Auch für die Wilhelmstraße wird Tempo 30 gefordert. Foto: Rehberger - Rehberger

Der Bezirksbeirat hat sich mehrheitlich für Tempo 30 nachts auf den Durchgangsstraßen in Bad Cannstatt ausgesprochen, an einigen stark befahrenen Straßen wie der Wilhelmstraße auch tagsüber.

Bad CannstattDer Bezirksbeirat Bad Cannstatt spricht sich für eine Geschwindigkeitsbegrenzung im Stadtbezirk aus. Mit 11:9 Stimmen wurde ein entsprechender Antrag der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke/Plus befürwortet. Zunächst hieß es im Antrag, die Verwaltung solle die Maßnahmen umsetzen. Auf Vorschlag der SPD wurde dies in einen Prüfauftrag umgewandelt, der dann auch zum Beschluss geführt wurde.

Vorgeschlagen wird, im gesamten Vorbehaltsstraßennetz nachts die Höchstgeschwindigkeit auf Tempo 30 zu reduzieren. In den Streckenabschnitten des Vorbehaltsstraßennetzes, in denen sich Schulen, Kitas, Spielplätze, Krankenhäuser sowie soziale und Versorgungseinrichtungen befinden, soll ganztägig die Tempo-30-Regelung gelten. Gleiches soll für Straßenzüge gelten, die „erheblich durch Lärmemissionen belastet sind“, so die Antragsteller und führen die Augsburger Straße, die Straße Hallschlag, die Gnesener, Waiblinger, Nürnberger, Wilhelm-, Brunnen-, Brücken- und Schönestraße an. Ziel sei die Verminderung der Lärmbelästigung insbesondere an den belasteten Straße, eine Erhöhung der Verkehrssicherheit im Umkreis von Schulen, Kitas und Ähnlichem sowie eine verbesserte Luftreinhaltung. „Die Lebensqualität des Stadtbezirkes insgesamt würde sich verbessern“, ist die Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke/Plus überzeugt. „Die aktuelle Lärmkartierung von 2017 hat aufgezeigt, dass in Bad Cannstatt einige Straßenzüge erheblich durch Lärmemissionen belastet sind“, ergänzte Bezirksbeirat Siegfried Deuschle. „Wir müssen die Menschen vor Lärm schützen.“ In anderen Städten wie Göppingen gehe es ja auch. Zudem werde es dann auch für Radfahrer sicherer. „Es hat also nur Vorteile.“

Das sehen nicht alle so. „Wir stimmen nicht zu“, sagte Thrasivoulos Malliaras (CDU). Man müsse jede Straße im Einzelfall betrachten. Für die Wilhelmstraße etwa sei es durchaus denkbar. „Pauschal Tempo 30 löst aus, was wir nicht wollen.“ Nämlich Verkehr in den Wohngebieten. „Das führt zum Verkehrskollaps.“ Dies sei der falsche Ansatz. Gerhard Veyhl von den Freien Wählern hätte dem Antrag zugestimmt, wenn sich die Geschwindigkeitsreduzierung auf nachts beschränken würde. Die Konfliktsituation in der Wilhelmstraße (wir berichteten) hält auch er für problematisch. „Das Ganze hat sich durch Einführung der X1-Busses noch verstärkt.“ Auch Doris Höh (FDP) stimmte gegen den Antrag. „Ich bin gegen das Gießkannenprinzip. Man muss den Einzelfall prüfen.“

Die Grünen signalisierten Unterstützung. „Das hat in vielen Städten Erfolg“, begründete Fraktionssprecher Peter Mielert. Es sei „menschen- und lebensfreundlich“. Die Grünen hatten in einem eigenen Antrag eine Temporeduzierung für die Wilhelmstraße auf ganzer Länge gefordert. Und Unterstützung von Anwohnern erhalten. Einige wohnten der Sitzung des Bezirksbeirates bei. Louis Blum hatte sich beim Punkt Bürgeranfragen dazu zu Wort gemeldet. „In der eng bebauten Wilhelmstraße ist schon immer viel Verkehr.“ Und der nehme zu. „Schlimm ist es seit der Einführung der zweiten Spur vom Wilhelmsplatz.“ Vor dem Einfädeln werde noch einmal beschleunigt, „vor allem abends und nachts“. Straßenlärm ab 55 Dezibel sei gefährlich und gesundheitsschädlich. In der Wilhelmstraße würden Werte von 60 bis 65 Dezibel erreicht. „Alles spricht für Tempo 30“, so seine Bitte ans Gremium. „Die Gesundheit der Anwohner sollte wichtiger sein als das Vergnügen, zehn Sekunden schneller zu sein.“

Über den Grünen-Antrag zur Wilhelmstraße wurde nicht mehr abgestimmt. „Das hat sich ja durch die Zustimmung zum Antrag von SÖS/Linke-Plus erledigt, ist ja darin enthalten“, begründete Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler. Jetzt ist die Verwaltung am Zug