Matthias Holtmann, Moderatorin Stefanie Anhalt und Neurologe Klaus Schreiber im Kleinen Kursaal. Foto: Thomas Kienzle Quelle: Unbekannt

(red) - Das mit dem Thema Parkinson auch offensiv umgegangen werden kann und muss, zeigte eine AOK-Veranstaltung im Kleinen Kursaal. Gut 250 Besucher lauschten dem bekannten Moderator Matthias Holtmann, der mutig und emotional über seine Krankheit erzählte.

Mehr als eine viertel Million Menschen sind bundesweit von Morbus Parkinson betroffen. Nach Schätzungen der Deutschen Parkinson Vereinigung könnte die Zahl sogar bei deutlich über 300.000 liegen. Damit ist Parkinson die zweithäufigste neurologische Erkrankung in Deutschland. Rund 22000 Versicherte der AOK Baden-Württemberg leben derzeit mit dieser Diagnose. Tendenz steigend. Dennoch ist Parkinson in der Öffentlichkeit nahezu unbekannt und eine Tabukrankheit.

Dass dies so ist, liegt auch an den Erkrankten selbst, wie das Beispiel Matthias Holtmann zeigt: Bewegend schilderte er, wie er Symptome zunächst verdrängte, dann schön redete, sogar zum Alkohol griff und erst, als Freunde ihn nachdrücklich dazu aufgefordert hatten, einen Mediziner aufsuchte. Im Gespräch mit seinem behandelnden Arzt, dem Stuttgarter Neurologen Klaus Schreiber, wurde deutlich, dass ein solches Verhalten beim Beginn der Erkrankung fast schon typisch ist: „Die Meisten glauben erst einmal nicht an die Diagnose und wollen sie nicht wahrhaben“, so Schreiber. Laut einer britischen Studie (2016) hält mehr als ein Drittel die Erkrankung geheim - sei es, weil sie keinen Weg finden, darüber zu sprechen, sei es, dass sie ihre Diagnose nicht akzeptieren oder Ausgrenzung und Stigmatisierung befürchten. Und der Erfinder der SWR-Show „Pop und Poesie“, Matthias Holtmann, unterstreicht sein Motiv nun öffentlich darüber zu sprechen: „Es ist mir ein Anliegen, Ängste zu nehmen und aufzuklären, denn man stirbt mit Parkinson, aber nicht wegen Parkinson.“

Veranstalter waren die drei Vertragspartner des AOK-Hausarzt und -FacharztProgramms. Neben der AOK sind dies der Hausärzteverband und MEDI Baden-Württemberg. Gemeinsam mit Matthias Holtmann wollen sie mit dem neuen Veranstaltungsformat mehr Betroffene erreichen und die Öffentlichkeit verstärkt über die Krankheit aufklären. Christopher Hermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, sagt stellvertretend für die Veranstalter: „Wir sind Matthias Holtmann sehr dankbar für seine Offenheit. Der Abend hat gezeigt, dass eine Behandlung, die den ganzen Patienten in den Blick nimmt, Voraussetzung dafür ist, mit der Krankheit besser zu leben und über viele Jahre eine hohe Lebensqualität zu erhalten. Das ist ein Ziel, das wir uns mit den vor neun Jahren gestarteten Haus- und Facharztverträgen in Baden-Württemberg gesetzt haben, und das noch deutlich mehr Parkinson-Patienten zugutekommen soll.“

Obwohl Parkinson nicht geheilt werden kann, böten medikamentöse Therapie und begleitende Maßnahmen gute Möglichkeiten, den Krankheitsfortschritt zu verzögern und bei den Symptomen deutliche Verbesserungen zu erzielen, so Schreiber, der auch Mitglied bei MEDI Baden-Württemberg ist. Um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen, seien eine frühzeitige Diagnose und das strukturierte Zusammenspiel zwischen Hausarzt und Facharzt sehr wichtig. Hier biete das eng verzahnte AOK-Hausarzt und -FacharztProgramm Vorteile. Der behandelnde Arzt habe mehr Zeit für die individuelle Behandlung und eine ausführlichere Beratung, beispielsweise für eigenverantwortliche Bewegungsprogramme, berichtete Dr. Schreiber: „Zudem erhalten Parkinson-Patienten mit häufigen Begleiterkrankungen wie Depressionen schneller Zugang zu psychiatrischer Behandlung“.

Bewegend und lehrreich sei die Veranstaltung gewesen, so das Fazit der Besucher, die sich in persönlichen Gesprächen sowie an Ständen der Vertragspartner und der Deutschen Parkinson Vereinigung weitergehend informieren konnten.