Das Wizemann-Areal lädt ein zum Blick hinter die Kulissen. Quelle: Unbekannt

Künstler, Start-Up-Unternehmen und Kreative haben sich im Areal in der Quellenstraße angesiedelt.

Bad CannstattFortuna, Eckardt, SKF und Wizemann, alles traditionsreiche Namen einer einstmals ruhmreichen Industrieepoche Bad Cannstatts an der Pragstraße. Doch die ist längst Geschichte, einzig der Mahle-Konzern hält diesbezüglich die Fahne noch hoch, allerdings plagen das Unternehmen, das im kommenden Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, finanzielle Schwierigkeiten. Die Folgen: Stellenabbau und Arbeitskampf – ein Thema das in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Stammgast an der Pragstraße war.

Denn Arbeitskampf war einst auch bei der Firma Wizemann ein großes Thema. Als das Unternehmen an den Nachbarn Mahle verkauft wurde, ging 1991 die Belegschaft auf die Straße. Doch davon sprechen heute nur noch Alt-Cannstatter, denn der Name Wizemann lebt mehr denn je, allerdings in einem ganz anderem Zusammenhang als noch vor fast 30 Jahren.

Der Name ist geblieben

Der Name ist geblieben: J. Wizemann GmbH u. Co. KG. Doch neben dem Vertrieb von Spezialprodukten konzentriert sich das Unternehmen schon seit Jahrzehnten vor allem auf die Umnutzung und Neugestaltung der ehemaligen Produktionsstätte und Erhaltung des Areals als attraktiven Standort für junge, kreative und innovative Firmen und Unternehmen. Entstanden ist – fast unbemerkt von der Öffentlichkeit – eine kunterbunte Mischung bestehend aus Fotografen, Architekten, Filmemachern, Werbe- und Marketingagenturen. Im Wizemann-Areal an der Quellenstraße sind auf rund 13 000 Quadratmetern etwa 70 unterschiedlichste Mieter untergekommen. Die Spannbreite reicht vom Kleinstunternehmer, der nur einen kleinen Raum mietet, bis zu großen Firmen, die ein ganzes Stockwerk anmieten. Was allen Mietern gemeinsam ist: Kreativität. Und die ist in den 90er-Jahren eher zufällig in die alten Fabrikmauern eingezogen.

Zapata der erste Großmieter

Als größter und wichtigster Mieter war damals zunächst der inzwischen geschlossene legendäre Live-Club Zapata an die Pragstraße gezogen. Damals ein perfekte Lösung für beide Seiten. Denn durch den Kult-Club wurde das Wizemann-Areal erst richtig bekannt – auch über die Stadtgrenzen hinaus. Und um das Zapata siedelten sich viele Künstler und Medienschaffenden in dem Gebäude an.

Für diejenigen, die dem herben Charme der ehemaligen Produktionsstätten entwachsen sind, hat die Firma Wizemann seit 2003 eine Alternative parat. Das Wizemann-Haus, das auf der anderen Seite der Straße Im Schwenkrain binnen zwei Jahren für knapp drei Millionen Euro entstanden ist. Das Wizemann-Haus ist vor allem gedacht für Firmen, die moderne, professionellere Räume brauchen.

Nachdem sich Wizemann von Zapata-Betreiber Javier Arevalo im Jahr 2013 getrennt hatte, war guter Rat teuer. Immerhin standen gut 2000 Quadratmeter Veranstaltungsfläche leer. Doch zwei Jahre später feierte eine neue Stuttgarter Event-Location Premiere. Der Name: Im Wizemann, der Betreiber: die STR Kultur- und Betriebs GmbH mit Geschäftsführer Matthias Mettmann. Und die neue Veranstaltungsstätte boomt: Rund 150 000 Menschen besuchten im vergangenen Jahr die knapp 240 Events und Konzerte.

Wie wichtig das Wizemann-Areal mit seinem Konzept mittlerweile auch für die Stuttgarter Rathausspitze ist, zeigt der Februar 2018. OB Fritz Kuhn eröffnete damals den sogenannten „M.Tech Accelerator“ im Wizemann Space. Gründer aus den Bereichen Mobilität und Hochtechnologie finden hier seitdem Platz und Unterstützung für ihre innovativen Geschäftsideen.

Das Wizemann lädt am Freitag, 19. Juli, zu einem Blick hinter die Kulissen ein. An diesem Tag präsentieren sich von 9 bis 18 Uhr rund 50 dort ansässige Firmen. Willkommen sind laut Constantin Wizemann auch frühere Mitarbeiter, die gerne ihre alten Fotos mitbringen dürfen. Um Anmeldung unter anmeldung@richtung-zukunft.info wird gebeten. Weitere Informationen: wizemann-areal.de/richtung-zukunft.