Dieses Jahr kam das Wetterphänomen der Eisheiligen zu früh und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zum eigentlich vorgesehenen Datum am Donnerstag bereits vorbei sein. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Jedes Jahr aufs Neue fangen am 11. Mai die Eisheiligen an. Laut der Bauernregel kann es Mitte des Monats für wenige Tage erneut kalt werden. Und danach steht einem angenehmen Frühling praktisch nichts mehr im Wege. Auch Meteorologen erkennen die Bauernregel als Wetterphänomen an. Nur beim Datum kann es jährlich zu Abweichungen kommen. Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) kamen die Eisheiligen dieses Jahr knapp zehn Tage zu früh.

Von Erdem Gökalp

Der Wonnemonat Mai hat sich bisher nicht von seiner besten Seite gezeigt. Es gab viel schlechtes Wetter und Regen. Und das, obwohl laut der Bauernregel der Eisheiligen erst am 11. Mai ein Kälteeinbruch eintreten sollte. Wie viele andere Bauernregeln gelten die Eisheiligen als Orientierung, um die Ernte danach auszurichten. „Die Bauern haben das Wetter ständig beobachtet und dementsprechend die wiederholenden Ereignisse vermerkt“, sagt Klaus Riedl vom DWD. So sollen frostempfindliche Pflanzen erst nach dieser Zeit gepflanzt werden.

Eine Bauernregel besagt beispielsweise: „Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis Sophie vorüber ist.“ Die „Kalte Sophie“ bezeichnet dabei den letzten Tag der Eisheiligen. Ihre Namen stammen alle von Heiligen oder Märtyrern der Kirchengeschichte, die bis spätestens zum Fünften Jahrhundert gestorben sind. Andernorts werden sie auch als „Gestrenge Herren“ oder „Eismänner“ bezeichnet. Zu jedem der Tage gibt es eine eigene Bauernregel. Beispielsweise: „Die kalte Sophie macht alles hie.“ Es spielt darauf an, dass dieser kurze Kälteinbruch nach der Kalten Sophie wieder vorbei sein sollte. Oder besagt eine andere Regel: „Vor Bonifaz kein Sommer, nach der Sophie kein Frost“, oder „Gehen die Eisheiligen ohne Frost vorbei, schreien die Bauern und Winzer Juchhei“.

Die Regeln sind nicht aus der Luft gegriffen, denn auch Meteorologen, wie Klaus Riedl erkennen sie an. „Die Eisheiligen sind sogenannte Singularitäten“, sagt der Wetterexperte. Also ein Wetterphänomen, was mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer bestimmten Zeit eintritt. Dennoch ist das Datum in der Regel nicht zutreffend. Nach dem heutigem Kalender fallen die Eisheiligen zwischen 11. und 15. Mai. Jedoch gab es im 16. Jahrhundert eine Kalenderreform, bei der das eigentliche Datum der Eisheiligen um knapp zehn Tage nach vorne verschoben wurde. „Der Kälteeinbruch müsste eigentlich um den 20. Mai herum stattfinden“, so Riedl.

Allen kalendarischen Vorhersagen zum Trotz kam es dieses Jahr anders, denn der Kälteeinbruch kam bedeutend früher. Laut Riedl wird zum offiziellen Beginn des Mamertus, am Donnerstag, die Kältephase bereits vorbei sein. „Verantwortlich an dem früheren Kälteeinbruch ist ein Tiefdruckgebiet über Skandinavien“, sagt Riedl. Und da Deutschland sich an der Westflanke dieses Gebietes befindet, kommen hier die kalten Polarwinde vom Norden herangeweht. „Das wird noch bis Mittwoch andauern“, so Riedl. Am Wochenende soll das Wetter dann besser werden. Also eine gute Gelegenheit für Gärtner nun auch kälteempfindliche Pflanzen in den Garten zu pflanzen. Beispielsweise zählen dazu Blumen aus dem mediterranen Raum, wie Oleander oder Rhododendron.

Die fünf Eisheiligen

Der heilige Mamertuswurde im fünften Jahrhundert im französischen Vienne zum Bischof geweiht. Er geriet in seiner Amtszeit in Konflikt mit dem Papst und wurde von ihm scharf getadelt. Berühmt wurde er dadurch, dass er die sogenannten drei Bittgänge vor Christi Auffahrt einführte. Da er damit dem häufigen Feuer und den Erdbeben in der Stadt Einhalt geboten haben soll, wurde er später in der Schweiz zu einem Eisheiligen erklärt.

Der heilige Pankratius wurde um 200 in Phrygien (Kleinasien) geboren. Sein Onkel nahm den früh Verwaisten mit nach Rom, wo ihn das Schauspiel der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian nicht vom Glauben abhielt. Er geriet in Gefangenschaft, widerstand aber den Versuchen des Kaisers, ihn von seiner Überzeugung abzubringen. Das kostete ihn das Leben. Der Kaiser ließ den Vierzehnjährigen am 12. Mai 304 enthaupten. Der Leichnam wurde Hunden zum Fraß vorgeworfen, von einer Christin aber heimlich in die Katakomben gebracht, über denen Papst Symmachus im Jahr 500 eine Kirche erbauen ließ. Die Katakomben von San Pancrazio sind heute noch in Rom zu besichtigen.

Der heilige Servatius wurde zu Beginn des 4. Jahrhunderts wahrscheinlich in Armenien geboren. Er war Kämpfer gegen den Irrglauben des Arianismus und starb am 13. Mai in Maastricht, wo er 340 zum Bischof von Tongern wurde. Angeblich wurde er mit Holzschuhen erschlagen. Als Servatius soll er seinen nahenden Tod und andere Ereignisse vorgesehen haben. Er prophezeite den Einfall der Vandalen im Jahre 406, weshalb seine Verehrung erheblich zunahm. Die Kirche Sint Servaas wurde 1039 geweiht.

Der heilige Bonifatius wurde vermutlich im 3. Jahrhundert in Rom geboren und starb um 306 in Tarsus (Kleinasien). Die Legende besagt, dass er im Auftrag einer Römerin Reliquien suchen sollte. Beeindruckt von der Standhaftigkeit von gefolterten und hingerichteten Christen, nahm er den christlichen Glauben an und wurde aufgrund seines öffentlichen Bekenntnisses dabei zum Märtyrer. Denn im Jahr 306 wurde er im Zuge der Christenverfolgung getötet. Seine Abbildungen zeigen meist sein Martyrium: den Tod in siedendem Pech. Nach diesem Bonifatius benannte sich der als Apostel der Deutschen bekannte Bonifatius, der am Tag dieses Heiligen seinen Missionsbefehl bekam.

Über die heilige Sophia lässt sich nicht so viel berichten, denn es gibt kaum Überlieferungen von ihr. Sie soll jedoch in Rom geboren und 305 als junge Frau zur Märtyrerin geworden sein. Sie erlitt ein Schicksal wie das des Pankratius während des Höhepunktes der Verfolgung unter Diokletian. Vermutlich wurde sie mit dem Schwert hingerichtet. Reliquien übertrug 846 der Papst Sergius II. in die Kirche San Martino ai Monti zu Rom, wo sie unter dem Hochaltar der Kirche seitdem ruht. Die heilige Sophia ist die Patronin gegen den Spätfrost und für das gesamte Wachstum der Saaten. Dargestellt wird Sophie mit Schwert, Palme, Buch und Trog.