Blankes Entsetzen herrschte unter den VfB-Fans nach dem entscheidenden Gegentor zum 0:1. Aufgrund der Schlappe von Braunschweig blieben die VfB-Fans aber gelassen und sind sich sicher: „Das war der Aufstieg.“ Foto: Streib Quelle: Unbekannt

Von Torsten Streib

Wer zu spät kommt, den bestraft bekanntlich das Leben. Ganz so hart erwischt es diejenigen nicht, die erst kurz vor Anpfiff ins Palm Beach nach Bad Cannstatt stürmen, um dem VfB Stuttgart auf dem Weg zurück in die erste Bundesliga die Daumen zu drücken. Vor den zahlreichen Bildschirmen ist es aber rappelvoll, ganz schwer noch ein Plätzchen zu ergattern. Doch weil es gemeinsam um den Wiederaufstieg geht, wird auch unter den Fans zusammengerückt. Den gewieften VfB-Anhängern ist denn auch klar: Mit einem Sieg bei Hannover 96 wäre der VfB nach dem Betriebsunfall im Vorjahr wieder zurück in der höchsten deutschen Spielklasse. Bevor der Ball rollt, ist die Stimmung gemäßigt angespannt. „Ich bin schon etwas nervös“, sagt Daniel Bischoff und Sarah Maier fügt hinzu: „Positiv nervös, denn wenn wir es heute nicht packen, dann machen wir es eben nächste Woche klar.“ Eine Sorge treibt die Beiden und Sarahs Vater Volker jedoch um: „Hoffentlich schießt uns der Harnik nicht ab.“ Unbegründet, im ersten Abschnitt ist von 96 bestem Torjäger nichts zu sehen, aber halt auch nicht vom VfB. Die Stimmung vor den Bildschirmen ist dementsprechend gedämpft. In der 14. Minute plötzlich ein zurückhaltendes „Oh“- der Kommentator des VfB-Spiels verkündet die Führung von Bielefeld gegen Braunschweig, dem dritten Aufstiegskandidaten. Nun reicht dem VfB ein Remis, um vorzeitig den Aufstieg feiern zu dürfen. Kurz danach wieder ein „Oh“ - Bielefeld hat auf 2:0 erhöht. „Verdammt“ schimpft es dann in der 40. Minute plötzlich lautstark und zur Abwechslung einmal emotionsgeladen aus allen Ecken des Palm Beach - Felix Klaus besorgt die 1:0-Pausenführung für Hannover. „Nicht unverdient“, sagt Sarah Maier, hofft aber, dass „der VfB frisch gestärkt aus der Kabine kommt und das Spiel dreht. Wie er es schon so oft in dieser Runde gemacht hat.“ Etwas mehr Fahrt nehmen die Schwaben nach Wiederanpfiff zwar auf, doch für Unterhaltung sorgt ein anderes Team: Arminia Bielefeld. 3:0 und gleich das 4:0 schallt es aus dem Fernseher und die VfB-Fans im Lokal können sich das Lachen nicht verkneifen. Zwischendurch mal ungläubiges Kopfschütteln, als Daniel Ginczek aus kurzer Entfernung den Torhüter K.o schießt, anstatt einfach quer auf den einschussbereiten Simon Terodde zu legen. Doch die versteinerten Mienen hellen sich schnell wieder auf - dafür sorgt Bielefeld, das letztlich Braunschweig mit 6:0 schlägt. Das wird im Palm Beach mit anhaltendem Applaus quittiert. Ebenso wie die Gelbe Karte für Harnik, der Hannover im letzten Saisonspiel fehlen wird - großer Beliebtheit erfreut sich der Ex-Stuttgarter hierzulande anscheinend nicht mehr. Abpfiff, der VfB verliert 0:1, hat aber drei Punkte und zehn Tore Vorsprung auf Braunschweig. Der Aufstieg steht für die Fans - im Vergleich zum Sky-Moderator, der wohl an ein Braunschweiger Fußball-Wunder glaubt - fest. Freude keimt aber nicht wirklich auf, die meisten verlassen fluchtartig das Lokal hinaus in den Regen. Auch bei Daniel Bischoff sowie Volker und Sarah Maier hält sich die Begeisterung in Grenzen. „Klar war‘s das“, sagen sie, „aber nun gewinnen wir noch gegen Würzburg. Dann feiern wir den Titel im Stadion und auf dem Wasen. Dann aber richtig.“