Grzegorz Mania Foto: Wenzel - Wenzel

Cultur in Cannstatt und der Treffpunkt Polen hat am Sonntag ein exzellentes Konzert im Kursaal geboten mit einem magischen Klavierduo aus Polen.

Bad Cannstatt Klassische Musikstücke vierhändig vorzutragen, das ist das Hauptanliegen der Krakauer Pianisten Piotr Rózanski und Grzegorz Mania, die sich vor fünf Jahren zum Zarebski Piano Duo zusammengefunden haben. Dieses Wochenende bewiesen sie im Kursaal ihre Kunstfertigkeit, Musikalität und Strahlkraft beim Cannstatter Sonntagskonzert. Für „Treffpunkt Polen“ und „Cultur in Cannstatt“ hatte Ursula Olszowski die jungen Künstler für ihr gemeinsames Förderkonzert aufgespürt.

Das Duo spielte Werke von Fryderyk Chopin (1810-1849) bis Samuel Barber (1910-1981) mit Einfühlungsvermögen, Flexibilität und einem Schuss Humor: vierhändig, zweihändig - und auch mal nur mit einer Hand. Alexandr Skrjabin hatte 1895 Klavierwerke für die linke Hand komponiert, weil er seine rechte wegen Überanspruchung nicht mehr gebrauchen konnte. Piotr Rózanski beschränkte sich bei Skrjabins Präludium cis-Moll opus 9/1 freiwillig auf das Spiel seiner Linken. Gleichwohl gelang es ihm auf magische Weise, dass die nacheinander aufsteigenden Einzeltöne sich zu einer ansprechenden schwebenden Klangwolke zusammenfanden.

Besonders reizvoll war danach das Nebeneinander der Nocturnes von Chopin und Skrjabin: erst vierhändig (Chopin op.27/1) und dann einhändig (Skrjabin op. 9/2). Traumschön und dramatisch erklangen beide Kompositionen gleichermaßen durch das achtsame Spiel der jungen Pianisten. Nur, wo sich bei Chopin die Seele zeigte, tat sich bei Skrjabin die Kunstfertigkeit hervor. Drei Kostproben aus Ignacy Jan Paderewskis Tatra Album op.12 brachten mitreißend Ausgelassenheit und Lebenskraft in den Liedern und Tänzen des polnischen Volkes zum Ausdruck.

Daran schlossen sich stimmungsvoll die rhythmischen Bewegungen aus Chopins Mazurkas op. 24 an und dann die Ohrwürmer von Johannes Brahms: die Ungarischen Tänze Nr. 4 und 6, die so kongenial aus dem Geist von Brahms heraus interpretiert wurden, wie man sie selten hört. Seelenvoll, volkstümlich und ausgelassen waren auch die drei Werke, mit denen Rózanski und Mania nach der Pause ihr Publikum in Bann spielten. Das begann mit den hämmernd grollenden Trauerklängen von Wladyslaw Zelenski (fis-Moll op.36), wurde gefolgt von den quirlig-mitreißenden Ungarischen und Spanischen Tänzen von Moritz Moszkowski (op.11 und 65) und gipfelte in den wunderbaren Souvenirs op. 28 aus der Ballett-Suite für vier Hände von Samuel Barber aus dem Jahr 1952. Damit endete ein magischer Klavierabend für Ohr, Verstand und Herz.

30 Jahre Cultur in Cannstatt wird am 21. Oktober mit einem Jubiläumskonzert gefeiert. Um 18 Uhr spielen das Ensemble Esperanza (Opus-Klassik-Preis 2018) und Robert Neumann im Kursaal. Karten gibt es unter Telefon 533024