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Die Fahrbahn-Sanierung im Schwanenplatztunnel ist ein besonderer Kraftakt. Für die Arbeiter, aber auch für Autofahrer, die auf den Umleitungsstrecken im Stau standen.

Bad CannstattEs dampft, es staubt. Und dann ist da noch dieser ohrenbetäubende Lärm. Richard Rau scheint all dies wenig zu kümmern. Der Projektleiter der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Schwanenplatztunnel schwingt sich auf ein schwarzes Fahrrad und fährt von einem zum anderen Ende der Tunnelröhre. Vorbei an der riesigen Asphaltiermaschine, die sich wie in Zeitlupe durch die Tunnelröhre in Richtung Innenstadt bewegt, vorbei an tonnenschweren Walzen, die den Belag verdichten.

Diese Strecke jedes Mal zu Fuß zurückzulegen, wäre wahrscheinlich ähnlich ambitioniert wie das Vorhaben, dem der Mitarbeiter der Firma Leonhard Weiss Bauunternehmung vorsteht: In vier Nächten und drei Tagen müssen rund 14 000 Quadratmeter Straßenbelag erneuert werden. Dafür wurden die beiden Röhren des Schwanenplatztunnels am Donnerstag kurz vor 20.30 Uhr komplett gesperrt. Und dafür wird seither rund um die Uhr in drei Schichten gearbeitet. Wann erfolgt welche Maßnahme, wann muss welcher Schritt erledigt sein – all das ist in einem Plan fixiert worden, der im Einsatzraum aushängt. Auf die Stunde genau. Alles ist eng getaktet. Diesen Zeitrahmen gilt es ebenso im Blick zu behalten, wie die Wetterprognosen, die ständig aktualisiert werden. „Wir liegen im Großen und Ganzen im Plan“, fällt Raus Zwischenfazit an diesem Samstagmorgen positiv aus.

Aber es gibt auch Faktoren, die die Arbeiten für die bis zu 150 Beteiligten erschweren. Der Regen am Freitag beispielsweise. Die feuchte Belagsschicht muss abgesaugt und mit Infrarotheizplatten getrocknet werden. Als die Lüftungstechnik ausfällt, eilt kurzerhand die Feuerwehr mit ihren Geräten zur Hilfe. Ärger machen zudem die „Unbelehrbaren“ unter den Verkehrsteilnehmern. Jene, die sich trotz zahlreicher Schilder und Baken nicht davon abhalten lassen, in die Baustelle zu fahren und aufgefordert werden müssen, diese umgehend wieder zu verlassen. Besonders dreist: In der Nacht auf Samstag trägt ein Autofahrer aus Richtung City kommend gegen halb vier morgens die Absperrung kurzerhand zur Seite und fährt über den neuen Belag in der Tunnelröhre. „Man sah deutlich die Spuren, zum Glück gab es keine größeren Schäden“, berichtet Silvester Koci vom Tiefbauamt.

Auf den Umleitungsstrecken nimmt der Verkehr am Samstagmorgen kurz nach 10 Uhr deutlich zu, die Straßen sind ab Mittag verstopft. Autofahrer auf der B10, Neckartal-, Ufer- und Pragstraße müssen viel Zeit und Geduld aufbringen, um an ihr Ziel zu kommen. Das Angebot, an diesem Tag auf dem Wasengelände das Fahrzeug abzustellen, um dann – ebenfalls kostenlos – mit der Stadtbahnlinie U11 in die Innenstadt und zurück zu fahren, wird zwar genutzt, übermäßig viel zu tun haben die beiden Einparkhelfer allerdings nicht. Knapp 50 Fahrzeuge sind bis Mittag auf dem Wasen abgestellt, am späten Samstagnachmittag hat sich deren Zahl auf rund 300 erhöht. Kapazitäten gibt es allerdings für bis zu 3000 Autos. Und auch wenige Meter weiter ist die „Nachfrage“ vergleichsweise überschaubar: 170 Fahrgäste, hat eine SSB-Mitarbeiterin notiert, seien bis halb zwölf am Haltepunkt Neckarpark in den Stadtbahnen Richtung City gesessen. All das stimmt wenig zuversichtlich mit Blick auf das VfB-Spiel gegen Dynamo Dresden am Sonntagnachmittag. Werden ausreichend Fußballfans auf ihr Auto verzichten, ihr Kombi-Ticket nutzen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Stadion fahren? Offenbar nicht. Wieder stehen die Autos auf den Zufahrtsstraßen zum Neckarpark Stoßstange an Stoßstange. Das Bild ist für die Experten der Integrierten Verkehrsleitzentrale allerdings „ganz normal, wenn mehr als 50 000 Zuschauer in die Mercedes-Benz-Arena strömen“ – auch ohne eine Baustelle als Nadelöhr.

Die Sanierung des Schwanenplatztunnels ist eine „Mammutaufgabe“, betont Claus-Dieter Hauck, Leiter der Abteilung für Stadtbahn, Brücken und Tunnelbau im Stuttgarter Tiefbauamt, am Samstagmorgen. Eine Mammutaufgabe, an der allerdings kein Weg vorbeiführt, will man den 480 Meter langen Schwanenplatztunnel als zentrale Verkehrsader Stuttgarts weiter ertüchtigen. 13 Millionen Euro werden dafür in drei Jahren aufgebracht. Die Vollsperrung am ersten November-Wochenende bringt zumindest sichtbare Ergebnisse: Dank des neuen Fahrbahnbelags erscheinen die Straßen nun heller als früher.