zu entwickeln“. Drei Jahre später endete das Engagement mit einem Rauswurf. Die von der Stadt Baden-Baden für das Festspielhaus zugesicherten drei Millionen Mark flossen nicht, der Geldhahn wurde zugedreht. Nach seiner Dekra-Zeit gründete Vögele das Unternehmen emsp, die Gesellschaft für Eventmanagement, Marketing, Sponsoring & Projektentwicklung mit Sitz in Bad Cannstatt, bei der Vögele den Posten des Geschäftsführers innehat. Das Betätigungsfeld ist groß: Umbau des Hockenheims-Rings, Bau und Betreiben der Messe Chemnitz – die Anteile wurden verkauft, als noch positive Zahlen geschrieben wurden – beim Bau der Stadthalle Singen wurde eine Standortanalyse durchgeführt, eine Machbarkeitsstudie erstellt, das Raumprogramm zusammengestellt und das Realisierungsverfahren verantwortlich begleitet. Von 2003 bis 2008 veranstaltete die emsp GmbH die Breitensportveranstaltung BASF-FirmenCup-Rhein-Neckar auf dem Hockenheimring Baden-Württemberg. Mehrere tausende Läufer und Inlineskater bezwangen eine Runde auf dem Grand Prix Kurs. Vögeles Rat ist nach wie vor begehrt. „Ich bekam viele Berateraufträge für Hallen und Stadien“, so der 73-Jährige „und sollte ein Gutachten über den Rückbau der Olympiastätten in Athen erstellen.“ Jobs und Aufträge kommen zu ihm. „Ich habe nie irgendwo geklingelt.“

In der Öffentlichkeit hängen geblieben sind jedoch die Negativschlagzeilen. Wie verkraftet man das? „Gar nicht“, so seine ehrliche Antwort. Da werde schnell der Stab über einem gebrochen. „Dagegen kann man sich nicht wehren. Man steht komplett alleine da.“ Daher wisse er genau, wie sich Bürgermeister Werner Wölfle fühle. Dieser ist derzeit wegen der Klinikum-Affäre in den Fokus und in die Schlagzeilen gerückt. „In seiner Haut möchte ich nicht stecken.“ Ihm selbst habe der Rückhalt in der Familie geholfen. „Und der komplette Rückzug aus der Öffentlichkeit.“

Langweilig ist ihm nicht. Vögele lacht. „Ich habe aber zum 65. Geburtstag einiges abgegeben.“ Er hat Beteiligungen verkauft, Aufsichtsratsposten aufgegeben und die Firma verkleinert. Zu Hochzeiten waren bis zu 23 Mitarbeiter beschäftigt. Emsp besitzt derzeit noch ein Grundstück an der Daimlerstraße, das einer Bebauung zugeführt werden soll, was bislang aber nicht gelungen ist. „Jetzt ist wieder Bewegung in die Sache gekommen“, hofft Vögele auf eine Umsetzung des Vorhabens.. „An uns liegt’s nicht. Wir stehen in den Startlöchern.“

Früher wurden Entscheidungen schneller gefällt, erinnert sich Vögele. „OB Rommel beauftragte mich als Wirtschaftsförderer mit der Umsetzung des Schwaben-Centers.“ Es wurde eine Art Task Force gegründet, an der verschiedene Ämter beteiligt waren. „Das ist heute undenkbar.“ Da müssen verschiedene Gremien beteiligt und Verfahren eingeleitet werden. „Verantwortung will keiner mehr übernehmen.“

Vernetzt ist der Weinliebhaber nach wie vor sehr gut, Kontakt hat er über die Jahrzehnte gehalten. Etwa mit seinem Messe-Geschäftsführer-Kollegen Walter Gehring. Einige seiner früheren Weggefährten nehmen an seiner Weintafel, zu der er ab und an einlädt, teil. Von ihm stammt die Idee eines Wein-, Kultur- und Kulinarik-Festes für die Region Stuttgart. Auch der frühere Erste Bürgermeister Michael Föll stand dahinter. Umgesetzt wurde sie nicht. Übrig blieb die Stuttgarter Wein-Gala, die im Kursaal durchgeführt wird. Vögele ist mit sich im Reinen. Er wirkt zufrieden und in sich ruhend. So wirkte er auch immer unruhigen Zeiten. Die Contenance hat Vögele immer bewahrt.