Siegfried Adler: „Ich wollte mit dem Bild die Verbindung von Unterwelt und Schönheit darstellen.“ Foto: Gall - Gall

Hin und wieder sieht man Siegfried Adler in der Marktstraße sitzen und an seinen Bildern arbeiten. Dabei hat der gebürtige Allgäuer einen ereignisreichen Weg hinter sich.

Bad CannstattAuf den Knien robbt er über das auf dem Boden liegende Bild, das aus mit Acrylfarben bemalter Dachpappe besteht. Eine junge Frau, im Hintergrund Gemäuer und im Vordergrund Blumen und Pflanzen, sind auf dem Bild zu sehen, das der Straßenmaler gestern in der Marktstraße auf den Straßenbelag gezaubert hat. Viele Passanten bleiben stehen und schauen sich das Gemälde in Ruhe an. Ein Lächeln wünsche er sich von den Vorbeilaufenden, steht auf einem der Transparente, die das Bild einrahmen.

„Ich verfolge mit dem Bild das Ziel, dass jeder für sich etwas Positives daraus ableiten kann. Dem fünfjährigen Kind sollte es gefallen, genauso aber auch der Oma, die vorbei kommt. Jeder soll etwas anderes aus dem Bild mitnehmen können“, sagt Siegfried Adler, der seit acht Jahren in Stuttgart wohnt und malt. Gerade ist er dabei, mit Schleifpapier das Bild noch zu akzentuieren. „Die Farben und die Optik sind mir noch etwas zu glatt, ich würde dem Bild gerne noch etwas Raues geben.“ Anstrengend und schmerzhaft sei für ihn die Arbeit auf dem Boden, nachdem er seit einem Autounfall unter starken Rückenschmerzen leide. „Ich mache es trotzdem weiterhin, angetrieben von Lust und Liebe.“ Schon mit 22 Jahren verließ er seine Heimat im Allgäu, um als Straßenkünstler durch die Welt zu ziehen: „Wie das bei jungen Menschen so ist, hat mich die Abenteuerlust gepackt.“ So hat er schon in vielen Ländern Straßenkunst gemacht. Vor allem in Europa sei er viel unterwegs, Frankreich, Spanien und Italien, das er als „zweite Heimat“ bezeichnet, haben es ihm dabei besonders angetan. Auch in Israel hat er schon gemalt. „Vor allem nach Italien zieht es mich immer im Frühling und im Herbst. Über Triest arbeite ich mich an der östlichen Seite des Stiefels runter nach Pescara. Dabei lasse ich Rimini und vor allem Venedig außen vor, da es dort immer wieder zu Schwierigkeiten mit der Polizei kommt.“ In Bad Cannstatt seien die Polizisten eher an seiner Kunst interessiert und lassen ihn in Ruhe malen. Auf seinen 160 Stationen, die er bisher in Deutschland mit seiner Kunst begleitet hat, sei es nur in München zu Problemen mit den Gesetzeshütern gekommen. Generell gefällt ihm Cannstatt sehr gut: „Normalerweise arbeite ich in Stuttgart am Schlossplatz, ich wohne dort auch unweit entfernt am Neckartor. Hin und wieder komme ich nach Cannstatt und freue mich immer über die familiäre Atmosphäre, die Ruhe und die Gemütlichkeit, die ich so in der Innenstadt nicht vorfinde.“ Die Resonanz, die er für seine Arbeit bekommt, sei dabei zu 80 Prozent positiv. Das gewünschte Lächeln ist dem Künstler somit sicher. sg