Thomas Jakob (links) mit Schlagerstar Andreas Gabalier. Konzerte am Hockenheimring stellen für die Stadt eine große Herausforderung dar. Foto: privat - privat

Thomas Jakob, der ehemalige Cannstatter Bezirksvorsteher, ist seit vier Jahre in Hockenheim Bürgermeister. Ein Beruf, der ihm viel abverlangt, aber auch Spaß macht.

Bad Cannstatt Immer wieder schlägt Thomas Jakob beim Fest eines Hockenheimer Anglervereins mit dem Gummihammer zu. Als Bürgermeister mit viel Erfahrung dürfe er sich natürlich nicht blamieren, schießt es dem ehemaligen Bezirksvorsteher von Bad Cannstatt beim Fassanstich durch den Kopf. Das ging doch bei zahlreichen Volksfestumzügen und auch beim europäischen Narrentreffen viel einfacher. Er holt erneut aus, doch der Zapfhahn will einfach nicht bis zum Bier vorstoßen. Sein nächster Gedanke: Hier stimmt etwas nicht. Und tatsächlich täuscht ihn sein Näschen nicht: „Man hatte mich aufgrund meiner Vorgeschichte reingelegt.“ Am richtigen Fass lief dann alles wie am Schnürchen – mit zwei gezielten Schlägen war es angezapft.

Das Jubiläum der Rassetaubenzüchter, Grußworte beim Hundesportverein oder der Fassanstich beim Anglerverein – klingt eigentlich alles sehr vertraut, oder? Obwohl Hockenheim mit 21 000 Einwohnern deutlich kleiner als Bad Cannstatt ist, habe er als Bürgermeister deutlich mehr Verantwortung, betont Jakob. „Hier bin ich mitten drin in der politischen Arbeit, als Bezirksvorsteher war ich weitgehend nur beratend tätig.“

Ein Chor aus 70 000 Menschen

Vom Mediator zum Macher: Als Bürgermeister und Stellvertreter des OB ist er in Aufsichtsräten und Gesellschaferversammlungen vertreten, das war er als Sauerwasserschultes nicht. Während sich der Technikausschuss in Stuttgart jedoch morgens trifft, finden die Sitzungen in Hockenheim abends statt. 13-Stunden-Tage seien keine Seltenheit. Jakob nimmt es gelassen: „Wenn einem das Schaffen Spaß macht, ist es ein Geschenk“, sagt der 59-Jährige. Er gibt aber zu, dass ihn die Verwaltungstätigkeiten sehr beanspruchen. „Arg viel Luft bleibt da nicht.“ Bei einem 100. Geburtstag – in Bad Cannstatt zählte das für ihn zu den Pflichtterminen – vorbeizuschauen, sei jetzt eher die Ausnahme.

Ein spannendes Aufgabenfeld stelle indes der Hockenheimring dar, der zu 94 Prozent im Besitz der Stadt sei. „Vor allem die Konzerte bedeuten einen Riesenaufwand, da müssen Sicherheitskonzepte erstellt werden.“ Beispielsweise, wenn Andreas Gabalier die Massen anzieht. „70 000 Menschen, die auf der Rennstrecke gemeinsam im Chor singen, ist schon irre.“ Des einen Freud ist des anderen Leid: Wie schon auf dem Wasen, sei der Lärm ein großes Thema. „Mit der sogenannten Delay-Technik und vielen kleinen Lautsprechern, die die Fläche vor der riesigen Bühne punktuell beschallen, kriegt man das Problem aber in den Griff“, sagt Jakob, der auch aus der Ferne mitverfolgt, was so in der Landeshauptstadt passiert.

„Wenn ich mit meinem Auto zur Arbeit fahre und im Radio höre, dass in Stuttgart wieder Feinstaubalarm ist, muss ich schmunzeln. Dann denke ich jedes Mal, wie schön es doch in der Kurpfalz ist.“ Die nutzlose Maßnahme, die auch von vielen Schwaben nur belächelt werde, sei die beste Anti-PR-Kampage, die er kenne. „Es entsteht ein Schmutz-Image, das an Peking und Schanghai erinnert und so nicht stimmt.“ Amüsiert habe ihn auch das Konfetti-Verbot in der Stuttgarter Innenstadt. „So was haben wir in Hockenheim nicht. Trotz eines großen Umzugs mit mehr als 80 Zügen. „Hier wird die fünfte Jahreszeit wirklich wild gefeiert.“

Für die Fasnetszeit hat er also Ersatz gefunden, den Kontakt nach Bad Cannstatt jedoch nie abbrechen lassen. Als seine Mutter in der Weinstube Zaiß ihren Geburtstag feierte, habe er auch eine Runde durch die Cannstatter Altstadt gedreht. Egal ob auf dem Marktplatz, vor der Stadtkirche oder am Erbsenbrunnen – an jeder Ecke habe er ein bekanntes Gesicht getroffen. „Mit vielen Leuten pflege ich langjährige Freundschaften.“

Besonders wichtig sei ihm immer auch das Theaterschiff gewesen. „Es ist eine Perle für Bad Cannstatt, die über die Grenzen des Stadtbezirks strahlt.“ Viel Zeit, Aufführungen zu besuchen, wird Jakob in diesem Jahr jedoch nicht finden. Derzeit bastelt er an einem großen Jubiläumsprogramm. Hockenheim wurde im Jahr 769 in einer Schenkungsurkunde als Ochinheim erstmals urkundlich erwähnt. „2019 sind deshalb 111 Veranstaltungen geplant.“ Dabei komme ihm seine Erfahrung aus Bad Cannstatt zu Gute: Gemeinsam mit vielen Helfern und vor allem mit Eberhard Koengeter, dem Vorsitzenden des Maibaums-Vereins, hatte er 2008 das „internationale Stadtfest“ auf die Beine gestellt. Gefeiert wurde die erste urkundliche Erwähnung Cannstatts vor 1300 Jahren. „Das war eine tolle Geschichte damals. Ich bin überzeugt, dass wir nächstes Jahr auch in Hockenheim viele Glanzlichter setzen können.“

Weltreise geplant

Jakob ist seit Frühjahr 2014 als Bürgermeister in Hockenheim tätig und hat somit die Hälfte seiner Amtszeit hinter sich. Trotz der Freude, die ihm sein Beruf bereitet, schließt er eine Fortsetzung aus. „Weitere acht Jahre wären mir zu lang.“ Stattdessen habe er andere Pläne. „Im Ruhestand will ich auf Weltreise gehen.“ Vor allem die USA würden ihn reizen. Saint Louis und die Ostküste sowie Las Vegas und die Westküste seien Ziele, die ganz oben auf seiner Liste stehen. „Auch nach Südamerika, insbesondere nach Brasilien und Argentinien, würde ich gerne mal fliegen.“

Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? „Natürlich werde ich dann auch wieder häufiger im Theaterschiff vorbeischauen“, sagt Jakob, der noch immer im Vorstand des Fördervereins ist.