Betrüger haben es mit Maschen wie dem „Falschen Polizisten“ oder dem „Enkeltrick-Betrug“ vor allem auf ältere Menschen abgesehen. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

(red) - In der vergangenen Woche haben wieder vermehrt Trickbetrüger auch in Bad Cannstatt zugeschlagen. Ihre Zielgruppe sind vor allem ältere Menschen. Die Kriminellen geben sich hilflosen Menschen gegenüber häufig als Polizeibeamte oder Enkel aus, um dann Geld und Wertgegenstände zu erhalten. Aktuell gibt es eine neue Masche, bei der Unternehmen die Opfer sind.

Immer häufiger treiben falsche Polizisten ihr Spiel mit vorwiegend arglosen, älteren Menschen und bringen sie um ihre Ersparnisse, Schmuckstücke sowie Wert- oder Kunstgegenstände. Die Täter geben sich als Polizisten oder andere Amtspersonen aus und täuschen oftmals vor, über den Polizeinotruf „110“ oder andere Behördenleitungen anzurufen. Dieser Telefonbetrug ermöglicht den Tätern, fast ohne Risiko an schnelles Geld oder Vermögenswerte zu kommen und nimmt rasant zu.

Im Jahr 2014 haben die dreisten Täter 84 Mal zum Telefon gegriffen und ihre Opfer zu einer verhängnisvollen Fehleinschätzung des Anrufs gebracht und mit dieser Masche Beute im Wert von rund 200 000 Euro gemacht. Die lukrative Betrugsmasche verdoppelte sich im Jahr 2015 und steigerte sich im letzten Jahr nochmalig auf 225 Fälle. Der Vermögensschaden auf der Opferseite betrug insgesamt weit mehr als zwei Millionen Euro.

Die Internettelefonie ermöglicht jedermann, im Display jede beliebige Rufnummer anzeigen zu lassen und damit über den wirklichen Anrufer zu täuschen. Mit wilden Räuberpistolen erwecken die falschen Polizisten bei ihren Opfern den Eindruck, diese werden bald von Einbrechern heimgesucht, die es auf ihr Bargeld und ihre Wertgegenstände abgesehen haben.

Die falschen Polizisten gaukeln vor, dass Geld und Wertsachen weder zu Hause noch auf der Bank sicher seien. Schließlich kündigen sie an, einen Polizisten in Zivil vorbei zu schicken, der Geld und Wertsachen zur sicheren Verwahrung abholt.

Dabei sind die Betrüger kreativ und erfinden immer wieder neue Maschen. Aktuell haben sie ein Vorgehen, mit dem sie insbesondere von Unternehmen Geld erhalten. Dieses heißt „Fake Customer“. Seit März 2017 senden die Kriminellen vermehrt E-Mails mit irreführenden Absenderangaben an mittelständische Unternehmen der Metall-, Automobil- und Lebensmittelindustrie. Sie treten als Großkunden auf und geben unter dem Deckmantel seriöser britischer Unternehmen in großem Stil Bestellungen ab. Aus diesem Grund nennt die Polizei das Vorgehen „Fake-Customer“, also falscher Kunde.

Die Anbahnung des Geschäfts erfolgt mit Hilfe von E-Mail-Absenderadressen, die den Anschein erwecken, von Beschäftigten seriöser Unternehmen in Großbritannien zu stammen. Durch Fachbegriffe und branchenübliche Formulierungen unterstreichen die Betrüger diesen Eindruck und gaukeln Kaufinteresse vor. Die Täter signalisieren bei den Warenbestellungen sofortige Zahlungsbereitschaft und belegen wenn nötig ihre Bonität mit gefälschten Bilanzen.

Die Betrüger beauftragen über das Internet internationale Speditionen und lassen sich die Bestellungen nach Großbritannien ausliefern. So gelangen Lieferungen mit Warenwerten von über 100 000 Euro direkt in die Hand der Täter: Bezahlt wird die Ware nicht. In Baden-Württemberg treten die Betrüger vor allem in jüngerer Zeit verstärkt auf. Insgesamt sind auf diese seit Juni 2016 bekannte „Fake Customer“-Masche neun Firmen in Baden-Württemberg hereingefallen. Diese lieferten Waren im Wert von rund 25 bis circa 300 000 Euro an die Betrüger. Der Gesamtschaden liegt bei knapp einer Million Euro.